Berleburger Juden, ca. 1700-1820

verehrte Listenempfaenger,

mir ist nicht eindeutig klar ob Juden zu den "bürgerlichen Familien"
gehoeren, mit denen sich diese Liste beschaeftigt, oder ob sie einer
anderen Themengruppe angehoeren. Im Archiv der Liste treten sie
anscheinend nicht auf.

Meine Verbindung zu Berleburg sieht folgendermassen aus:
Breinsche, die Grossmutter meines Urgrossvaters und spaetere Mutter
von mindestens 15 Kindern, verheiratete sich 1790 in Frankenthal/Pfalz
mit einem dortigen Schutzjuden. Laut Heiratsvertrag war sie 1770 in
Berleburg geboren, als Tochter des Hirsch Moses Berleburg.

Nun war ich im September in Berleburg im Schloss- und im Stadtarchiv.
Zu Hirsch Moses fand ich diverses Material unter den
Juden-Schutz-Angelegenheiten im graeflichen Archiv derer von Sayn
Wittgenstein-Berleburg. Hirsch war 1770, evtl. noch vor der Geburt
meiner Ahnin, verstorben. Die Wittwe Hanna heiratete kurz darauf den
Knecht, der mit den Geschaeften ihres Mannes vertraut war, um den
Haushalt mit mehreren kleinen Kindern aufrecht zu erhalten. Ihr Vater
war der ehemalige Schullehrer Israel Levi od. Loeb. Hirsch war ca.1751
nach Berleburg gekommen, anlaesslich der Heirat mit Hanna. Zuvor hatte
er zehn Jahre lang von Eslohe aus im "Kurkoelnischen" Handel
getrieben, als Knecht von Sender Loeser. Wo er eigentlich geboren war,
ist unbekannt. Es gibt Hinweise, dass seine Vorfahren in Altona oder
Frankfurt/Main ansaessig waren.

Es erschwert die Verbindung zwischen den aktenkundigen Personen
erheblich, dass kaum eine einen Nachnamen fuehrt. Auch sind die
Ehefrauen nur in Ausnahmefaellen erwaehnt.
Was mir sehr hilfreich sein koennte, waere die Liste der
Namensadoptionen durch die Juden in der Napoleonischen Zeit. Da
Berleburg in dieser Periode zu Hessen-Darmstadt gehoerte, muesste eine
solche existiert haben. Entsprechend der napoleonischen Gesetzgebung
mussten die Juden in allen Laendern unter franzoesischem Einfluss in
der Zeit nach 1808 feste, erbliche Familiennamen annehmen. Nun haben
diese Listen die verschiedensten Formen und Titel. In Frankenthal z.B.
musste jede einzelne Person, fuer nicht volljaehrige Kinder die
Eltern, deklarieren, welchen Vor- und Nachnamen sie fortan gesonnen
ist zu fuehren. An anderen Orten wurde nur der Haushaltsvorstand
vernommen, welchen Nachnamen er annimmt, und damit eine Zeile eines
Vordrucks ausgefuellt. Auch kann eine solche Liste in den Archiven als
"Einwohnerliste", oder aehnl. verzeichnet sein. Bei einem Besuch im
Marburger Landesarchiv wusste der Archivar nicht wovon ich rede, und
auf HADIS bin ich diesbezueglich auch nicht fuendig geworden.

Gerne wuerde ich hoeren ob jemand zu diesem Thema etwas weiss.
Ich habe noch diverse andere Namen von Berleburger Juden in meinen
Archivfundstuecken, falls jemand eigenen Bedarf haben sollte.

Mit freundlichen Gruessen,

Reuven Mohr
Israel
reuven.mohr@gmail.com