AW: Eigentum an evang. Kirchenbüchern

Gerd M�llenheim schrieb:

> > In der Evangelischen Kirche ist die Kirchengemeinde Eigent�merin ihrer
> > Kirchenb�cher. Sie ist eine K�rperschaft des �ffentlichen Rechts. Die
> > evangelischen Kirchengemeinden in den �stlich von Oder und Nei�e
> > gelegenen
> > Kirchenprovinzen der damaligen Kirche der altpreu�ischen Union
> > sind durch die
> > Vertreibung der Gemeindeglieder untergegangen. Mit Ausnahme der
> > Kirchenprovinzen
> > Pommern und Schlesien sind auch die dort gelegenen
> > Kirchenprovinzen mit ihren
> > Leitungsorganen untergegangen, so da� die Landeskirche, die damalige
> > Evangelische Kirche der altpreu�ischen Union, die
Rechtsnachfolgerin des
> > Eigentums der Kirchengemeinden geworden ist. Das Kammergericht in
> > Berlin hat
> > dies in einem Urteil im Jahre 1970 best�tigt. Darum k�nnen keine
> > Anspr�che auf
> > die evangelischen Kirchenb�cher, die in der Bundesrepublik
> > Deutschland liegen,
> > von polnischer Seite erhoben werden.
> ...
> > Er kam zu der
> > Folgerung, da� nach dieser v�lkerrechtlichen Auffassung die
> > Einrichtungen in der
> > Bundesrepublik Deutschland das Recht haben, von Polen die
> > Herausgabe des von
> > deutschen Einrichtungen stammenden Archivgutes zu verlangen.

Das wird den nationalistisch eingestellten Polen gefallen: Evangelische
Kirchenb�cher nach Deutschland, katholische nach Polen. Somit
verbleiben in den
ehemaligen deutschen Ostprovinzen haupts�chlich diejenigen
Kirchenb�cher als
Geschichtszeugnisse, die den polnisch sprechenden Bev�lkerungsteil
repr�sentieren, wodurch dann die polnisch-nationale Theorie an
Glaubw�rdigkeit
gewinnt, wonach diese L�nder eigentlich immer schon polnisch
waren. Die in der
preu�ischen Zeit dort lebenden Einwohner sind somit nicht etwa
Vorfahren der
vertriebenen Deutschen, sondern der heutigen Polen.

* Dieter
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Lieber Herr Taube,

es ging hier um die evang. Kirchenb�cher. Was die kath. Kirchen-
b�cher betrifft, sollten Sie diese Angelegenheit mit dem zust�n-
digen Bischof besprechen. Daf�r bin ich gewi� nicht der richtige
Ansprechpartner. Die Nachricht stammt auch nicht von mir, da ich
sie nur an die Liste weitergeleitet habe. Ich nahm an, man w�rde
sich dar�ber freuen, da� die evang. Kirche in dieser Sache einen
festen Stand einnimmt.

Ganz herzliche Gr��e aus Luxemburg

Gerd M�llenheim

Gerd M�llenheim schrieb:

es ging hier um die evang. Kirchenb�cher. Was die kath. Kirchen-
b�cher betrifft, sollten Sie diese Angelegenheit mit dem zust�n-
digen Bischof besprechen. Daf�r bin ich gewi� nicht der richtige
Ansprechpartner. Die Nachricht stammt auch nicht von mir, da ich
sie nur an die Liste weitergeleitet habe. Ich nahm an, man w�rde
sich dar�ber freuen, da� die evang. Kirche in dieser Sache einen
festen Stand einnimmt.

Ich nahm an, da� die Vorgeschichte mit den katholischen Kirchenb�chern bekannt
sei. Vor einigen Wochen ging die Nachricht durch die Listen, da� die katholische
Kirche mit stillschweigendem Einverst�ndnis der deutschen Bundesregierung
beschlossen h�tte, die im Krieg geretteten und im deutschen Besitz befindlichen
katholischen Kirchenb�cher der deutschen Ostgebiete der polnischen katholischen
Kirche zu �bergeben. W�hrend die zweite Meldung (mit den evangelischen
Kirchenb�chern) vordergr�ndig auf einen Vorteil f�r uns deutsche Genealogen
hinauszulaufen scheint, ergeben doch beiden zusammen f�r mich einen sehr
negativen Sinn. Ich bef�rchte, da� hier nachtr�glich eine Trennung zwischen zwei
verschiedensprachigen Volksgruppen herbeigef�hrt wird, die in der Geschichte so
nicht existierte. Ich selbst habe - wie wohl fast jeder von uns - deutsch-,
polnisch-, tschechisch- und wendischsprachige Vorfahren, zwischen denen
keineswegs ein solcher Gegensatz bestand, wie er durch die heute angestrebte
Trennung der Kirchenurkunden nahegelegt wird. Im Lichte der Einigung Europas
sollten wir uns das Gegenteil w�nschen und die Gemeinsamkeiten unserer
Geschichte betonen, anstatt den unseligen Nationalismus des vergangenen
Jahrhunderts schleichend wieder aufleben zu lassen.

