Auswanderungsgründe

Hallo Herr Geiger,

das Thema ist leider nicht so ganz abzugrenzen.
Denn dazu mu� man sich in die Lage von Auswanderern versetzen. Die wenigsten wandern aus,
einfach nur, um ein anderes Land kennenzulernen. So gut wie keiner tut das, ohne wirtschaftliche
Notwendigkeit. Nat�rlich gibt es Abenteurer, die es in die Welt zieht, aber auch die wandern nur
deshalb aus, weil das eigene Land f�r sie nicht mehr gen�gend Abenteuer bereit h�lt (jedenfalls
ihrer eigenen Ansicht nach). Die �berwiegende Anzahl aber tut es, weil sie in der Heimat keine
Zukunft f�r sich sieht.
Nun ist das aber auch zugleich der Grund, den manche Menschen zu einer Revolution bewegt.
Denn aus genau denselben Gr�nden revoltiert man ja: weil die Zust�nde immer schlechter werden
und man ohne Ver�nderung keine, oder allenfalls eine sehr d�stere Aussicht in die Zukunft sieht.
Es sind im Grunde genau die Menschen, die vor der Wahl standen "wandere ich nun aus, oder
mach ich bei der Revolution mit", um die es hier geht. Es mu� von daher gar kein signifikanter
Anstieg an Auswanderern zu verzeichnen sein, um diesen Trend zu best�tigen. Im Grunde waren
die Auswanderer davor und jene in den Zeiten danach von genau denselben Gr�nden angetrieben.
Die, die in der 48er Revolution mitmachten, sahen nur - im Gegensatz zu den Zeiten davor und
danach - zum ersten mal eine m�gliche Alternative zum Auswandern.
Wenn �berhaupt eine statistische Erhebung in diesem Zusammenhang sinnvoll w�re, m��te man
untersuchen, ob es in den Jahren vor 48 f�r einige Zeit einen R�ckgang der Auswanderer gab.
Das w�ren dann n�mlich genau die, die erstmal die m�gliche Alternative ausprobieren wollten,
bevor sie dann doch gingen.
Es w�re jedoch keinefalls zielf�hrend, aus einem nicht me�baren Anstieg der offiziellen
Auswandererzahlen darauf zu schlie�en, da� die verlorene Revolution keine derartigen Folgen
hatte ... das w�re in etwa so, als w�rde man die - relativ geringe - Anzahl der erfolgten Fluchten
aus der ehemaligen DDR auf ein eher geringes Ausreise-Interesse der dortigen B�rger zur�ckf�hren.

mfG