BESSERER (Gefell) : Pfarrer Georg Besserer (+ 1633)

Hallo Daniel Zimmer und Interessierte,

Gefell war kursächs. Enklave in reuß. Gebiet.
Gefell, bis 1806 zu Kursachsen (Amt Voigtsberg) also zugleich
kursächs. Exklave.

Im Pfarrerbuch KPS Bnd. 1, Leipzig 2003, S. 336:
Georg Besser, 1623- 33 Oberpfarrer Gefell,
ohne Nennung von Lebensdaten, 1633 von Kroaten erschlagen.
Keine weiteren Angaben.

Denn die dort gegebene Situation ist noch verworrender und komplizierter
als bisher dargestellt.
(Hintergrund: 1815 fiel Gefell zwar an Preußen und wurde Teil des neugebildeten
Kreises Ziegenrück (dieser gebildet aus Teilen bis 1896 kursächs. Neustädtischen Kreises),
bildete aber auch hier wieder nur eine preuß. Enklave in reuß. Gebiet, wobei der
neue preuß. Kreis Ziegenrück selbst auch eine Exklave darstellte.
Kirchlich erfolgte Zuordnung zur provinzsächs. Kirche (Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen).

Diese Sachlage und administr. Konstellation galt bis in die 1960er- Jahre.
Zu diesem Zeitpunkt erfolgte eine Veränderungen der innerkirchkichen Administration dergestalt,
dass der Kirchenkreis Ziegenrück der ev. Landeskirche Thüringens zugeordnet und in diese
eingegliedert wurde. Deshalb die KB heute in Eisenach und nicht in Magdeburg.
Also, im Ganzen gesehen eine einigermaßen verworrene Gemengelage.
In der historischen Betrachtung war die kirchliche Gesamtsituation noch vielschichtiger als hier
kurz zusammengefasst.

Bei Interesse folgt noch eine weitere eMail mit genauerer Darstellung.

Viele Grüße, Thomas Engelhardt

Message: 7

Gefell mit Blankenberg, Blintendorf u. Sparnberg (Territorialgeschichte)

Die Kirchengemeinden Sparnberg und Blankenberg waren bis 1860 nach Berg/ Ofr.(Fstm. Bayreuth)
gepfarrt, Blintendorf bis 1869 ins reußische Frössen (Fstm. Reuß j.L.).
Bis 1972 gehörten die gen. Kirchengemeinden zum (provinzsächs.) Kirchenkreis
Ziegenrück, der jedoch 1972 aufgelöst wurde.
Die Kirchengemeinden (Kirchspiele) gehörten fortan zur thür. Landeskirche (Ev.- Luth. Kirche in Thüringen).
Die Orte und Kirchengemeinden Gefell, Sparnberg, Blintendorf und Blankenberg gehören demzufolge seit 1972
zur thür. Landeskirche(Ev.- Luth. Kirche in Thüringen).
[beachte hierzu auch den Nachtrag; siehe unten]

Historisch bedeutsam: Das Kollaturrecht bei diesen Gemeinden war umstritten.
Ebenso das Patronatsrecht.
Gefell galt bis zur Klärung des Sachverhalts als sog. Streitpfarrei:
siehe hier: Streitpfarre – Wikipedia

Nach Gefell (Kirchspiel Gefell) waren eingepfarrt: Mödlareuth, Venka, Dobareuth, Blintendorf zeitweise auch Ullersreuth, Frössen und Arlas.

1860 erfolgte die Ablösung von Sparnberg und Blankenberg von Berg.
In Blankenberg wurde eine eigene Kirche errichtet. Sitz der Pfarrei war Blankenberg bis 1973, dann Frössen, ab 1993 wieder Blankenberg.

--> zu Gefell weiterführend:
Wolfgang Rimroth: Die kirchlichen Verhältnisse der Stadt Gefell ...,
in: Reichenfelser Jahrbücher, Heft 37, Hohenleuben 1992, S. 56 ff.)

Territorialgeschichte:
1815 wurde auf dem Wiener Kongreß auf Betreiben des russ. Zarenn
der bis 1806 kursächs. (ab 1806 kgl.- sächsische) Neustädter Kreis
geteilt und das gewachsene hist. Terr. gewaltsam auseinander gerissen
(das Jahr 1945 läßt bereits grüßen ...).
Das Gebiet zwischen Weida und Oppurg wurde kurzzeitig (vier Monate) preußisch,
fiel dann aufgrund einer preußischerseits eingegangenen Verpflichtung zu einem
terr. Austausch mittels Staatsvertrag an das Großherzogtum Sachsen-Weimar- Eisenach.
(das aus den erworbenen Gebieten einen Verwaltungsbez. Vogtland bildete).
Zusammen mit dem verkleinerten Terr. des ehemaligen sächs. Amtes Neustadt fiel auch
das gesamte Amt Weida an Sachsen- Weimar(- Eisenach).

Bei Preußen verblieb der größere Teil des Amtes Ziegenrück sowie die westlichen Teile
des 1802 an die Stelle von Arnshaugk getretenen Amtes Neustadt/ Orla (d.h. das vormalige (sächs.)
Amt Arnshaugk mit Wernburg, Ranis sowie der Exklave Kamsdorf).

Zusammen mit den i.J. 1815 ebenfalls vo Sachsen zwangsweise abgetretenen (und von Preußen
annektierten) oberländischen Exklaven Gefell, Sparnberg, Blintendorf u. Blankenberg (alle gen.
Orte gehörten zum sächs. Amt Voigtsberg) wurden diese Gebiete in eine neuen nunmehr preußischen
'Neustädter Kreis' eingegliedert.
Dieser wurde 1840 in Landkreis Ziegenrück umbenannt. Kreissitz und Sitz der Kreisbehörden und der
Kreiskommission war aber Ranis, nicht Ziegenrück!

Nachtrag:
Die Kirchgemeinde Gefell mit Blintendorf taucht erstmalig im Pfarrertaschenbuch von 1974 als zur Superintendentur Greiz gehörig auf. Blankenberg mit Sparnberg taucht ebenfalls 1974 erstmals auf, und zwar als Bestandteil der Superintendentur Lobenstein. Der Wechsel bzw.Übergang wurde 1973 bewerkstelligt.

Die Auflösung des Kirchenkreises Ziegenrück erscheint lange vorbereitet.
Das Problem war, dass es nicht einfach erschien, Gemeinden der unierten Kirche in die Lutherische Thür. Landeskirche zu überführen. Die Gelübde der Pfarrer und die Liturgien unterschieden sich.
Am Ende gelang es aber doch, wohl auch, weil es unter den real exist. Bedingungen der DDR alternativlos
erscheinen musste. Jedoch entkräfteteten kirchliche Stellen auf Nachfrage den Vorhalt und die
Vermutung, dass hier auch staatlicher Druck ausgeübt worden wäre (?).

Vorliegende Informationen aufgrund von Mitt. der Damen und Herren Wolfgang Rimroth, Dr. Maren Dieke (Hannover), Dr. Udo Hagner (Gera), Dr. Thomas Schörner (Hof), Dr. Hannelore Schneider (LKA Eisenach)
sowie Gerhard Jahreis.

Freundliche Grüße, Thomas Engelhardt (Ilsede, Niedersachsen)