ich bin heute morgen im KB Allenbach über einen Eintrag gestolpert, der äußerst wütend klingt Der Pfarrer scheint sehr erbost über ein Paar, das er am 23.11.1624 in Allenbach vermählt. Anscheinend war eine Menge Lust im Spiel…
Den eigentlichen Eintrag kann ich lesen, aber bei dem darunter gesetzten lateinischen Text und den Randvermerken schwanke ich sehr.
Es handelt sich um das Kirchenbuch Allenbach, Taufen 1617-1754, Eheschließungen 1617-1754, Sterbefälle 1617-1753, Bemerkungen 1555-1709; es müsste Seite 154 sein, wenn ich richtig durchgezählt habe.
Link zum KB bei Archion: Archion KB Allenbach , Bild 79
1. Randvermerke
Am Rand lese ich „Mortuus est Inspr tuis verba“, also scheint hier jemand nach den harten Worten verstorben zu sein. Wer genau, das ist mir nicht klar. Darunter lese ich des Pfarrers Namen, Friedrich Schmoll(io), dazwischen etwas von einer Jungfrau Schmidt/Schmitz. Kann hier jemand Genaueres entziffern? Tatsächlich übernimmt danach ein anderer das Kirchenbuch.
2. Lateinische Fußnote
Wenn der/die ein oder andere Lateinexpert*in sich den Text unter dem Eintrag vornehmen mag, würde ich mich sehr freuen. Ich kann einzelne Wörter entschlüsseln, aber so richtig Sinn kriege ich nicht rein.
3. Nachname des Bräutigams
Ich lese hier „Adam Veß, Leyendecker“, habe aber an anderen Stellen im KB einen Adam Buß, Leyendecker, gefunden. Dort ist „Buß“ auch sehr deutlich und sehr gut lesbar geschrieben. Wie sieht es mit Veß aus, liest jemand etwas anders?
Vielen Dank im voraus und viele Grüße aus dem Hunsrück
Anne (Unfried)
ich habe „unsere“ Lateinspezialistin Dr. Margarete Stitz aus St. Wendel gefragt, die mir heute antwortete.
Roland Geiger:
"Salve, ich lese:
„Den 23. 9bris hatt ADAM Veß Leyendecker mit Margreth Hanß Brüchern tochter seinen Kirchgang gehalt(en). Textus nuptialis erat („Hochzeitsspruch war“) 1 Thess. 4. ( „Das ist der Will Gottes euere Heiligung, das Ihr meidet die Hurerey und ein Jeder wiße sein Faß zu behalten in Heiligung u. in Ehren, nicht in der Lustseuche wie die Heyd(en), die von Gott nichts wissen. Deo Omnia nota („Gott ist alles bekannt“).“ Im paulinischen Brief an die Thessalonicher steht aber nicht „sein Faß“, sondern „seine Frau“.
Am rechten Rand steht: „Mortuus est? Inspectoris verba.“ („Ist er tot? Worte eines Zuschauers.“) Was der Pfarrer und die Jungfrauen Sch-?- sollten, ist mir nicht klar.
vielen lieben Dank dafür an Dich und auch an Dr. Stitz, für Eure Mühen.
Das hilft mir schon mal deutlich weiter, wenn auch Ihr dort Veß lest.
Im Anschluss sind die Eintragungen in anderer Handschrift und anderem Stil verfasst, obwohl der Pfarrer Schmoll in dem Jahr noch nicht verschieden sein soll. Wahrscheinlich hatte er nur die Nase voll von seinen Schäfchen und hat das Weite gesucht
ich habe mir auch mal diesen Text angesehen. Für mich steht der Familienname „Veß“ auch nicht in Frage. Ich lese am rechten Rand: „Mortuus est? Inspectoris verba uber Pfarrer unnd Jungfrau(en) Schmidt. Nimbt sellt(en) ein guth End(en). P(ost)scri(p?)tum t(em)p(or)is pastor loci JF Schmolli(us).“ Hinter dem „Inspector“ verbirgt sich Michael Artopoeus (1574-1629), erster Pfarrer in Trarbach und damit gleichzeitig Superintendent = Inspektor der Hinteren Grafschaft Sponheim. Zunächst dachte ich, dass der lateinische Zusatztext von ihm stammen könnte, aber allein nach der Schrift im Trarbacher Kirchenbuch konnte ich das nicht mit Sicherheit bestätigen, zumal dort meistens der zweite Pfarrer aktiv war. Schmoll blieb bis 1626 in Allenbach und wechselte dann als zweiter Pfarrer nach Enkirch, wo er 1649 starb. Die Schriften sollten sich aber mit etwas Recherche zuordnen lassen. Ein Vorgänger Artopoeus’ war um 1580 übrigens Johannes Brücher aus Allenbach. Ob das eine Anspielung sein soll?
vielen Dank für die Lesehilfe. So macht das natürlich schon eher Sinn. Hört sich für mich so an, als sei der Tod des Adam Veß quasi das zu erwartende, ungute Ende seines Lotterlebens.
Danke auch für den Hinweis auf sein Sterbedatum! Und gut, dass ich ihn nun halbwegs sicher als „Veß“ abspeichern kann.
Mich wunderte ein wenig der plötzliche Wechsel im Stil und auch in der Handschrift im Kirchenbuch ab diesem Eintrag - aber der ist auch wiederum nicht so deutlich und, wie es scheint, auch nur vorübergehend. Vielleicht hat der Pfarrer nur eine neue Schreibfeder bekommen