Guten Abend.
Ja, leider haben die Reedereien meistens keine Unterlagen aufbewahrt, aber
fragen Sie einmal im Staatsarchiv des Heimathafens.
Dort muesste es noch Musterrollen geben. Musterrollen entsprechen den
Arbeitsvertraegen zwischen Reederei und Besatzungsmitglied. Es sind "die"
Schiffsdokumente.
Ich habe im Bremer Staatsarchiv nach meinem Grossonkel gesucht und alles
gefunden, was seine Fahrenszeit zwischen 1888 und 1905 betraf, und zwar vom
"Moses" bis zum 2. Steuermann.
In die Musterrollen werden auch die Angaben ueber jede Desertation von
Besatzungsmitgliedern eingetragen, wie das bei Schiffen die nach den USA fuhren
wohl ziemlich haeufig vorkam. Diese Eintragungen werden, wenn vorhanden, vom
deutschen Konsul oder seinem Vertreter gegengezeichnet.
"Desertation" heisst in solch einem Fall, dass ein Seemann das Schiff
absichtlich verlassen hat, obgleich der Heuervertrag besagt, dass er auf
"UNBESTIMMTE ZEIT oder fuer z.B. "die Reise von Hamburg nach Baltimore und weiter"
angemustert hatte, wobei ..."und weiter" natuerlich woertlich genommen wird und
Kapt. oder Reeder ja auch nicht immer wussten wohin die Reise geht.
Viel Erfolg und teilen Sie mir mal mit, ob es geklappt hat.
Gralf Sieghold
PS Die Seeberufgsgenossenschaft bzw Seekasse als Versicherer aller
zwangsversicherten Seeleute die unter deutscher Flagge fuhren haben normalerweise alle
Unterlagen ueber ihre bei ihnen versichten Personen, aber ich habe noch nie
gehoert ob man bei Ihnen Unterlagen einsehen kann.