Bericht über DNA-Genealogie (1)

Liebe Listenmitglieder,

nach langem Z�gern habe ich mich mit dem Thema "DNA-Genealogie" besch�ftigt und dazu eine DNA-Probe von mir untersuchen lassen. Zun�chst skeptisch, bin ich jetzt von den Ergebnissen und vor allem den M�glichkeiten in der Zukunft hellauf begeistert.

Da ich wei�, dass sich verschiedene Listenmitglieder grunds�tzlich f�r das Thema interessieren, m�chte ich hier kurz dar�ber berichten.

WAS IST DNA-GENEALOGIE?

Mit DNA-Genealogie ist die Verbindung von Genealogie / Familiengeschichtsforschung mit der Analyse des Erbguts (der DNA) gemeint. Dazu wird eine Speichelprobe bzw. Probe von Zellen aus der Mundschleimhaut analysiert, um bestimmte Teile des genetischen Codes zu entschl�sseln.

Mit diesem Teilbereich der Genealogie besch�ftigt sich die International Society of Genetic Genealogy: http://isogg.org/

WELCHE ANBIETER GIBT ES?

Einen �berblick �ber die verschiedenen Anbieter gibt folgende Seite:
http://www.isogg.org/wiki/List_of_DNA_testing_companies

Meine Erfahrungen beziehen sich auf FTDNA (www.ftdna.com) und
und National Geographic (National Geographic).

WIE WIRD UNTERSUCHT?

Man bestellt bei einem der Anbieter ein Test-Kit (kostenpflichtig). Dieses Test-Kit enth�lt eine Art Wattest�bchen sowie R�hrchen mit einer Konservierfl�ssigkeit. Man muss das Wattest�bchen etwa eine halbe Minute �ber die Innenseite der Backen streichen, damit auf diese Weise Zellen der Mundschleimhaut abgerieben werden und am Wattest�bchen h�ngenbleiben. Anschlie�end kommt das St�bchen in das R�hrchen mit dem Konserviermittel - denn die Probe soll ja nicht vergammeln und von Bakterien zerfressen werden. Das R�hrchen mit der Probe schickt man dann an den Anbieter zur�ck.

Mein Test-Kit war von National Geographic und kam per Post aus England. Eingesendet habe ich die Probe dann in die USA.

WAS KANN UNTERSUCHT WERDEN?

Das Erbgut des Menschen ist in jeder Zelle in 46 Chromosomen gespeichert, die jeder zur H�lfte vom Vater und zur H�lfte von der Mutter erbt.

44 dieser Chromosomen werden "Autosomen" genannt"; die restlichen beiden sind die Geschlechtschromosomen X und Y (M�nner: XY, Frauen: XX). Wichtig ist hier: Das Chromosom Y wird nur vom Vater an den Sohn vererbt.

Zus�tzlich gibt es ein besonderes Erbgut in den Mitochondrien (den "Kraftwerken" in den K�rperzellen). Dieses Erbgut wird nur von der Mutter an alle ihre Kinder vererbt.

F�r genetische und genealogische Fragestellungen k�nnen drei Bereiche untersucht werden:

1. Das Erbgut im Y-Chromosom (yDNA)
2. Das Erbgut in den Mitochondrien (mtDNA)
3. Das Erbgut in den 44 Autosomen und im X-Chromosom

Die verschiedenen UNtersuchen beziehen sich auf unterschiedliche Fragestellungen und lassen unterschiedliche Ergebnisse zu.

Dabei wird jeweils aus Kostengr�nden nicht das ganze Erbmaterial untersucht, sondern die Untersuchung beschr�nkt sich auf diese Abschnitte oder Stellen, wo h�ufiger Variationen auftreten. Dabei werden von den Anbietern wie NAtional Geographic und FTDNA auch keine Aussagen �ber medizinische Sachverhalte getroffen und �berwiegend diese Bereiche untersucht, die auch keine Aussage dar�ber zulassen.

DAS ERBGUT im Y-CHROMOSOM

Eine Untersuchung des Y-Chromosoms ist f�r zwei Fragestellungen interessant:

a) Da das Y-Chromosom vom Vater auf den Sohn weitergegeben wird (und in der Regel unver�ndert), stimmen also Verwandte in direkter m�nnlicher Linie in ihrem Y-Chromosom �berein. Daher lassen sich mit dem Y-Chromosom M�nner identifizieren, die zur gleichen Familie geh�ren.

DAs ist genealogisch interessant, wenn man aufgrund des gleichen Namens eine Verwandtschaft annimmt, aber nicht beweisen kann (etwa: Sind alle Namenstr�ger KNIPSCHILD miteinander verwandt?). Bei gleichem Y-Chromosom muss auch eine Verwandtschaft bestehen. In gleicher Weise kann mit anhand des Y-Chromosoms auch eine Verwandtschaft bei unterschiedlichen Familiennamen nachweisen, etwa bei Namenswechseln durch �bernahme von Hofnamen.

Interessant sind diese Verwandtschaftsnachweise auch, wenn etwa bei Auswanderern in die USA der Herkunftsort unklar ist, weil die entsprechenden Quellen fehlen. Hier kann durch �bereinstimmung im Y-Chromosom der Herkunftsnachweis erbracht werden.

b) Hin und wieder treten auch im Y-Chromosom Ver�nderungen (Mutationen) auf. Diese Ver�nderungen sind interessant, weil sie Aussagen zulassen �ber die Verbreitung der Menschen in den letzten mehreren zehntausend Jahren. So habe ich aus bestimmten Ver�nderungen an meinem Y-Chromosom gelernt, dass meine direkten m�nnlichen Vorfahren schon mindestens seit der letzten Eiszeit in Europa lebten, und zwar wohl in Norddeutschland, den Niederlanden, Belgien oder Nordfrankreich. Meine Vorfahren waren also lange Zeit nomadische J�ger und Sammler.

