AW: FamNord Nachrichtensammlung, Band 26, Eintrag 21

Zum Thema Sütterlin habe ich während meiner Schulzeit gelernt, dass es kein "ß" gab, unser heutiges ist entstanden aus dem Verbinden von h+s in Sütterlin und ähnelt diesem. Es gab 3 Formen, sie das ß umschrieben, hs, ss und sz. Deshalb gehört das ß wie ä, ö, ü zu dem Umlauten. Unser Nachname wechselt auch in der Frühzeit zwischen Spiess, Spiehs, Spiesz.
Das das eine S nur am Anfang steht, das "runde" s nur am Ende, haben wir auch gelernt, ob dies aber allen Kirchenbuchführern bekannt war??? Es gab auch damals mangelhafte Ausbildung und Flüchtigkeitsfehler. Und Mit Feder und Tinte geschriebenes war nicht so leicht zu entfernen ohne "Tintenkiller" und "TippEx". Das mußte man mit einer Art Rasiermesser abschaben, dabei war man schnell durchs Papier und das Material war teuer! Bedenkt auch, daß es damals keine Hörgeräte gab - dadurch wurden Schreibweisen manchmal verändert, besonders bei Zugezogenen. Dann stand der Name im Buch und war amtlich. Zur Erheiterung dient vielleicht folgende Anekdote: Ein Vater meldet sein 10. Kind an und ist nicht mehr ganz sicher, wie es denn heißen soll. Er sagt also Marie. Seine Frau wettert, weil sie schon eine Marie haben und sie eine "moderne" Maritta haben wollte. Der Standesbeamte weigert sich jedoch, den Eintrag zu ändern, da hinter Marie jedoch etwas Platz ist, erklärt er sich bereit, an die Marie "ta" anzuhängen. Somit war der Name noch exclusiver und die Mutter zufrieden. Geschehen in Lippe in den 60er Jahren!
Ingeborg Spiess

Hallo Ingeborg,

<< dass es kein "ß" gab, unser heutiges ist entstanden aus dem Verbinden von h+s in Sütterlin und ähnelt diesem >>

ein "hs" gab es nicht; es handelte sich vielmehr um die Verbindung des sog. "Pfarrer-s", einem "langen s", das dem "h" ähnlich war
und bereits lange vor der Sütterlin verwendet wurde, mit dem "langen s". Hierzu gab es Erlasse für die deutschen Behörden, weil
jahrzehntelang das "Pfarrer-s" in Unkenntnis als "h" gelesen und wiedergegeben worden war, so daß dann eben völlig falsche
Schreibweisen wie "Spiehs" zustandekamen. Die offiziellen Erlasse sollten dies damals in den 50ern vermeiden und korrigieren.

Näheres dazu hier:
http://www.genealogienetz.de/vereine/wgff/aachen/Schreibweise_des_scharfen_s.pdf
http://www.bfds.de/

In der (modernen) Sütterlinschrift sind die KB aber gerade nicht geschrieben worden, sondern in alten Vorläuferschriften, den
Kurrenten.

<< Deshalb gehört das ß wie ä, ö, ü zu dem Umlauten. >>

Es gehört zu den deutschen Sonderzeichen, nur ä, ö und ü sind Umlaute.

Viele Grüße,

Jürgen