Hallo Listenmitglieder,
eine meiner Vorfahrin wird als "Einliegerin" bezeichnet. Kann mir jemand mitteilen, was darunter zu verstehen ist ?
mit freundlichen Grüßen Günter Watzke
Hallo Listenmitglieder,
eine meiner Vorfahrin wird als "Einliegerin" bezeichnet. Kann mir jemand mitteilen, was darunter zu verstehen ist ?
mit freundlichen Grüßen Günter Watzke
G�nter Watzke schrieb:
eine meiner Vorfahrin wird als "Einliegerin" bezeichnet. Kann mir jemand mitteilen, was darunter zu verstehen ist ?
Hallo G�nter,
Einlieger (Inlieger, Inwohner) waren meist Tagearbeiter oder Handwerker, die zur Miete wohnten. Auch heute gibt es noch den Begriff "Einliegerwohnung" = abgeschlossene Wohnung in einem Einfamilienhaus.
Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm
Hallo Günter und auch alle anderen,
der Betreff ("subject") "Bitte um Hilfe!" ist nicht gerade informativ, denn fast
jeder "bittet um Hilfe". Antworten müssten dann durch die Bank weg mit
"Biete Hilfe" geschrieben werden. Ebenso gibt es Mails mit den Themen
"(no subject)" oder "Ahnenforschung" oder einfach nur "Suche".
Wie soll ich bei den täglich 40 bis 50 Mails, die ich erhalte, auf einen Blick feststellen,
was für mich interessant ist und wo ich unter Umständen helfen kann, wenn solch
allgemeine Betreffzeilen verwendet werden?
Besser sind Betreffs wie: "Was bedeutet "Einlieger"?" oder: "Suche PTOK, Königshütte, ca. 1880".
Solche Betreffs erleichtern anschließend auch die Suche im Archiv der Mailingliste.
In der Hoffnung auf informativere Betreffzeilen wünsche ich euch noch
ein schönes Wochenende.
Viele Grüße aus dem Rheintal!
Gregor
Hallo G�nther,
vielen Dank f�r die Erkl�rung. Meine Vorfahren haben als Landarbeiter auf
dem Gut in Murke Kreis Lissa gelebt und gearbeitet, als Freikutscher,
Hofg�rtner, Hirte u. a. Sie haben sicher keine eigenen H�user besessen,
sondern in Arbeiterh�usern des Gutes gewohnt. Wo hat denn die Einliegerin
zur Miete gewohnt oder waren alle Gutsarbeiter "Einlieger"? Die bewu�te
Vorfahrin wird als "Witwe und arme Einliegerin" bezeichnet. Gibt es dazu
eine weitergehende Erkl�rung?
Mit freundlichem Gru� G�nter
G�nter Watzke schrieb:
Wo hat denn die Einliegerin zur Miete gewohnt oder waren alle Gutsarbeiter "Einlieger"? Die bewu�te Vorfahrin wird als "Witwe und arme Einliegerin" bezeichnet. Gibt es dazu
eine weitergehende Erkl�rung?
Hallo G�nter,
Gutsarbeiter besa�en manchmal auch eigene H�user. Mein Namensvetter aus New York zitiert dazu Klaus E. Kunze:
"Die �brigen Bewohner des Dorfes [er unterscheidet sie von den Bauern, G�rtnern und H�uslern] waren landlose Gutsarbeiter, Tagel�hner, Knechte, M�gde, Sch�fer, Hirten, Fischer und sonstige Gewerbetreibende, die in den zahlreichen Gesindewohnungen des Dominiums und seiner Vorwerke lebten oder als Einlieger, Inwohner oder Mietwohner einzelne R�ume oder Auszugwohnungen der Stellenbesitzer gemietet hatten." (Siehe Boehm-Chronik -- Dominium ). Ein Einlieger war also immer Mieter bei einem Bauern, G�rtner oder H�usler und nicht der Bewohner einer zum Gut geh�renden Gesindewohnung.
Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm
Hallo G�nther,
dass sind sowas, wie "Unterbauern". D.h. es gab auf groesseren Hoefen (Groesse ist je nach gegend relativ) sogenannte Einliegerhaeuschen, mit einem geringen Pachtlandanteil auf dem Gesamtland des Hofbesitzers. Die Einlieger mussten darueber hinaus dem Hofbesitzer Dienste leisten, also eine Art selbstversorgender Knecht mit Familie und Mietshaus.
Es gibt da sicher perfektere Erlaeuterungen, aber ich wollte jetzt nicht extra ein Buch zitieren.
Beste Gruesse
Gerd-Christian Treutler
www.treutler.online.ms
Hallo Gerd-Christian,
[Einlieger,] dass sind sowas, wie "Unterbauern".
dieser Vergleich liegt v�llig daneben! Um es mal etwas popul�rer
auszudr�cken: Ein Einlieger ist von seiner gesellschaftlichen Stellung
gesehen, Lichtjahre von einem Bauern entfernt gewesen.
Die Standespyramide sah in etwa so aus:
Grund- und Gutsherrschaft
Untertanen mit Grundbesitz:
-Bauern, dazu geh�ren: Erbscholzen, Freibauern, ganze Bauern und halbe
Bauern
-Freig�rtner
-Robotg�rtner
-H�usler mit Acker
-H�usler ohne Acker, aber mit G�rten
Landlose Untertanen:
-Hausleute, Einlieger, Ausz�gler u. Hausweiber
-Gesinde
Wobei der 'Abstand' vom Bauern zum Freig�rtner schon ganz erheblich war,
denn der G�rtner hatte keinen Anteil an den gemeinsamen Angelegenheiten
der Flur, hatte dort also nicht mitzureden und stand damit au�erhalb des
Kreises der Bauernschaft.
Ein wesentliches Merkmal des Einliegers ist demnach, da� er kein Land
gepachtet hat. In der Regel handelt es sich um Tagel�hner, die meist
mehrere Tage in der Woche sogar umsonst beim Gutsherrn Hofdienste
ableisten m�ssen. Als Steuern zahlen sie das sog. Nahrungsgeld. Es
finden sich die Bezeichnungen: Hausleute, Inleute, Kammerleute,
Inquilini.
"Diese Gattung der Untertanen bewohnte keine abgesonderten H�user oder
dazu bestimmte Stuben, sondern halten sich nur bei anderen Dorfinsassen
auf und wechseln sehr h�ufig ihr Domicilium, da� zuweilen gar keine im
Dorf vorhanden sind, manchmal viele derselben. Man kann sie daher nicht
zur ordentlichen Ans��igkeit z�hlen."[Urbarium von Deutsch-Piekar, Mitte
des 18. Jhd.]
Quelle: Schwiedler, Die soziale Struktur der l�ndlichen Bev�lkerung im
alten Kreis Beuthen um 1743, in: MBMGV, 7/10-1925/26, S. 7-97.
Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky
Hallo Klaus, hier muss ich mich doch einmischen, denn,
was im Kreise Beuthen gueltig ist, gilt nicht ueberall. Bei
Deiner Aufzaehlung fehlt der Dreschgaertner, in der Luziner
Chronik ist es die groesste Gruppe. Im Masseler KB von 1670
finde ich keine Bauern, es gibt den "HOF" und Berufe wie Sch�fer,
Schaffer, Bader, Reisiger, Knecht, Grossknecht, Kutscher, Braeuer,
Maelzer, Mueller, Koch, Hofediener, Schreiber, Polnischschreiber,
Hofeschreiber, Rossbander, Schmidt, Kupferschmidt, Rademacher,
Kuerschner, Schneider, Neterin, Schindelmacher, Schuhmacher,
Weber, Tuchwalker, Strumpfstruecker, Hirte, Knappe, Waechter,
Fleischer, Becker, Pfefferkuechlerin, Schulmeister, Organist usw.
man kann in Berufen schwelgen, aber in Massel gibt es zu jener Zeit
keinen Bauern.
