Bedarf für ein Verkartungsprogramm

Sehr geehrte Listenmitarbeiter,

diese Mail richtet sich vornehmlich an alle Programmierer von Genealogie- und Verkartungsprogrammen, aber auch an alle interessierte Mitleser.
Seit einiger Zeit lese ich in der Liste mit obwohl ich von Programmierung keine Ahnung habe. Was mich aber umtreibt ist eine seit fast 20 Jahren gewachsene Erfahrung mit Kirchenbuchverkartung und der beklagenswerte Umstand, dass es kein aktuelles Verkartungsprogramm zu geben scheint, dass den Anforderungen einer modernen (darf man so etwas schreiben?) ansprechenden Kirchenbuchverkartung genügt, eingeschlossen eines sinnvollen Datenaustausches. Da nun laut der jüngsten Diskussion ein Anlauf genommen wird, den völlig unzureichenden Gedcom-Standart zumindest auf innländischer oder gar auf europäischer Ebene anzuheben möchte ich einge Anregungen geben.
Einer Ortsgenealogie nähern sich die Bearbeiter in der Regel von zwei unterschiedlichen Seiten. Entweder von der reinen Familienforschung kommend über ein Genealogie-Programm. Dank des sehr guten Sonderheftes konnte ich mich auch mit solchen Programmen auseinandersetzen. Die umfangreicheren Programme sind gut entwickelt und wirklich empfehlenswert, jedoch für eine Kirchenbuchverkartung nicht optimal, bzw einfach zu umständlich.
Der andere Weg führt über die Kirchenbuchverkartung zum Ortsfamilienbuch. Ich arbeite seit Beginn meiner EDV-gestützen Verkartung mit dem Verkartungselement aus dem Pro-S-Ahn Baukasten (Dr. Coors) und zwar in der aktuellen Fassung VKwin 4.0
Leider hinkt dessen Weiterentwicklung dermaßen hinter den aktuellen Anforderungen her, dass eine sinnvolle Nutzung für zukünftige Projekte zur Zeit nicht angezeigt erscheint. Auch die fehlende Transportierbarkeit der Daten ohne Umweg über das noch nicht fertiggestellte Genealogieprogramm in andere Genealogieprogramme stellt ein Problem dar.
Daher meine Anregung, dass man sich auf Programmiererseite intensiv mit der Erstellung eines aktuellen Verkartungsprogrammes beschäftigt, dessen Ergebnisse sich ohne Probleme in die bekannten Genealogieprogramme transferieren lassen.
Neben den üblichen Standarts (Familienverknüpfung, detaillierte Ortsverwaltung, Indexe und Ausgaben etc) sollte das Programm zum einen schnell sein, d.h. auch eine flinke Eingabe ohne Maus und viel Fensteröffnerei möglich sein. Es sollte 5 Hauptereignisse abdecken. Taufen, Trauungen, Begräbnisse, Konfirmation etc und ein freie Eingabe (Ich denke da an die hochinteressanten Hofgerichtsprotokolle etc.). Es muss sowohl für Vor- als auch Zunamen jeweils zwei Felder haben, sprich für die Originalschreibweise des Namens und für eine "normalisierte" Schreibweise. Dann musst das Programm eine Urkundennummer verwalten und auch weitergeben können, die sich aus Jahreszahl, Seitenzahl und Nummer des laufen Eintrages zusammensetzt. Weiter natürlich die Paten- und Zeugenverwaltung und die zutreffende Weitergabe der festgestellten Familienverknüpfungen.
Zum guten Schluss noch ein Quellen-Feld oder so ähnlich, in das der Orignalkirchenbucheintrag buchstabengetreu eingegeben werden kann und das "unversehrt" in alle anderen Programme weitergegeben wird.
Wie gesagt, Vkwin aus Pro-S-Ahn hat bisher seine Schuldigkeit getan, aber ist nun an seine Grenzen gestoßen. Wenn man am Gedcom-Standart mit Recht Umbauten vornimmt - wie ich mit Freude in wiki lesen konnte - dann bitte auch die Interessen der Verkarter berücksichtigen, insbesondere die dringend notwendige Möglichkeit definieren die Abschrift des Eintrages auch per Gedcom unabhängig von anderen Textelementen weiterzugeben.