* Dieter

> Das wird den nationalistisch eingestellten Polen gefallen: Evangelische
> Kirchenb�cher nach Deutschland, katholische nach Polen. Somit
> verbleiben in den
> ehemaligen deutschen Ostprovinzen haupts�chlich diejenigen
> Kirchenb�cher als
> Geschichtszeugnisse, die den polnisch sprechenden Bev�lkerungsteil
> repr�sentieren, wodurch dann die polnisch-nationale Theorie an
> Glaubw�rdigkeit
> gewinnt, wonach diese L�nder eigentlich immer schon polnisch
> waren. Die in der
> preu�ischen Zeit dort lebenden Einwohner sind somit nicht etwa
> Vorfahren der
> vertriebenen Deutschen, sondern der heutigen Polen.
>
> * Dieter

Bernd G�rtz:
Ich glaube nicht, dass diese "Theorie", auch von nationalistisch
eingestellten Polen, noch aufrecht gehalten wird. Dagegen sprechen aber auch
alle Fakten, soda� man wirklich ein Brett vor dem Kopf haben m�sste, um
sowas zu behaupten. Dazu kommt Folgendes:

Ich habe bei der Durchsicht z.B. der evangelischen Kirchenb�cher von
Polanowitz bei Pitschen feststellen m�ssen, da� sehr viele evangelische
Gemeindemitglieder eindeutig slawische (polnische) Namen haben, wobei einige
"polonisiert" zu sein scheinen. Die Janusz sollen z.B. aus Ungarn
eingewanderte "Janos" sein, die Sygusch aus Tschechien kommen. Diese Leute
waren aber evangelisch! Unter diesen sind h�ufig Namen wie Grzyb (Pilz),
Mrozek, Wolnik, Wolny, Plachta, Slonina (Speck) usw. Diese Leute wurden
aber, obwohl eindeutig slawischen Ursprunges, von den Polen als Deutsche
1945 vertrieben, d.h. man hat die Menschen, auf die man sich offiziell als
slawische Urbev�lkerung berief, als Deutsche betrachtet, vielleicht weil sie
einen deutschen Pass hatten. Wie reimt sich das zusammen?
Vielleicht h�ngt das damit zusammen, dass genau diese sog. slawische
Urbev�lkerung 1919 bei der Abstimmung zu etwa 95% Deutsch gestimmt hat!
Also zusammengefasst: Auch grosse Teile der slawischen Urbev�lkerung waren
nicht katholisch! Teile des evangelischen Kirchenbuches von Polanowitz sind
sogar in Polnisch verfasst! Polnisch war dieses Gebiet ohnehin nicht. Es war
lange Zeit B�hmisch und dann �sterreichisch bevor es zu Preussen kam. Mit
dem o.g. Argument m�sste man Nord-Amerika sofort den Indianern zur�ckgeben,
da diese das Land eindeutig vor 1500 besassen!

Ich nahm an, da� die Vorgeschichte mit den katholischen
Kirchenb�chern bekannt
sei. Vor einigen Wochen ging die Nachricht durch die Listen, da�
die katholische
Kirche mit stillschweigendem Einverst�ndnis der deutschen Bundesregierung
beschlossen h�tte, die im Krieg geretteten und im deutschen
Besitz befindlichen
katholischen Kirchenb�cher der deutschen Ostgebiete der
polnischen katholischen
Kirche zu �bergeben. W�hrend die zweite Meldung (mit den evangelischen
Kirchenb�chern) vordergr�ndig auf einen Vorteil f�r uns deutsche
Genealogen
hinauszulaufen scheint, ergeben doch beiden zusammen f�r mich einen sehr
negativen Sinn. Ich bef�rchte, da� hier nachtr�glich eine
Trennung zwischen zwei
verschiedensprachigen Volksgruppen herbeigef�hrt wird, die in der
Geschichte so
nicht existierte. Ich selbst habe - wie wohl fast jeder von uns -
deutsch-,
polnisch-, tschechisch- und wendischsprachige Vorfahren, zwischen denen
keineswegs ein solcher Gegensatz bestand, wie er durch die heute
angestrebte
Trennung der Kirchenurkunden nahegelegt wird. Im Lichte der
Einigung Europas
sollten wir uns das Gegenteil w�nschen und die Gemeinsamkeiten unserer
Geschichte betonen, anstatt den unseligen Nationalismus des vergangenen
Jahrhunderts schleichend wieder aufleben zu lassen.

* Dieter

Bernd G�rtz: Ich glaube nicht, da� es hier um "unseligen Nationalismus"
geht! Meine Vorfahren sind eindeutig auch im slawischen Bereich anzusiedeln.
Aber das ist doch hier nicht die Frage. Diese ist doch: Wo sollen denn die
evangelischen Kirchenb�cher hin wenn es diese Gemeinden �berhaupt nicht mehr
gibt? Ich war in meinem Heimatort Breslau-Herrnprotsch und sprach mit dem
neuen polnischen und nat�rlich katholischen Pfarrer Syposz. Den bat ich um
Auskunft bez�glich der evangelischen Kirchenb�cher dieser Kirche vor 1945,
die er mir auch versprach und auf die ich noch heute warte! Inzwischen wurde
mir anderweitig mitgeteilt, da� die selbst damals in Herrnprotsch
verbliebenen Kirchenb�cher nicht mehr dort sind. Was soll denn also das
Argument mit der Zur�ckf�hrung an den Ort des Entstehens. Selbst wenn man
die B�cher dort deponierte, w�rde sich niemand vor Ort daf�r interessieren,
denn die jetzt dort lebenden Menschen haben dazu keinerlei Beziehung.
Wer hier "Nationalismus" wittert mu� ein eigenartiges Riechorgan haben!