Berufsbezeichnung

Hallo zusammen,

auf den mir vorliegenden Geburts-Urkunden aus Nieder Faulbrück / Kreis Reichenbach wird mein
direkter Vorfahre namens August STEHR sowohl mit der Berufsbezeichnung Knecht, Dienstknecht,
als auch nach 1900 mit Dominical Wächter bezeichnet.
Kann mir jemand etwas detaliertere Angaben zu den Aufgabenbereichen dieser Berufe,
besonders zu Letzterem (Dominicalwächter) geben ?

Vielen Dank vorab für eure Hilfe.

Grüße aus Regensburg

Andreas (GEIER)

Geier Andreas schrieb:

auf den mir vorliegenden Geburts-Urkunden aus Nieder Faulbrück / Kreis Reichenbach wird mein
direkter Vorfahre namens August STEHR sowohl mit der Berufsbezeichnung Knecht, Dienstknecht,
als auch nach 1900 mit Dominical Wächter bezeichnet.
Kann mir jemand etwas detaliertere Angaben zu den Aufgabenbereichen dieser Berufe,
besonders zu Letzterem (Dominicalwächter) geben?
  

Hallo Andreas,
zuerst zum letzten: richtig müsste es "Dominialwächter" heißen. Alt
gewordenen Knechten wurde meist leichtere Arbeit auf dem Gutshof
(Dominium = Domäne = Gutshof) zugeteilt. Der Wortteil "Dominial-" hat
also nichts mit der eigentlichen Tätigkeit zu tun sondern bezeichnet den
Arbeitgeber.

Zum Dienstknecht kopiere ich aus einem Beitrag der Franken-Liste:
"Ein Dienstknecht hat sich für ein Jahr auf einem Bauernhof
verpflichtet, hat dort auch gewohnt und wurde verpflegt. Jeweils zu
Mariä Lichtmess wurde der vorher ausgehandelte Lohn ausbezahlt und er
konnte seinen Dienstherrn wechseln. Heiraten war, solange er Knecht war,
in den allermeisten Fällen nicht möglich, das gleiche gilt für die
Mägde. Die Bauern waren einerseits dagegen, andererseits hätte weder der
Lohn ausgereicht, eine Familie zu ernähren, noch waren entsprechende
Räumlichkeiten vorhanden (das Gesinde hatte höchstens eine eigene kleine
Kammer, oft mußte diese aber noch mit "Kollegen" geteilt werden).
Deshalb hatten die Mägde auch oft illegitime Kinder."

Der Begriff "Knecht" bezeichnete ursprünglich ein bestimmtes
Untertänigkeitsverhältnis, das in Ihrem Fall (nach der Bauernbefreiung)
aber nicht mehr gegeben war. Die ausführlichste Erklärung der ländlichen
Anstellungsverhältnisse in der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten Sie
sicher in dem Artikel von Otto ZIMMERMANN im "Schlesischen
Gebirgsboten", der unter
http://archiver.rootsweb.ancestry.com/th/read/DEU-SCHLESIEN/2002-12/1039534598
wiedergegeben ist.

Grüße vom Niederrhein,
Günther Böhm