Ich bin neugierig, was die Programm-Experten meinen und verbleibe

freundlichen Grüßen

Jürgen Frantz

juergen_frantz@t-online.de wrote:

Ich bin neugierig, was die Programm-Experten meinen und verbleibe

Ich bin aus Deinen Ausführungen nicht ganz schlau geworden.

Du sprichst von einer Kirchenbuchverkartung. Du möchtest also ein komplettes Kirchenbuch Eintrag für Eintrag übernehmen? Ich dachte, dafür gibt es schon Programme.

Was macht die Nutzung von "normalen" Genealogieprogrammen so unattraktiv/ungeeignet? Lediglich die Art der Eingabemaske?

Ich denke, die familienbezogenen Eingabemasken der meisten Genealogieprogramme ist da möglicherweise nicht so geschickt. Aber generell sollte das funktionieren.

In welcher Form sollte der Gedcomstandard erweitert werden? Was fehlt Dir?

Eine personenbezogene Eingabemaske bietet <http://www.familienbande-genealogie.de>, ob das aber für Dich geeignet ist denke ich eher nicht. Dazu fehlen variable Eingabefelder, die Du für die Registerangaben nutzen kannst. Oder Du musst das in den Quellenangaben hinterlegen.

MfG, Metti.

Hallo J�rgen,

Bravo! Genau das was Du schreibst, h�tte ich auch gerne. Ich w�rde gerne ein
Verkartungsprogramm basierend auf der Funktionsweise vom alten "Mein
Stammbaum 2 Deluxe" von Sierra (heute: Generations 8.5) haben (mit Sierra
verkarte ich gerade - wohl ungew�hnlich, aber gut machbar). Wenn ich doch
nur Programmieren k�nnte, h�tt ich schon l�ngst eins auf die "modernen"
(!!!!) Bed�rfnisse zugeschnittenes Programm. Jedenfalls wei� ich, was ich
noch gut an Funktionen gebrauchen k�nnte.

VKWIN kenne ich auch. Zu umst�ndlich, auch wenn im Ansatz (welche Angaben
braucht ein Kirchenbuchverkarter?) gut. Leider v�llig alleinstehendes
Austauschformat, so kommen wir in keinem Fall weiter.

Viele Gr��e,
Inga

Hallo J�rgen Frantz,

Sie schrieben:

Moin juergen_frantz@t-online.de,
     ^^^^^^^^^^[Tip: vollst�ndigen Namen im Mailprogramm eintragen!]

zur Mail vom 15 Oct 2004 18:08 GMT:

Umstand, dass es kein aktuelles Verkartungsprogramm zu geben scheint, dass den Anforderungen einer modernen (darf man so etwas schreiben?) ansprechenden Kirchenbuchverkartung gen�gt, eingeschlossen eines sinnvollen Datenaustausches.

Ich habe noch nicht verkartet, wei� also nicht, was diese "modernen
Anforderungn" sind - liegt es nur an der Eingabemaske, die Du an anderer
Stelle erw�hnst? Bei Brother's Keeper hast Du die M�glichkeit, eigene
Ereignisse zu definieren und kannst damit in gewisen Rahmen auch die
Eingabemaske selbst gestalten, und zwar ziemlich unkompliziert, ohne das
Handbuch zu lesen, mit zwei, drei Klicks...

Gru�
Gerd (Schmerse)
Moderator BK-L

Reiner Kerp wrote:

so erhält man doch nach Definition entsprechender
Ereignisse (Paten, Zeugen, oder sonstiger erwähnter Personen usw.) und
Eingabemasken ("Vorlagen") für Geburt, Taufe, Heirat und Sterbefälle, oder
was immer Sie wünschen, eine Datei mit allen Daten die sie erfassen wollen.

An so etwas hätte ich ebenfalls gedacht.
Ähnliches bieten sicherlich auch andere Programme.

MfG, Metti.

Stefan Mettenbrink <S.Metti@gmx.de>

schrieb:

An so etwas h�tte ich ebenfalls gedacht.
�hnliches bieten sicherlich auch andere Programme.

