Lieber Werner, lieber Wolfgang und Mitleser aus der Liste,
vielen Dank dass Ihr geantwortet habt.
aus den inzwischen bekannten Dokumenten l�sst sich nicht erh�rten, dass
die
Westm�chte bei der Festlegung der Westgrenze Polens in Potsdam 1945 nicht
zwischen Glatzer und Lausitzer Nei�e unterscheiden konnten. Da war wohl
nach
dem Krieg manchmal etwas Wunschdenken von den betroffenen Schlesiern dabei.
Ich stamme aus Waldenburg und w�re, wenn die Glatzer Nei�e Grenzfluss
geworden
w�re, ein "DDR"-B�rger geworden, worauf ich noch nachtr�glich dankend
verzichte.
Das mit dem "falschen" Grenzverlauf, fiel mir inzwischen ein; ich hatte ich
hatte es in der Schule. Der Lehrer zitierte aus einem Zeitungsartikel. Er
selbst stammte aus B�hmen.
Wir sagten immer, die Deutschen aus dem verbleibenden deutschen Gebiet
haben
den Krieg einmal, die in Westdeutschland gelandeten Vertriebenen haben den
Krieg zweimal und die in der Ostzone gelandeten Vertriebenen dreimal
verloren. Abgesehen vom niedrigeren Lebensstandard, dem Leben in einer
Diktatur, gab es keinen Lastenausgleich. Treffen von Heimatvertriebenen
wurden von der Stasi aufgel�st. Wir hie�en auch Umsiedler. Briefmarken auf
westdeutschen Briefen, die das Wort "Vertreibung" enthielten, wurden
geschw�rzt oder zur�ckgeschickt. In der Schule lernten wir die M�hr vom
urslawischen Gebiet.
Ich wusste �berhaupt nicht, wie schwer es die Vertriebenen in der DDR
hatten. Im Westen lebend, machten wir uns auch wohl auch kaum Gedanken
dar�ber, obwohl man auf uns arme Fl�chtlinge immer nur herabgesehen hat.
Und wenn man es ganz n�chtern sieht, ist der (inzwischen durch die
Geschichte auch schon wieder fast �berholte) Grenzverlauf "Oder -
Lausitzer
Nei�e", der geographisch "glattere" Verlauf. Die "DDR" h�tte auch nicht
gerettet, wenn das Gebiet zwischen Lausitzer Nei�e und Glatzer Nei�e ihrem
Staatsgebiet zugeschlagen worden w�re.
Letzteres stimmt nat�rlich. Aber weshalb ist der Grenzverlauf durch die
Geschichte schon wieder fast �berholt? Ist es Dir gleichg�ltig ob man in
Schlesien Deutsch oder Polnisch, im Elsas Deutsch oder Franz�sisch spricht?
Meine Familie stammt aus G�rlitz und Umgebung. Bei einem Besuch in G�rlitz
stellte ich fest, dass dort kein Schlesisch mehr gesprochen wird. Mit einer
dort noch lebenden, entfernten Verwandten sprach ich dar�ber. Sie erz�hlte
mir, dass die Kommunisten das verboten hatten. In der Schule, bei den
Beh�rden und auf der Stra�e wurde streng darauf geachtet, dass der Dialekt
so schnell als m�glich vergessen wird. Es gab Argumente wie" Das Brudervolk
Polen w�rde mit der schlesischen Sprache beleidigt". Es sollte unbedingt
vergessen werden, das Schlesien einmal deutsch gewesen ist.
Mir ist es eigentlich nicht egal, dass wir den Osten verloren haben.
Geschichte hin oder her. Andere V�lker verloren Kriege und behielten Ihr
Land; andere k�mpften mit Erfolg um Identit�t (z.B. S�dtirol). Nur uns hat
man bewusst in der �ffentlichen Meinung und in den Schulen erfolgreich
umerzogen. Wir sind das Produkt der 68iger, die u.a. die humanistischen
Gymnasien tatkr�ftig abschafften und die Fakult�ten der geistigen
Wissenschaften an den Universit�ten verarmen lie�en. Das Volk der Dichter
und Denker (und Kritiker) gibt es nicht mehr.
Viele Gr��e aus Hamburg
Ekkehart (Herforth)