Auswanderungen aus Niederschlesien

Hallo zusammen,

meine Vorfahren väterlicherseits (WINDE) sind in der Zeit zwischen 1800 und
1900 in der sehr stark eingrenzbaren Gegend
zwischen Rauscha (LKr Görlitz) und Lorenzdorf, Thommendorf und Schöndorf
(alle im LKr Bunzlau) angesiedelt. Die ältesten
Angaben stammen von ca. 1604 (quelle familysearch).
Um 1850 hat es mehrere Familien mit durchschnittlich 8-12 Kindern gegeben.

Nun ist meine Urgroßmutter ca. 1881 mit 20Jahren nach Dresden und dann nach
Oschatz ausgewandert. In und um Riesa/Oschatz
gibt es noch weitere WINDE’S aus dem besagten Raum, zu denen ich leider noch
keine genealogische Verbindungen herstellen konnte.
Im Adressbuch von Rauscha sind 1905 nur noch 2 Windes verzeichnet.

Was war in der Zeit um 1860 -1900 in dem Gebiet los, das mir Erklärungen für
die Auswanderungstendenzen der WINDES gibt?
Begütert waren die WINDEs anscheinend nicht. Die meisten Berufseinträge und
Bezeichnungen sind Handarbeiter bzw. Inwohner.

Und hat jemand das vollständige Adressbuch der Oberlausitz von 1905 und
nicht nur den im Internet zugänglichen Teil von Rauscha?

Vielen Dank und viele Grüße
Andreas Winde

Hallo Andreas,

vielleicht findest Du hier etwas:

http://tinyurl.com/ycn4by

(Unvollst�ndige) Namensliste der Altlutherischen Auswanderer um die Mitte des 19.Jahrhunderts.

Viele Gr��e
Andrea(Vietor)

Guten Abend, Andreas,
  auch von mir sind Vorfahren aus Schlesien in andre Provinzen Preu�ens oder Gebiete Deutschlands gezogen. Das war, wie heute auch, wo man glaubt, eher Arbeit und auch Wohnung zu finden, als in der Heimat dort ziehen Menschen hin. Z. B. zogen viele Bergarbeiter aus dem Waldenburger Revier ins Ruhrgebiet oder T�chter kinderreicher Familien wurden nach Berlin "in Stellung" gegeben. Ich w�rde aber das Umziehen von G�rlitz (geh�rte sogar mal zu Sachsen) ins benachbarte Sachsen nicht "Auswandern" nennen. Dieser Ausdruck ist wohl nur bei Verlassen des eigenen Landes angebracht.
   >meine Vorfahren v�terlicherseits (WINDE) sind in der Zeit zwischen 1800 und

1900 in der sehr stark eingrenzbaren Gegend
zwischen Rauscha (LKr G�rlitz) und Lorenzdorf, Thommendorf und Sch�ndorf
(alle im LKr Bunzlau) angesiedelt. Die �ltesten
Angaben stammen von ca. 1604 (quelle familysearch).
Um 1850 hat es mehrere Familien mit durchschnittlich 8-12 Kindern gegeben.

Nun ist meine Urgro�mutter ca. 1881 mit 20Jahren nach Dresden und dann nach
Oschatz ausgewandert. In und um Riesa/Oschatz
gibt es noch weitere WINDE'S aus dem besagten Raum, zu denen ich leider noch
keine genealogische Verbindungen herstellen konnte.
Im Adressbuch von Rauscha sind 1905 nur noch 2 Windes verzeichnet.

Was war in der Zeit um 1860 -1900 in dem Gebiet los, das mir Erkl�rungen f�r
die Auswanderungstendenzen der WINDES gibt?
Beg�tert waren die WINDEs anscheinend nicht. Die meisten Berufseintr�ge und
Bezeichnungen sind Handarbeiter bzw. Inwohner.

Und hat jemand das vollst�ndige Adressbuch der Oberlausitz von 1905 und
nicht nur den im Internet zug�nglichen Teil von Rauscha?