Bestimmte andere Ver�nderungen scheinen in die germanische Zeit zu datieren zu sein. Hier habe ich genetische "Verwandte" vor allem in Nordwestdeutschland sowie in S�dengland. Diese Ver�nderungen scheinen also passiert zu sein, bevor die Sachsen in der Sp�tantike nach England gezogen sind.

DAS ERBGUT IN DEN MITOCHONDRIEN

Das Erbgut in den Mitochondrien l�sst �hnliche Aussagen zu wie das Y-Chromosom, nur diesmam bezogen auf die rein weibliche LInie. Man kann also die Verwandtschaft mit Personen verstellen, mit denen man �ber rein weibliche Linien verbunden ist, und es sind Aussagen m�glich �ber die rein m�tterliche Abstammung.

Meine m�tterlichen Vorfahren geh�ren demnach zu den ersten Ackerbauern, die vielleicht im 7. Jahrtausend vor Christus aus Anatolien �ber Griechenland und Bulgarien nach Europa gekommen sind. Relativ "nahe" Verwandte (Verwandtschaft irgendwo in den letzten paar hundert Jahren) habe ich so in POlen und der Ukraine gefunden - was nicht so ganz �berraschend ist, wo meine Gro�mutter aus Schlesien stammt.

DAS ERBGUT IN DEN "NORMALEN" CHROMOSOMEN

Dieses Erbgut ist vielleicht f�r uns Genealogen am Interessantesten. Die Chromosomen mit dem "normalen" Erbgut werden bei der Vererbung paarweise neu gemischt und st�ckchenweise neu zusammengesetzt (der Biologe nennt dies: Crossing over). Deswegen tr�gt man nicht genau das Chromosom 18 eines Altvorderen unver�ndert in sich, sondern in einem Chromosom sind St�cke des Erbgutes verschiedener Vorfahren enthalten.

Gerade dies macht dieses Erbgut aber so spannend: St�ckchen des Erbgutes verschiedener Vorfahren finden sich im Erbgut verschiedener heutiger MEnschen. Das kann man sich gut bei Geschwistern vorstellen: Meine Geschwister haben genauso wie ich Teile des Erbgutes meiner Eltern und meiner Gro�eltern. Sie haben aber nur teilweise dasselbe Erbgut wie ich, weil Eltern jeweils genau die H�lfte des Erbgutes weitergeben. Nur eineiige Zwillinge haben exakt dieselben Teile des Erbgutes von ihren Eltern erhalten.

Mit meinen Geschwistern teile ich also ungef�hr die H�lfte meines Erbgutes, mit meinen Vettern schon einen geringen Teil, und je weiter entfernt die Verwandtschaft ist, desto geringer sind auch die �bereinstimmungen im Erbgut. Der Zufall kann es dabei wollen, dass die �bereinstimmungen �berraschend gro� sind - oder aber es auch gar keine �bereinstimmungen gibt.

Die heutigen Analysem�glichkeiten und die Computerkapazit�ten erm�glichen es nun, in kurzer Zeit gro�e Mengen von Erbgut miteinander zu vergleichen.

So habe ich von FTDNA fast 100 Personen genannt bekommen, mit denen ich verschiedene kleine "Schnipsel" meines Erbmaterials teile - die also irgendwo dasselbe Erbgut haben wie ich. Wenn man mit einem anderen gemeinsames Erbgut hat, dann muss man einen gemeinsamen Vorfahren haben.

In einem Fall konnte ich die Verwandtschaft kl�ren: Eine Amerikanerin und ich haben einen Abschnitt des Erbgutes gemeinsamen und haben einen gemeinsamen Vorfahren im 17. Jh. Das bedeutet, dass das gemeinsame Erbgut von diesem gemeinsamen Vorfahren stammt.

Diese Information ist nat�rlich zum einen interessant - aber zum anderen auch f�r die Genealogie au�erordentlich n�tzlich: Denn damit ist bewiesen, dass diese eine LInie meiner Vorfahren bis zu dem gemeinsamen Vorfahren von mir richtig erforscht worden ist. H�tte ich irgendwo einen Fehler gemacht oder w�re irgendeiner der Vorfahren seiner Frau untreu gewesen, dann h�tte es keine genetische �bereinstimmung gegeben.

Gerade aus diesem Grund w�rde ich mir w�nschen, wenn m�glichst viele Forscher solche Gentests machen w�rden, damit in gr��erer Zahl die Herkunft von Erbgut und zugleich die Richtigkeit unserer Ergebnisse nachgewiesen werden kann.

In einer sp�teren Mail werde berichten, welche Unterschiede es bei National Geographic und FTDNA gibt.

Mit freundlichen Gr��en

Tobias A. Kemper

Hallo Tobias,

I have done a 37 markers Y-DNA test e few year ago that revealed my Y-DNA
is from the R1a1a haplo-group.

Recently I have extended my Y-DNA test to 67 markers, and have applied a
cluster test that revealed I'm from the "Pomeranian Cluster" -
*R1a1a1b1a2b3*

The R1a1a is very commun in eastern Europe.

I performed my tests through FamilyTree.

It was a great approach for me to learn more about my ancestral roots
through my DNA.

Best Regards,

André Luís Hammann