Mir als Anwender ist wichtig, da� Funktionalit�t und
�bersichtlichkeit nicht zu sehr leiden.

PAF ist ein sehr m�chtiges Programm und wirkt auf mich wohltuend
n�chtern. Leider funktionieren bei mir die "Strg+" Befehle nicht (kann
an der Installation liegen). Die Einstellung "weitere Ereignisse
drucken" (damit die selber definierten Ereignisse einbezogen werden!)
in der Maske "Web-Seite erstellen" liegt auch etwas versteckt. Die
Datei muss leider auch st�ndig "von Hand" gepflegt werden (das st�ndige
"Pr�fen/Reparieren" der "nicht ersten freien" Pointer nervt).

F�r mich viel eher W�nschenswert als 5.5EL w�re die direkte Verlinkung
der Paten, Zeugen usw. mit dem Ereignis (Taufe, Heirat usw.) damit in
der HTML-Ausgabe keine "Handarbeit" mehr n�tig ist. Dazu m�sste es aber
m�glich sein, Paten, Zeugen usw. in die selber erstellten Eingabemasken
als "Personen" und nicht wie bei PAF als "Beschreibung" einzubinden
(Sprung aus der Maske "Eheschlie�ung" �ber => "Zeuge" bzw. "Person
hinzuf�gen" in die Maske "Person bearbeiten" und zur�ck). Unter dem
dann notwendigen Hin- und Herhangeln wird die �bersichtlichkeit sicher
leiden.
Als Programmentwickler (der ich nie sein kann) w�re mir der Ansatz im
GEDCOM Standard
DRAFT Release 5.5.1

per ASSOciation tag (Seite 26)

0@I1@INDI
    1 NAME Fred/Jones/
    1 ASSO @I2@
          2 RELA Godfather

viel zu kompliziert und trifft nicht den Kern der Sache.
Bei der Paten-Beziehung oder Zeugen-Beziehung handelt es sich doch wohl
eher um einen FAM_RECORD als einen INDIVIDUAL_RECORD. Es sollte deshalb
�hnlich zur Familie:

1 HUSB @I26@
1 WIFE @I27@
1 CHIL @I25@

f�r die Taufe ein

"1 GODP @I28@" (f�r GODParent - Unterscheidung ob male oder femal im
INDIVIDUAL_RECORD)

oder bei der Geburt ein

"1 WHIT @I30@"

f�r beliebig viele Paten/Zeugen reichen (der R�cksprung zum Ereignis Taufe muss ja auch m�glich sein).
Entsprechendes gilt f�r die Eheschlie�ung

1 HUSB @I26@
1 WIFE @I27@
"1 WHIT @I31@"
1 MARR

Ob soetwas zu standardisieren ist und die Mormonen nicht
Schwierigkeiten wie bei der Unterscheidung von CHR und BAPM haben, kann
ich nicht beurteilen. Da� sie jetzt aber auch Sterberegister auswerten
ist sicher ermutigend.
Bis zu einer L�sung bleibt wohl nur die M�glichkeit mit dem auch in PAF
verwendeten Unterstrich wie bei

2 _AKA oder
1 _UID

In GOV die in Sompolno gefundenen Geburtsorte "Ingelfingen, Xlestwie
Wirtembergskie" oder "Wildberg, Xlestwie Wirtembergskie" per 5.5EL zu
finden w�re nat�rlich trotzdem eine tolle Sache.

Gru�,

Reiner

Reiner Kerp wrote:

Bei der Paten-Beziehung oder Zeugen-Beziehung handelt es sich doch wohl
eher um einen FAM_RECORD als einen INDIVIDUAL_RECORD. Es sollte deshalb
ähnlich zur Familie:

Nein. Ein Pate gehört IMHO nicht zur Familie.

MfG, Metti.

Hallo zusammen!

Die Verkartung von Kirchenb�chern scheint sehr stark zuzunehmen, aber
wie J�rgen Frantz schon sagte, fehlt immer noch _das_ Programm daf�r,
welches wirklich die einfachen Kriterien eines Verkarters erf�llt:

- Leichtes Erfassen _aller_ Daten eines Eintrages in _einer_ Maske
- Einfaches Zusammenf�gen der verschiedenen Eintr�ge
- M�glichkeit zum vollst�ndiger Austausch der Daten mit anderen
Genealogieprogrammen.

