Beichtstuhl in ev. Kirche

Hallo Forscherkollegen/innen.

Derzeit wird in einer anderen Liste dar�ber
befunden, ob ein Beichtstuhl, als typisch
katholisches Teil in Norddeutschland in einer
ev. Kirche stehen kann.
Vor ungef�hr 2 Wochen lief auf NDR Fernsehen
ein Bericht �ber eine ev. Kirche, in der genau solch
ein Instrument steht. Wieso, weshalb... habe ich mir
leider nicht gemerkt.
Hat evtl. jemand eine Erkl�rung daf�r ?

Moin Moin,

Derzeit wird in einer anderen Liste dar�ber
befunden, ob ein Beichtstuhl, als typisch
katholisches Teil in Norddeutschland in einer
ev. Kirche stehen kann.

es kann und es tut.

Vor ungef�hr 2 Wochen lief auf NDR Fernsehen
ein Bericht �ber eine ev. Kirche, in der genau solch
ein Instrument steht. Wieso, weshalb... habe ich mir
leider nicht gemerkt.

Vor der Reformation waren ALLE Kirchen katholisch.
In einigen sp�ter evangelisch werdenden Kirchen wurden die Beichtst�hle entfernt oder sie wurden sp�ter bauf�llig, in anderen Kirchen blieben sie eben stehen. Ich habe schon �berlegt ob es vielleicht auch damit zusammenh�ngt, dass manches katholische Beiwerk von einer angesehenen, hochgestellten Familie gestiftet war der man nicht auf die F��e treten wollte....
In den evangelischen Kirchen stehen die Beichtst�hle heutzutage eher als zeitgeschichtliche Denkm�ler denn in ihrer urspr�nglichen Funktion als Beichtstuhl.

Das ist *meine* Erkl�rung-
vielleicht gibt es auch noch eine andere.

Liebe Gr��e
Doris

Doris Reuter schrieb:

Moin Moin,

Derzeit wird in einer anderen Liste dar�ber
befunden, ob ein Beichtstuhl, als typisch
katholisches Teil in Norddeutschland in einer
ev. Kirche stehen kann.

es kann und es tut.

Vor ungef�hr 2 Wochen lief auf NDR Fernsehen
ein Bericht �ber eine ev. Kirche, in der genau solch
ein Instrument steht. Wieso, weshalb... habe ich mir
leider nicht gemerkt.

Vor der Reformation waren ALLE Kirchen katholisch.
In einigen sp�ter evangelisch werdenden Kirchen wurden die Beichtst�hle entfernt oder sie wurden sp�ter bauf�llig, in anderen Kirchen blieben sie eben stehen. Ich habe schon �berlegt ob es vielleicht auch damit zusammenh�ngt, dass manches katholische Beiwerk von einer angesehenen, hochgestellten Familie gestiftet war der man nicht auf die F��e treten wollte....
In den evangelischen Kirchen stehen die Beichtst�hle heutzutage eher als zeitgeschichtliche Denkm�ler denn in ihrer urspr�nglichen Funktion als Beichtstuhl.

Das ist *meine* Erkl�rung-
vielleicht gibt es auch noch eine andere.

Liebe Gr��e
Doris

Hallo Doris.

Danke f�r die Erl�uterung !
Vermutlich kommt das f�r eine relativ alte Kirche
in Frage, Erbauung < 1517 .

Sch�nen Abend

Hallo
mit der Reformation wurde die Beichte im Prinzip nicht abgeschafft, nur der Zwang dazu. Luther war durchaus f�r die Einzelbeichte (Ohrenbeichte), aber im Laufe der Zeit wurde sie nicht mehr praktiziert. Das seelsorgerliche Gespr�ch (heute eher beim Arzt als beim Pastor/Pfarrer ???) ist an die Stelle der Beichte getreten. Als �berbleibsel vergangener Zeiten sind in manchen evangelischen Kirchen die alten Beichtst�hle nicht beseitigt worden. Gr�nde daf�r mag es viele geben, honorige Stifter, Piet�t, bauliche Gegebenheiten, Denkmalschutz - oder um eben doch noch die M�glichkeit f�r eine (anonyme) Aussprache zu bieten.
Gru� J�rgen

