Auswanderung nach Preußen

"Annelotte Karstens" <annelotte.karstens@t-online.de> schrieb:

Hallo Annelotte,

zunächst einige allgemeine Zahlen aus dem Buch.

Die Zahl der allein durch die eigentliche Siedlungstätigkeit Friedrichs d. Gr. damals dem deutschen Volkstum gesicherten Menschen schätzt man auf mehr als 400.000. An die 70.000 wanderten damals in Schlesien ein, 75.000 in Brandenburg, 27.000 in Pommern, 70.000 in Ostpreußen, 17.000 in das Gebiet um Magdeburg und Halberstadt, 25.000 in das Land westlich der Elbe und 15.000 nach Westpreußen. Diese Zahlen erfassen aber im wesentlichen - bis auf Westpreußen - nur die auf dem Lande angesetzten Siedler. Dazu kamen noch weit über 100.000 in den Städten. Wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung ganz Preußens beim Regierungsantritt Friedrichs d. Gr. überhaupt nur etwa 2.500.000 <Menschen zählte, dann kann man wohl die weitreichende Bedeutung dieses großen Siedlungswerkes ermessen.
Die durch Friedrich d. Gr. nach Westpreußen gerufenen Siedler kamen aus fast allen Teilen des deutschen Vaterlandes. An der Spitze der Gebiete, aus denen sie fortzogen, standen Württemberg und die Pfalz, während im übrigen Kursachsen, Mecklenburg, Thüringen, Danzig und Thorn (die zunächst noch nicht an Preußen fielen) häufiger als Herkunftsgebiete festzustellen sind.

ich hatte bezüglich der Auswanderung keine Anfrage gestellt, mich interessiert dieses Thema aber auch. Meine väterlichen Vorfahren stammen ausnahmslos aus Westpreußen, Posen und dem Dobriner Land. Leider nahm der vergrätzte Pfarrer der Gemeinde Gramtschen/LKr Thorn die frühen Kirchenbücher vor 1604 mit in seine neue Pfarre, die seitdem als verschollen gelten.

Meinen Geburtsnamen "Liedtke" hattest Du bereits vor einiger Zeit erklärt. Bisher konnte ich diese Familie bis 1774 um Thorn herum und im Dobriner Land zurück verfolgen. Gegenwärtig suche ich nach verbindenden und weiterführenden Kirchenbuchdaten.

Deshalb wird wohl bei einigen meiner Vorfahren leider ihre Herkunft nicht abschließend zu klären sein. Lediglich bei einem Vorfahren ergab sich aus den Kirchenbüchern, dass er aus Sachsen eingewandert ist. Er wird in den Taufeinträgen seiner Kinder als Müllermeister und Mühlenbesitzer bezeichnet. Entsprechend interessiere ich mich für die Gründe der Einwanderung, speziell natürlich Sachsen betreffend, aber auch allgemein.

Gründe der Auswanderung:

Mögen oft auch Not oder beengte Verhältnisse den äußeren Anstoß zu solchen Entschluß gegeben haben, so bleibt das Entscheidende doch der Mut und das Kraftgefühl, sowohl den Abschied für immer zu überwinden, als auch wirklich sich ein besseres Leben aufbauen zu können.

Auswandern wird immer und zu allen Zeiten nur der, der etwas Besseres erwartet und erstrebt, als ihm in seiner Heimat zu erreichen möglich ist.

Der Zimmermeister Johann STAIN von Altaig schrieb an den König u. a.: "..Es ist bei uns mit armen Leuten so sehr überhäuft, daß man sein Stücklein Brot mit seinem sauren Schweiß fast nicht mehr zu verdienen weiß".

Im "Schwäbischen Kurier" vom 8.5.1787 lesen wir: "Unter den Auswanderern sind auch viele aus Badenschen Landen. Mangeln an Nahrungsquellen und die Strenge der Beamten wären die Ursachen."

Ein Mecklenburgisches Mädchen aus Groß-Kell (Henriette Müller) bat den König am 11. Mai 1782 um eine kleine Meierei, da sie so arm sei. Am 17. Mai übermittelte ihr der König eine Zusage für eine Ansiedlung in der Priegnitz.

Der Schuhmachermeister Stadion aus Pforzheim schrieb am 29.4.1780, dass er sich unter dem Schutz des Königs stellen wolle, aber nicht aus Not.

Andere erklärten, daß sie sich aufgrund von guten Nachrichten Bekannter entschließen möchten, nach Westpreußen zu ziehen.

usw.

Ich vermute, dass es für das Einwandererlied keinen Verfasser gibt, sonst hättest Du ihn wohl genannt.

Richtig, im Buch wird kein Verfasser genannt.

Viele Grüße

Heinz (Muhsal)