Liebe Forscherkollegen,
im KB v. Niederndodeleben b. Magdeburg fand ich im 18. und 19. Jahrhundert die Berufsbezeichnung "Dreyling / Dreiling". Um was handelt es sich dabei? Eine Recherche im Internet (einschlägige Wörterbücher, historische Wörterbücher) verlief ins Leere. Hat es eventuell etwas mit einem Drei-Seiten-Hof zu tun?
Herzlichen Dank!
Viele Grüße, Daniel (Riecke)
Hallo Daniel,
leider kann ich Dir zu den Berufsbezeichnungen nicht weiterhelfen.
Ich suche aber auch in Niederndodeleben. Wo hast Du die Kirchenbücher
gelesen?
Nach welchen Namen suchst Du dort oder welche hast Du aus dieser Gegend ?
Mit freundlichen Grüßen
Frank Krause
Hallo Daniel,
in der Oekonomischen Encyklopädie von 1773/1858 ist der Begriff wie folgt erläutert (Auszüge):
Dreyling = diejenige Scheidemünze, die 3 Heller oder je nach Region auch 3 Pfennige enthält.
Dreyling = ein kleines Brot für drei Pfennige
Dreyling = Drilling
Gruß
Peter
--- Original-Nachricht ---
Absender: frank.krause@cegelec.com
Hallo Daniel,
leider kann ich Dir zu den Berufsbezeichnungen nicht weiterhelfen.
[...]
-----Urspr�ngliche Nachricht-----
Herzlichen Dank f�r die schnelle Reaktion und die prompte Antwort!
Viele Gr��e, Daniel (Riecke)
Hallo Frank,
ich habe Dir bereits bilateral geantwortet.
Viele Gr��e, Daniel (Riecke)
Hallo Daniel,
beim Dreiling könnte es sich auch um einen Dreihüfner handeln, d. h. einen
Bauern, der nur 3 Hufen Land hatte.
Viele Grüße
Alexander Broich
Hallo Daniel
Unter diesem Link wird Dreyling als Drechsler erkl�rt - allerdings im anderen Sinn, als wir es heute kennen: "Dreher (Drechsler), auch Dreyling oder Drieling, hei�t die Handhabe am Spinnrade, womit dasselbe umgedrehet wird."
Johann Karl Gottfried Jakobsons technologisches W�rterbuch oder alphabetische Erkl�rung aller n�tzlichen mechanischen K�nste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker..., 5. Teil Berlin Stettin 1793
Mit freundlichen Gr��en/Best regards
Jochen Rolcke
Hallo zusammen,
ich forsche gerade in Welsleben (Bördeland) von 1640-1740 und stolpere dort vermehrt seit etwa 1689 über Dreylinger und nun später auch über Vierlinger.
Leider fand auch ich keine eindeutige Begriffsklärung, verbinde die Begriffe aber irgendwo mit Ackerleuten.
Gibt es inzwischen eine eindeutige Erklärung?
Die Verweise auf die Münzherstellung schließe ich vom Bauchgefühl her aus.
Viele Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
ich könnte mir vorstellen, dass es bei den Ackerleuten mit den Pferden zu tun hat. Vollspänner/Vierspänner, Halbspänner/Zweispänner und bei 3 Pferden eben Dreispänner? Also Vierling, Dreiling, Zweiling…?
Nur eine Vermutung, vielleicht weiß da jemand mehr.
Viele Grüße
Mathias
Danke dir! Vielleicht findet sich noch Aufschlussreiches auf den Kirchenbuchseiten nach 1740. Mal schauen.
Viele Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
mir ist dieser Begriff auch schon untergekommen, allerdings nicht bei meinen eigenen Vorfahren. Nun hat es mich doch mal interessiert was dahintersteckt, und ich habe Google books befragt nach „Dreyling“, „Dreylinge“ und „Dreylinger“. Ich habe nun eine plausiblere und eine weniger plausible Erkläung anzubieten. Die erste scheint mir einigermaßen überzeugend zu sein:
-
Die Bezeichnung könnte darauf hinweisen, wieviel Steuerabgaben der Betreffende zahlte:
a) Ein Dreyling war ein Getreidemaß (der 16. Teil einer Metze). In Württemberg gab es auch den Vierling, der entsprach dort einer Metze. Also jemand der einen oder mehrere Dreylinge, oder auch Vierlinge, an Getreide, Mehl etc. abzugeben hatte, mag dann ein Dreylinger/Vierlinger gewesen sein (aus: „Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon“ Carl Günther Ludovici · 1767).
b) Ein Dreyling war vielerorts auch eine 3-Pfennig-Münze. Vier Dreylinge ergaben einen Schilling (aus: „Kurze, doch vollständige Anweisung zum Rechnen nach Reesischer Manier in 140 Beyspielen“ Georg Philipp Weinich · 1814, S. 17). -
Dreylinge hatten etwas mit Bäumen/Holz zu tun. In diesem Zusammenhng läßt sich aber schwer vorstellen, dass es da auch Vierlinge gab.
a) Könnte es sein, dass ein Dreylinger eine Art Waldwirtschaft, oder eine Baumschule, betrieb? Aus einem Buch geht hervor, dass aus Baumsetzlingen „Dreylinge“ werden, bevor sie zu Bauholzgröße heranwachsen. Also junge Bäume, vielleicht mit 3 Astquirlen (aus: „Schau-Platz Der Natur, Oder: Gespräche…“, Noël Antoine Pluche · 1751, S. 487, 495).
b) Holzkohlemeiler wurden mit Dreylingen aufgebaut. Diese mußten vorher entästet und auf bestimmte Längen zugeschnitten werden. Davon wurden ja sehr viele gebraucht - vielleicht konnte jemand dies als Broterwerb ausüben (aus: „Die Forstwissenschaft nach ihrem ganzen Umfange und…“ Rudolph Feistmantel · 1836 S. 310 ff.)?
Viele Grüße
Petra
Hallo zusammen,
ich habe jetzt eine Erklärung gefunden. Es dürfte sich bei den Bezeichnungen um die Hofformen handeln. Dreylinger-Dreilingshof (heute: Dreiseitenhof), Vierlinger-Vierlingshof (heute: Vierseitenhof). Ich beziehe mich hier auf die Aufzeichnungen von Dr. Walter-Harm Duve aus Hannover, dessen Ausarbeitungen bei der AG Genealogie Magdeburg vorliegen. Er hat intensiv in der Börde und dem Magdeburger Umland geforscht, ich denke die Daten dürften belastbar sein. Dort werden die Berufsbezeichnung Dreylinger/Vierlinger genannt und anschließend die Hofbeschreibung gegeben. „Sein Vierlingshof bestand aus […] 2 1/2 Viertel Pachtacker…“, „Sein Vater erwarb im gleichen Jahr einen Dreylinger Hof…“
Viele Grüße
Mathias