Ich nehme Stefans E-Mail einmal zu Anlass, auf seine Fragen genauer
einzugehen:

Stefan Mettenbrink schrieb:

Du sprichst von einer Kirchenbuchverkartung. Du m�chtest also ein
komplettes Kirchenbuch Eintrag f�r Eintrag �bernehmen? Ich dachte,
daf�r gibt es schon Programme.

Ja und nein. Es gibt zwar Programme, aber diese haben alle
irgendwelche Macken. Dies reicht von einer uralten Eingabemaske mit 80
Zeichen Breite, bis zum Fehlen von wichtigen Datenfeldern oder
Exportm�glichkeiten.

Was macht die Nutzung von "normalen" Genealogieprogrammen so
unattraktiv/ungeeignet? Lediglich die Art der Eingabemaske?

Nicht nur. Zum Einen besteht eine Kirchenbuchverkartung aus zwei
Arbeitsschritten, zuerst das reine Erfassen der Daten und dann die
Verkn�pfung der einzelnen Personen in den verschiedenen Eintr�gen zu
Familien, bzw. die Verkn�pfung von Geburts-/Heirats-/Sterbeeintrag f�r
eine Person.

Speziell f�r die Erfassung der Kirchenbucheintr�ge sind die meisten
Programme nicht geeignet, da die Eintr�ge nicht unmittelbar in das
Genealogieprogramm �bernommen werden k�nnen. Beim Erfassen eines
Kirchenbuchs geht es um tausende von Eintr�gen, da ist jedes weitere
Klicken oder �ffnen eines neuen Fensters ein Arbeitsschritt zu viel.
Hier scheiden eigentlich alle Genealogieprogramme bereits aus.

Auch ist das Suchen einer Person, wie es im Genealogieprogramm �blich
ist, beispielsweise in diesem Schritt noch gar nicht m�glich, da es
diverse Personen mit diesem Namen geben k�nnte. Daher werden auch die
Geburts- und Sterbeeintr�ge v�llig unabh�ngig voneinander erfasst,
ohne Verkn�pfung von Personen.

Welche Eingabefelder f�r einen Eintrag direkt in einer Maske ben�tigt
w�rden, hat J�rgen Frantz ja bereits beschrieben.

F�r den zweiten Teil, die Verkartung, w�re eine Genealogieprogramm
schon eher geeignet, aber auch dort ist in vielen Programmen das
Verschmelzen der Eintr�ge nicht immer leicht.

Ich denke, die familienbezogenen Eingabemasken der meisten
Genealogieprogramme ist da m�glicherweise nicht so geschickt. Aber
generell sollte das funktionieren.

Mit "generell" ist leider keinem Erfasser geholfen, wie gesagt, es
geht immer um mehrere tausend Eintr�ge. Ich wurde auch schon gefragt,
ob das Erfassen eines Kirchenbuchs mit TMG (The Master Genealogist)
m�glich w�re. Meine Antwort dazu war sinngem��: "Im Prinzip ja, aber
ich kann es nicht empfehlen, weil die Erfassung zu umst�ndlich ist".

In welcher Form sollte der Gedcomstandard erweitert werden? Was fehlt
Dir?

Ich glaube die Frage hat J�rgen Frantz schon beantwortet, es fehlt in
erster Linie die Weitergabe der Zeugen, Paten, Priester in der
Verkn�pfung mit dem Probanden. Aber auch andere Daten werden je nach
Programm nur unvollst�ndig weitergegeben.

Irgendwie kann ich nicht glauben, dass wirklich kein Interesse bei den
Programmierern besteht, denn ein Verkartungsprogramm als Aufsatz zum
eigentlichen Genealogieprogramm w�rde sicherlich f�r Zulauf sorgen.

Soweit ich weiss, sind die Kirchenb�cher alle �hnlich aufgebaut,
zumindest die zu erfassenden Daten sind sehr �hnlich, es m�ssten also
gar nicht so viele verschiedene Felder zur Verf�gung gestellt und
verarbeitet werden.

Viele Gr��e

J�rgen