Liebe Mitforscher,
heute in der Schwäbischen: (mit Abo), deshalb unten der Text. Im Bericht ist noch ein Bild dabei.
VG
Steffi Schosser
Frau begibt sich in der Region auf die Spuren ihrer Vorfahren
Kontaktaufnahme gerne unter:
Wer im örtlichen Telefonbuch blättert und nach dem Namen Reuter (Reiter, Reutter) sucht, wird in verschiedenen Gemeinden fündig. In Riedlingen, Bad Buchau, Ertingen und auch in Langenenslingen leben Menschen mit diesem Nachnamen. Andrea Reutter aus Friedrichshafen arbeitet an einem Familienstammbaum und würde sich über Kontakt zu Personen mit dem gleichen Nachnamen wünschen. Erste Erfolge zeigen sich bereits. „Wir sind mit halb Langenenslingen verwandt“, hat sie bei ihrer Recherche festgestellt.
Ein Cousin habe sie auf die Idee gebracht nach weiteren Verwandten zu forschen, erzählt die 52-Jährige, die sich seit April 2020 intensiv mit der Familiengeschichte auseinandersetzt. Angefangen hat es mit einem kleinen Stammbaum, den sie in einem Schrank zwischen anderen Unterlagen entdeckte. So entwickelte Andrea Reutter eine Leidenschaft dafür, in Kirchenbüchern und Archivbänden zu blättern.
In Kirchenbüchern gestöbert
In dem kleinen Stammbaum, der ihr vorlag, gingen die Daten bis 1800 nach Langenenslingen und Friedingen. Zuerst habe sie sich auf die Suche machen müssen, wo die beiden Orte liegen. Sie seien ihr gänzlich unbekannt gewesen. Sie nahm Kontakt auf und besucht die Gemeinde. Jeder Besuch sei sehr bewegend und emotional gewesen. Auf dem Friedhof fand sie noch sieben Gräber, die zu ihrem Familienkreis gehören. Anhand der Kirchenbücher von Langenenslingen, Friedingen, Binzwangen und anderen Orten im Riedlinger Raum erstellte sie dann in den vergangenen Monaten einen sehr großen Stammbaum.
Der Stammbaum Reuter reicht bis 1680 nach Langenenslingen zurück. Theresia Braun heiratete dort 1718 Simon Reuter, hatte mit ihm acht Kinder und brachte aus erster Ehe mit Christoph Johannes Sauter noch drei weitere Kinder mit. Der zweitälteste Sohn Lorenz heiratete 1756 Barbara Steckle und hatte mir ihr neun Kinder, die bis auf Tochter Johanna alle verstarben.
Diese heiratete dann Protasius Sauter und hatte 16 Kinder mit ihm. Ab diesem Zeitpunkt sei die Reuter-Dynastie eng mit den Sauters in Langenenslingen verbunden, sagt Andrea Reutter. Von den Sauters in Langenenslingen werde der Stammbaum von verschiedenen Persönlichkeiten geprägt – vom Lehrer Protasius Sauter, den Klosterschwestern Sauter, Joseph Sauter als Fürstlich Fürstenbergischer Baumeister und Fidel Waldner, der Anfang 1900 Wirt des Adlers und Bürgermeister von Langenenslingen war.
Auch Mayers gehören dazu
Der älteste Sohn Jakob von Lorenz und Barbara Reuter heiratete Monika Steckle, die früh verstarb, und dann in zweiter Ehe Regina Harscher. Beide waren aus Langenenslingen. Jakob arbeitete als Glaser und hatte insgesamt 15 Kinder, von denen viele im Kindesalter verstorben sind. Mit der Hochzeit der ältesten Tochter Monika mit Conrad Mayer beginnt der Zweig im Stammbaum Reuter mit den Mayers in Langenenslingen.
Sohn Moritz Reuter, in manchen Schriftstücken Reiter geschrieben, heiratet durch seine Frau Veronika Sauter wieder in die Sauter-Familie ein und prägte das Gemeindeleben von Langenenslingen als Mitglied im Gemeinderat von 1835 bis 1850, neben seiner Arbeit als Glaser. Mit den Kindern und Enkeln von Moritz Reuter beginnt die Glaser- und Schreiner-Zeit der Reuters in Langenenslingen. Aus seiner Linie stammt auch die Schreinerei Wachter, Anfang 1900. Das dritte Kind Maximiliana heiratete 1828 Zachrias Krämer, der als Stricker arbeitete und im Erzabbau tätig war. Im großen Zweig der Krämers entstand auch eine Linie der Familie Freimann.
Der jüngste Sohn Pankratius von Jakob und Regina Reuter übersiedelte nach Friedingen und heiratete 1829 Rosa Kunzelmann. Pankratius arbeitete als Schuhmacher in Friedingen, war im Erzabbau beschäftigt und baute in Friedingen ein Haus. Leider stehe das nicht mehr, wie Andrea Reutter recherchierte.
Uropa Fidel war sehr unternehmungslustig
Pankratius und Rosa Reuter brachten 14 Kinder zur Welt. Einige Kinder blieben in Friedingen, andere zog es nach Andelfingen und zwei nach Bad Buchau. Uropa Fidel, geboren 1838, war zum damaligen Zeitpunkt sehr unternehmungslustig und verbrachte als Säger einige Jahre in Basel. Dann heiratete er Viktoria Miller und ging als Sägeknecht nach Thannhausen/Schwaben. Als sie früh verstarb, zog es ihn zurück in die Heimat. Er ließ sich in Bad Buchau nieder und heiratete dort Crescentia Reck aus Binzwangen. Fidel bekam mit ihr drei Söhne: Albert, Gustav und Karl.
Albert ging in frühen Jahren zur Marine nach Wilhelmshaven und gründete dort eine Familie, die bis heute noch an der Nordseeküste wohnt. Gustav heiratete und verbrachte sein Leben in Bad Buchau. Karl heiratete in Bad Buchau und ging dann mit seiner Familie nach Friedrichshafen – dorthin, wo heute Andrea Reutter wohnt.
Austausch mit anderen Ahnenforschern gewünscht
Ein Austausch mit anderen Ahnenforschern aus Friedingen und Langenenslingen wäre schön, sagt sie. Vielleicht melden sich auch Menschen, die mit dem Stammbaum Reuter in verwandtschaftlichem Verhältnis stehen. Die Schreibweise Reutter mit zwei „tt“ sei nach dem Ersten Weltkrieg in Bad Buchau entstanden. Mitte April 2021 verstarb ihr Vater Hermann Reutter überraschend im Altenheim an Corona. „Es war und ist in seinem Sinne, dass der Stammbaum weiter wächst“, sagt die Tochter.