Damit will ich sagen: Auch Gerd-Christian Treutler hat recht.
Mit Gruss, Margarete (Reiter)
Hallo Margarete, hallo Gerd-Christian!
danke f�r die weiteren Hinweise zum Dreschg�rtner, dem Ausz�gler und auf
die Verh�ltnisse in Ost-Bayern.
Sicherlich, man mu� hier die unterschiedlichen Regionen ber�cksichtigen,
wobei wir uns vielleicht auf Ober- u. Niederschlesien beschr�nken
sollten.
So verneinen die Agrarhistoriker das Vorhandensein von Dreschg�rtnern,
die bekanntlich in Naturalien bezahlt wurden, n�mlich mit der Mandel
und der Hebe, in Oberschlesien. In der von Schwiedler aufgestellten
Standespyramide kann man sie zweifelsohne neben den Robotg�rtnern noch
anf�gen.
Es gibt hier mehrere wissenschaftliche Werke (Zierkusch-Agrargeschichte
von Schlesien oder De�mann-Schlesische Agrarverfassung), welche sehr
detailliert die Verh�ltnisse beschreiben, wobei hier alle Einzelheiten
sicherlich nicht f�r uns Familienforscher von Interesse sein d�rften.
Ich halte drei Merkmale des Einliegers aus Sichtweise des
Familienforschers trotzdem f�r wichtig:
1.) Er stand auf der Rangordnung innerhalb der Dorfgemeinschaft ziemlich
weit hinten.
2.) Er mu�te an Steuern das sog. Nahrungsgeld bezahlen - falls man
hierzu etwas in einem Staatsarchiv finden sollte - Stichwort Urbarium -
ist dies sicher n�tzlich zu wissen.
3.) Als Tagel�hner fand er unter Umst�nden nicht immmer in einem Dorf
gen�gend Arbeit. Er mu�te dann dem Gutsherrn ein Schutzgeld bezahlen, um
im Nachbardorf arbeiten zu d�rfen. Auch dar�ber k�nnte man
m�glicherweise in entspr. Gutsakten noch Hinweise finden. Damit war er
aber, im Gegensatz zum Bauer und G�rtner, nicht unbedingt an einen Ort
gebunden - man k�nnte fehlende Kirchenbucheintr�ge besonders bei
Einliegern daher in der Nacbarparochie finden.
Abschlie�end kann ich nur nochmals meine Ansicht zum Vergleich
Bauer-Einlieger wiederholen. Jeder Bauer h�tte m�chtig dagegen
protestiert, wenn man einen Einlieger als Klein-, Unter- oder
Hilfsbauern bezeichnet h�tte. Als Bauer war man jemand im Dorf. Der
Einlieger dagegen ...
Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky
Klaus Liwowsky schrieb:
3.) Als Tagel�hner fand er unter Umst�nden nicht immmer in einem Dorf
gen�gend Arbeit. Er mu�te dann dem Gutsherrn ein Schutzgeld bezahlen, um
im Nachbardorf arbeiten zu d�rfen. Auch dar�ber k�nnte man
m�glicherweise in entspr. Gutsakten noch Hinweise finden. Damit war er
aber, im Gegensatz zum Bauer und G�rtner, nicht unbedingt an einen Ort
gebunden
Hallo Klaus,
w�rde es sich in so einem Fall mit einem Hofeknecht/Grossknecht
ebenso verhalten ?
Ich habe n�mlich im Zeitraum um 1823 in Seitenlinie einen Verwandten,
der wird in den Taufb�chern alle zwei, drei Jahre in einem anderen
Ort als Hofeknecht, bzw. Gro�kecht angegeben. Hei�t das nun, da� er
auch jeweils dort wohnte oder war es nur die Angabe seines
Arbeitsortes ?
Viele Gr��e
Bernd Gr�dler