Gr��e aus Leipzig
Wolfgang Leistritz

www.wolfgang-leistritz.de
(pers�nliche Seite)
http://home.arcor.de/eulengebirge
(Menschen in Schlesien)
http://wolfgang-leistritz.fotoalbum-medion.de
(Bilder zu verschiedenen Themen)
http://picasaweb.google.com/leistritz.leipzig
(Bilder zu Schlesien)
www.spezialbaukombinat-magdeburg.com
(Geschichte eines Betriebes) -Seite im Aufbau-

Suche nach wie vor:
SCHMIDT und MUCHE aus Belkau, ab 1938 Wei�enfeld Krs Neumarkt
SEIDEL aus Berzdorf Krs. M�nsterberg
FREY aus Brandsch�tz Krs. Neumarkt
und LEISTRITZ �berall

Guten Abend

Ich w�rde aber das Umziehen von G�rlitz (geh�rte sogar
mal zu Sachsen) ins benachbarte Sachsen nicht "Auswandern" nennen. Dieser
Ausdruck ist wohl nur bei Verlassen des eigenen Landes angebracht.

...eines vorweg, es gibt sicherlich Geschichtler, die das besser beantworten
k�nnen.
Aber ich probiere es mal.

...ich kenne die Situation von G�rlitz nicht, aber bei mir kam es um
1700-1800 oft vor, dass Personen ins "5km entfernte" Ausland (z.b. von
Sachsen nach
Brandenburg) ausgewandert sind, weil Sie dort Land oder andere Privilegien
bekommen haben. Steuerverg�nstigungen, Freiheit im Glauben, Freiheit von
der feudalen Abh�ngigkeit, etc.

...aus Wikipedia:
1819 wurde die Erbuntert�nigkeit in den von Sachsen �bernommenen Landen
beseitigt.
Die letzten Spuren der Leibeigenschaft wurden in der Oberlausitz durch ein
Gesetz von 1832 beseitigt.

Fr�her waren die Grenzen halt kleiner. Und das Reisen bzw. Auswandern
teilweise
mit gro�en H�rden verbunden.

In einem anderen Fall ging es um die Auswanderung in eine hundert km
entfernte
Stadt, da war viel Schriftwechsel erforderlich, um das genehmigt zu
bekommen.

Nachweis eines Berufes, eines m�glichen Einkommens in der neuen Gegend,
schlie�lich wollte man keine sozialen Notf�lle ins Land holen.

...zur�ck zu G�rlitz:

G�rlitz, zu Schlesien geh�rend, war preu�isch.
Sachsen nicht.
Sachsen k�mpfte mit �sterreich zusammen im Dt. Krieg gegen Preu�en und
verlor.
Seit 1871 ist Sachsen also auch preu�isch.

...aus Wikipedia:

Sachsen im Deutschen Kaiserreich
Am 14. Juni 1866 stellte sich Sachsen im �sterreichisch-preu�ischen Konflikt
auf die Seite Wiens. Sachsen wurde schnell von preu�ischen Truppen besetzt
und seine Armee teilte bei K�niggr�tz die knappe Niederlage der
�sterreicher. Im Friedensvertrag von Berlin musste die s�chsische Regierung
schlie�lich die politischen Ver�nderungen anerkennen und das Land wurde
Mitglied im Norddeutschen Bund unter preu�ischer F�hrung. Sachsens
staatliche Souver�nit�t war seitdem stark eingeschr�nkt. 1870/71 nahm das
K�nigreich am Deutsch-Franz�sischen Krieg teil und 1871 wurde das Land Teil
des neu begr�ndeten Deutschen Reiches.

1868 wurde eine Verfassungs�nderung durchgef�hrt, die dem Landtag mehr
Rechte einr�umte und das Wahlrecht zur II. Kammer auf eine breitere Basis
stellte.

Sachsen profitierte nach 1871 besonders von dem allgemeinen Aufschwung in
Deutschland. Es war das Land mit der h�chsten Industriedichte und dem
h�chsten Nationaleinkommen (pro Kopf) unter allen deutschen Bundesstaaten.

...demnach ist streng genommen im Jahre 1881 wohl nicht von Auswanderung zu
sprechen. Dagegen vor 1870 wohl schon.

Gru�
Danny

Guten Abend zusammen,

ich gebe zu, den Begriff "Auswandern" hatte ich nicht mit Bedacht gewählt.
Danke für die Aufklärung!
Mich verwundert es trotzdem, dass ganze Familien aus dem Gebiet quasi
"verschwinden", übrigens nicht Görlitz-Stadt, sondern
Landkreis Görlitz, also noch weiter östlich, im heutigen Polen.
Na wie auch immer, da hab ich zumindest noch einige Aufgaben zu lösen...

