Im Anzeiger Burgdorf/Anzeiger Lehrte, Beilage der Hannoverschen Allgemeinen
Zeitung (www.haz.de), finden sich am 10. Bzw. 11.10.2011 folgende Berichte
im Nachgang einer Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV).
Als Ostpreuße ist benannt (Zusammenfassung der Informationen aus den
Artikeln):
Siegfried Preugschat, geboren ca. 1930 (heute 81 Jahre alt), stammt von
einem Hof, hat verheiratete Söhne und zwei Töchter, früher FDP-Ratsherr in
Sehnde, 2003 ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz
Nachfolgend die Presseberichte.
Verbale Entgleisung beim BdV
150 Senioren aus dem Altkreis [Burgdorf] sind am Sonnabend der Einladung des
Bundes der Vertriebenen (BdV) zum Tag der Heimat in Burgdorf gefolgt.
BdV-Kreisvorsitzender Siegfried Preugschat leistete sich einen verbalen
Ausrutscher. Die zu erwartende Empörung blieb aus. Von Stefan Heinze
Burgdorf. Der BdV-Kreisvorsitzende Siegfried Preugschat aus Sehnde stellte
in seiner Rede historische Fakten infrage. Deutschland hat die Alleinschuld
am Zustandekommen des letzten Krieges daran sollte man nicht festhalten,
forderte der 81-Jährige. Ein Raunen ging durch den Saal. Weitergehende
Reaktionen blieben aus. Der anwesende SPD-Fraktionsvorsitzende im Burgdorfer
Rat, Adolf W. Pilgrim, blieb stumm. Auch BdV-Landesvorsitzender Oliver Dix
relativierte nichts, sprach ungerührt über Völkerverständigung und die
Notwendigkeit eines Dialogs. In puncto Flucht und Vertreibung sei noch nicht
alles aufgearbeitet worden. Das Präsidiumsmitglied des Bundesverbands
appellierte an die Gäste, sich als Zeitzeugen in Schulen zur Verfügung zu
stellen. Ebensowenig ging Bürgermeistervize Hartmut Unverzagt (WGS) in
seinem Grußwort auf Preugschats Entgleisung ein. Er erinnerte vielmehr an
die Geschichte der Vertriebenen und deren Leistungen beim Wiederaufbau,
würdigte den Beitrag der Vertriebenenorganisationen zur Integration von
Aussiedlern und Spätaussiedlern. Zur Feier des Tages der Heimat spielte
Hans-Joachim Rinnau am Flügel. Das folgende Kulturprogramm bot Gesang, Tanz
und Wortbeiträgen aus und über die alte Heimat im ehemaligen Ostpreußen.
10.10.2011 / LKAB Seite 3 Ressort: BURG / Bild
Zu Hause in der Heimat
Siegfried Preugschat ist Kreisvorsitzender des Bundes der Vertriebenen.
Stefan Heinze sprach mit ihm über das Thema Heimat. Was verbindet für Sie
die ehemalige Heimat und die neue in der Region Hannover? Verbindend ist
eher mein Engagement für die Vertriebenen. Ist Ihre Rede von einer Heimat im
heutigen Polen noch zeitgemäß? Heimat insofern, als ich sage, meine Heimat
bleibt die, in der ich geboren und in die ich hineingewachsen bin. Das habe
ich 1991 gemerkt, als ich meine ehemalige Heimat im Kreis Gumbinnen
aufgesucht habe. Unseren Hof gab es nicht mehr. Als ich aus dem Taxi stieg,
war meine erste Äußerung: Jetzt bin ich zu Hause. Was bedeutet ihre alte
Heimat den Kindern und Kindeskindern, die ja hier aufgewachsen sind? Ich
bemühe mich, den Kindern und insbesondere Enkelkindern die Heimat des Vaters
zu verdeutlichen. Aber das ist sehr schwierig. Als ich mit meinen beiden
Töchtern und Schwiegertöchtern dorthin gereist bin, da waren die ganz
angetan, vor allem von der Landschaft.
10.10.2011 / LKAB Seite 3 Ressort: BURG / Bild
BdV-Landeschef Dix geht klar auf Distanz
Die verbale Entgleisung des Kreisvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen
(BdV) beim Tag der Heimat stößt auf Widerspruch. Teilnehmer der
Veranstaltung, darunter der BdV-Landesvorsitzende Oliver Dix, distanzieren
sich nachträglich von Siegfried Preugschat. Von Joachim Dege Burgdorf. Der
81 Jahre alte BdV-Kreisvorsitzende hatte versucht darzulegen, dass
Deutschland nicht allein schuld sei am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Nach Zeugenberichten soll Preugschat, früher FDP-Ratsherr in Sehnde und seit
2003 Träger des Bundesverdienstkreuzes, dubiose Historiker angeführt haben,
um seine These zu belegen. Auf Nachfrage sagte BdV-Landesvorsitzender Oliver
Dix gestern, er habe in seiner Rede Preugschats Äußerungen relativiert. Er
habe klargestellt, dass die Heimatvertriebenenverbände die Untaten der
Deutschen zu keinem Zeitpunkt verschwiegen hätten. Mit dem höchst
bedauerlichen Satz von Preugschat kann ich mich nicht identifizieren, sagte
Dix, der auch Präsidiumsmitglied des Bundesverbands der Vertriebenen ist,
gestern zum Anzeiger. Hans-Joachim Rinnau aus Uetze, der die Feierstunde
beim Tag der Heimat mit seinem Klavierspiel bereicherte und bis vor Kurzem
selbst dem BdV-Kreisvorstand angehörte, distanzierte sich gestern
ausdrücklich von Preugschats Geschichtsfälschung. Weil Rinnau sich nach
eigener Darstellung im Kreisvorstand wiederholt mit revanchistischen
Äußerungen konfrontiert sah, kehrte der frühere Gymnasiallehrer nicht nur
dem BdV-Vorstand den Rücken, sondern trat aus dem Verband aus. Über Dix
sagte Rinnau, er selbst habe dessen Worte keineswegs als Relativierung von
Preugschats Entgleisung aufgefasst. Bürgermeistervize Hartmut Unverzagt
machte für sich geltend, dass er Preugschats Satz nicht gehört habe. Hätte
er ihn gehört, wäre er in seinem Grußwort darauf eingegangen.
SPD-Fraktionschef Adolf W. Pilgrim hörte den Satz zwar. Mein erster Impuls
war aufzustehen und zu gehen. Ich war aber nicht in der Stimmung für einen
Eklat. Gleichwohl werde er in Zukunft nicht mehr zum Tag der Heimat gehen.
11.10.2011 / LKAB Seite 3 Ressort: BURG
(Ost)preußische Tugend
Der Bundesverdienstkreuzträger Siegfried Preugschat ist ein alter Mann. Das
entschuldigt aber nicht, dass der gebürtige Ostpreuße die Verantwortung der
Deutschen für ein dunkles Kapitel europäischer Geschichte leugnet. Nun haben
andere Vertriebene den Mann irgendwann einmal gewählt und ihm ein Amt
angetragen, dem Preugschat, wie sich am Sonnabend beim Tag der Heimat
herausstellte, nicht mehr gewachsen ist. Daher wäre es jetzt eine
einleuchtende (ost)preußische Tugend, wenn der Verband auch personell
klarstellte, dass Preugschats Meinung zum Krieg die eines Verblendeten ist.
11.10.2011 / LKAB Seite 3 Ressort: BURG