In Rantum auf Sylt steht auch einer.
KK

Hallo Wolfgang,
bei der Entscheidung zum lutherischen/reformierten Glauben ging es den Landesf�rsten in erster Linie um die Konfiszierung des Kirchenbesitzes, weniger um Ver�nderung der Zeremonien etc. Aber auch au�erhalb des Hofes waren die alten Zeremonien noch lange �blich, wobei die Beichte der Vorbereitung auf das Abendmahl diente. Um 1700 gab es in Berlin einen Beichtstuhlstreit, die Beichtst�hle sollten verschwinden. Auch Kurf�rst Friedrich III., ab 1701 K�nig Friedrich in Preu�en, vertrat diese Ansicht. Das w�re also ein Anhaltspunkt. Allerdings wurde die Abschaffung nicht �berall konsequent durchgef�hrt. Einige Beichtst�hle haben daher in ev. Kirchen �berlebt bis heute.
Mit freundlichen Gr��en
Gisela Langfeldt

Langfeldt schrieb:

Hallo Wolfgang,
bei der Entscheidung zum lutherischen/reformierten Glauben ging es den Landesf�rsten in erster Linie um die Konfiszierung des Kirchenbesitzes, weniger um Ver�nderung der Zeremonien etc. Aber auch au�erhalb des Hofes waren die alten Zeremonien noch lange �blich, wobei die Beichte der Vorbereitung auf das Abendmahl diente. Um 1700 gab es in Berlin einen Beichtstuhlstreit, die Beichtst�hle sollten verschwinden. Auch Kurf�rst Friedrich III., ab 1701 K�nig Friedrich in Preu�en, vertrat diese Ansicht. Das w�re also ein Anhaltspunkt. Allerdings wurde die Abschaffung nicht �berall konsequent durchgef�hrt. Einige Beichtst�hle haben daher in ev. Kirchen �berlebt bis heute.
Mit freundlichen Gr��en
Gisela Langfeldt

Hallo Gisela und alle anderen freundlichen Listenteilnehmer.

Vielen Dank f�r die zahlreichen Beichtstuhl-Beitr�ge.
Ich bin im Bilde.

Sch�nen Abend !

Hallo Wolfgang, Doris, Gisela,

Martin Luther hatte theologisch die Beichte nicht abgeschafft!
Sie ist bis heute theologischer und auch lithurgischer Bestandteil
aller ev. Kirchen.
Luther ist aufgestanden gegen den Mißbrauch:
- Brechen des Beichtgeheimnis durch "Seelsorger";
- "Aushorchen" des Volkes und Weitergabe der Infos an die Machthaber, siehe
zuvor;
- Sünden, die in der Beichte gestanden wurden, wurden gegen Geld erlassen
etc..

Die Reformatoren Zwingli und Calvin sind noch strenger gewesen und haben
die "Ohrenbeichte" verboten, nicht die Beichte als solche.

Neben der "Ohrenbeichte" gibt es seit der Reformation die
"Gesprächsbeichte",
die in der ev. Kirche immer gepflegt wurde, bis heute und heute in der kath.
Kirche ebenfalls weit verbreitet ist,
parallel zur Ohrenbeichte.
Heut wird in der Regel von Beichtgespräch, oder Seelsorgegespräch
gesprochen.

Übrigens betreiben die Psychologen heute nichts anderes nur in
säcularisierter Form und unter Versenden ganz erheblicher Honorarrechnungen.

Um 1700 gab es in Berlin einen Beichtstuhlstreit,...

Seit dem gab es auch in der luth. Kirche kaum noch die "Ohrenbeichte".

Es gibt bis heute hunderte ältere luth. Kirchen, die als ev. luther. Kirchen
originär gebaut wurden und möbliert wurden incl. Beichtstühle.

ging es den Landesfürsten in erster Linie um die Konfiszierung des

Kirchenbesitzes...

Nein!!!
Leider eine ziemlich üble Geschichtsverdrehung des Geschichtsunterrichts
sozialistisch-kommunistisch geprägter Vorgaben,
wissenschaftlich nicht haltbar!