Die Erklärung von Danny
"[...] Sachsen profitierte nach 1871 besonders von dem allgemeinen
Aufschwung in
Deutschland. Es war das Land mit der höchsten Industriedichte und dem
höchsten Nationaleinkommen (pro Kopf) unter allen deutschen
Bundesstaaten.[...]"
leuchtet mir zumindest ein!

Und danke für den Link zu den Auswanderungslisten. Die werd ich mir die
Woche mal anschauen.

Besten Dank und viele Grüße
Andreas (Winde)

Guten Abend, Danny,

Ich w�rde aber das Umziehen von G�rlitz (geh�rte sogar
mal zu Sachsen) ins benachbarte Sachsen nicht "Auswandern" nennen. Dieser
Ausdruck ist wohl nur bei Verlassen des eigenen Landes angebracht.

...eines vorweg, es gibt sicherlich Geschichtler, die das besser beantworten
k�nnen.
Aber ich probiere es mal.

...ich kenne die Situation von G�rlitz nicht,

G�rlitz ist seit 1815 preu�isch, vorher geh�rte es zu Sachsen.

aber bei mir kam es um

1700-1800 oft vor, dass Personen ins "5km entfernte" Ausland (z.b. von
Sachsen nach
Brandenburg) ausgewandert sind, weil Sie dort Land oder andere Privilegien
bekommen haben. Steuerverg�nstigungen, Freiheit im Glauben, Freiheit von
der feudalen Abh�ngigkeit, etc.

...aus Wikipedia:
1819 wurde die Erbuntert�nigkeit in den von Sachsen �bernommenen Landen
beseitigt.
Die letzten Spuren der Leibeigenschaft wurden in der Oberlausitz durch ein
Gesetz von 1832 beseitigt.

Fr�her waren die Grenzen halt kleiner. Und das Reisen bzw. Auswandern
teilweise
mit gro�en H�rden verbunden.

In einem anderen Fall ging es um die Auswanderung in eine hundert km
entfernte
Stadt, da war viel Schriftwechsel erforderlich, um das genehmigt zu
bekommen.

Nachweis eines Berufes, eines m�glichen Einkommens in der neuen Gegend,
schlie�lich wollte man keine sozialen Notf�lle ins Land holen.

...zur�ck zu G�rlitz:

G�rlitz, zu Schlesien geh�rend, war preu�isch.
Sachsen nicht.
Sachsen k�mpfte mit �sterreich zusammen im Dt. Krieg gegen Preu�en und
verlor.
Seit 1871 ist Sachsen also auch preu�isch.

Das stimmt, so ausgedr�ckt, nicht.

...aus Wikipedia:

Sachsen im Deutschen Kaiserreich
Am 14. Juni 1866 stellte sich Sachsen im �sterreichisch-preu�ischen Konflikt
auf die Seite Wiens. Sachsen wurde schnell von preu�ischen Truppen besetzt
und seine Armee teilte bei K�niggr�tz die knappe Niederlage der
�sterreicher. Im Friedensvertrag von Berlin musste die s�chsische Regierung
schlie�lich die politischen Ver�nderungen anerkennen und das Land wurde
Mitglied im Norddeutschen Bund unter preu�ischer F�hrung. Sachsens
staatliche Souver�nit�t war seitdem stark eingeschr�nkt. 1870/71 nahm das
K�nigreich am Deutsch-Franz�sischen Krieg teil und 1871 wurde das Land Teil
des neu begr�ndeten Deutschen Reiches.

1868 wurde eine Verfassungs�nderung durchgef�hrt, die dem Landtag mehr
Rechte einr�umte und das Wahlrecht zur II. Kammer auf eine breitere Basis
stellte.

Sachsen profitierte nach 1871 besonders von dem allgemeinen Aufschwung in
Deutschland. Es war das Land mit der h�chsten Industriedichte und dem
h�chsten Nationaleinkommen (pro Kopf) unter allen deutschen Bundesstaaten.

...demnach ist streng genommen im Jahre 1881 wohl nicht von Auswanderung zu

  > sprechen. Dagegen vor 1870 wohl schon.

Darum ging es ja auch (1881), vorher bestand der Deutsche bzw. der Norddeutsche Bund, innerhalb dessen wohl auch nicht "ausgewandert" wurde, wor�ber man aber wohl unterschiedlicher Meinung sein k�nnte. Beim "richtigen Ausland" bestand ja immerhin die Sprachbarriere.

Weil Sie sich so mit s�chsischer Geschichte besch�ftigen, von wo schreiben Sie?

Beste Gr��e aus Leipzig
Wolfgang Leistritz