Grüße

Krafft-Aretin (EGGERT)

Hallo Krafft-Aretin,

Martin Luther hatte theologisch die Beichte nicht abgeschafft!
....

danke f�r deine Erkl�rung, die auch f�r mich sehr interessant war :slight_smile:

Liebe Gr��e
Doris

Hallo Herr Eggert,

Leider eine ziemlich �ble Geschichtsverdrehung des Geschichtsunterrichts

sozialistisch-kommunistisch gepr�gter Vorgaben,
wissenschaftlich nicht haltbar!<<
Das verbitte ich mir ganz entschieden, ich h�tte Sie f�r kl�ger gehalten.
Damit hat sich unsere Zusammenarbeit erledigt.
Mit emp�rten Gr��en
Gisela Langfeldt

Sehr geehrte Frau Gisela Langfeld,

sozialistisch-kommunistisch geprägter Vorgaben, wissenschaftlich nicht

haltbar!<< Das verbitte ich mir ganz entschieden, ich hätte Sie für klüger
gehalten.

Ob nun "...sozialistisch-kommunistisch geprägter Vorgaben,..." oder nicht
dürfte secundär sein. Ihre Aussage: "ging es den Landesfürsten in erster
Linie um die Konfiszierung des Kirchenbesitzes, ..." ist nicht zu halten.
Insbesonder ihre betonende Formulierung "...in erster Linie..." zwingt zum
Wiederspruch und kann bei aller Achtung und Zuneigung nicht unwidersprochen
bleiben.

Sie werden auch nicht bestreiten können, dass die These "...in erster Linie
um die Konfiszierung des Kirchenbesitzes..." in vielen Geschichtsbüchern
stand. Diese These ist weder gegenüber den Inhalten der Rk.-Kirche, noch
gegenüber denjenigen der Luth. bzw. Ref. Kirchen gerechtfertigt. Sie ist
auch nicht gerechtfertigt gegenüber den Organisationen christlicher
Konfessionen, auch nicht gegenüber den Machthabern, weltlichen wie auch
kirchlichen.

Im Wikipedia-Artikel zu dieser Frage:

"Im Juni 1518 hatte die Kurie Luther nach Rom vorgeladen, um die Gefahr der
Ketzerei in einem Verfahren zu untersuchen. Noch vor dem Termin wurde die
Anklage auf notorische Ketzerei geändert: Spitzel in Luthers Wittenberger
Vorlesungen hatten ihn mit gefälschten Thesen denunziert. Er ersuchte aus
gesundheitlichen Gründen um eine Anhörung auf deutschem Gebiet, wobei er
sich auf die Gravamina deutscher Nation berief. Der sächsische Kurfürst
Friedrich der Weise, der ihn ausliefern sollte, unterstützte ihn dabei."

Kurfürst Friedrich der Weise war einer der gebildetsten Fürsten seiner Zeit,
Humanist, geschult durch die italienische Renaissance, Freund von Erasmus
von Rotterdam. Diesem Fürsten zu einem Zeitpunkt, zu dem keiner, weder
Luther noch dieser Fürst noch die kath. Kurie ein klares politisches Kontept
hatten, zu unterstellen, er handele "...in erster Linie um die
Konfiszierung des Kirchenbesitzes..." ist sicherlich nicht gerechtfertigt.

Es gibt genug vorhandene schriftliche Zeugnisse, dass beide nichts anderes
vorhatten, als Mißstände innerhalb der "Kirche" - und damals gab es in
Europa nur die rk.-Kirche - zu reformieren. Weder Friedrich der Weise noch
M.Luther wollten anfangs eine andere Kirche. Das Gegenteil wird zwar immer
wieder behauptet, entspricht aber nicht den vorhandenen schriftlichen
Aussagen beider.
Dass später sogenannte "Trittbrettfahrer" zum Schwert griffen und nichts
anderes im Sinne hatten als, "...die Konfiszierung des Kirchenbesitzes..." ,
ist richtig. Das "Schwert" hat, wie sie wissen, seine eigene Macht und wird
nur durch den "Tod" regiert.

Mit freundlichen Grüßen

Krafft-Aretin Eggert