Hallo Liste,
hier eine Buchrezension aus einer Pressemitteilung der
Uni Bonn. Da solche Pressemitteilungen rasch wieder
gel�scht werden, hier der Volltext:
"Wir verlangen nicht mehr nach Deutschland."
Briefe deutscher USA-Auswanderer in Buchform
erschienen
Zahlreiche Deutsche wanderten im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert mit gro�en Hoffnungen nach Amerika
aus. In Briefen an ihre Angeh�rigen in der alten
Heimat berichteten sie von ihren Erfahrungen im
"gelobten Land", von Entt�uschungen und Erfolgen,
Heimweh und neuen Freunden. Der Historiker Dr. Joseph
Scheben hat Hunderte von Briefen - vor allem aus der
Eifel - gesammelt und kurz vor seinem Tod 1973 dem
Institut f�r Geschichtliche Landeskunde der
Universit�t Bonn vermacht. Jetzt sind die fein
s�uberlich getippten Abschriften in Buchform
erschienen.
Manche Briefschreiber trafen es gut: "Ich verweile
wirklich in den sch�nsten Verh�ltnissen", schreibt
Mathias M�sseler aus Arkansas im Oktober 1891 an seine
Gro�mutter. "Ich treibe den Postwagen und habe dabei
die sch�nsten Zeiten." Elisabeth Stumpf freut sich in
einem Brief an ihre Freundin Katharina, dass sie nun
in Wichita in einer Woche mehr verdiene als in
Deutschland in einem Monat. Seitdem sie "so gut
Englisch wie Deutsch" spreche, habe sie auch kein
Heimweh mehr, auch wenn "die Kleidertracht hier zu
teuer" sei. Daf�r habe sie bei den M�nnern gute
Chancen: "Ein armes deutsches M�dchen ist mehr hier
als das Reichste englische." Und Michael Gro� aus
Wisconsin schreibt: "Es sind jetzt 4 Jahre und 7
Monate her, dass wir hier sind, und wir w�nschen uns
nicht mehr nach Deutschland zur�ck; denn hier ist es
weit besser wie in Deutschland."
Fast 500 derartiger Briefe hat Joseph Scheben
gesammelt und sp�ter dem Institut f�r Geschichtliche
Landeskunde der Rheinlande vermacht - neben einer rund
1.000 B�nde umfassenden Spezialbibliothek zur
Geschichte der Amerika-Auswanderung. Die meisten davon
stammen aus den Jahren 1825 bis 1937. Wiederholt hatte
Scheben in Regionalzeitungen �ber sein Vorhaben
berichtet und so f�r seine Briefsammlung geworben.
In den Dokumenten geben Auswanderer ausreisewilligen
Verwandten Tipps, was sie f�r einen Neuanfang in den
USA alles ben�tigen - von "gutem Schnaps" und Brot
�ber "Stiefel mit Doppelsohle" bis hin zu
franz�sischem Gold. Dazu noch der beruhigende Rat,
sich auf dem Wasser nicht zu erschrecken, "wenn Du die
Seekrankheit bekommst, davon stirbt keiner." Viele
Briefe k�nden davon, wie die Neuank�mmlinge in Amerika
Fu� fassen: "Habe jetzt auch ein festes M�del. Ich
muss nun auch englische Liebesbriefe schreiben. Nur,
liebe Schwester, dass Du keine Angst hast, sie ist
sehr streng katholisch." Aber auch von Misserfolgen
ist die Rede, von Armut, schlechten Ernten und Heimweh
nach den Lieben. So in einem Brief aus Kansas,
geschrieben im Sommer 1931: "Wir sind auch hier in
eine schlechte Zeit geraten. Die Farmers, die ihre
Farm nicht frei haben, gehn bankrott. Arbeiter k�nnen
fast keine Arbeit finden jetzt in der Erntezeit."
Der erste Weltkrieg belastete auch das Verh�ltnis
zwischen den deutschen Einwanderern und den
"alteingesessenen" US-B�rgern. "Es hei�t, die nicht
f�r uns sind, sind gegen uns", schreibt Joseph
Radermacher aus Illinois am 24.2.1920 in einem Brief
an seine Kusine in H�nningen. "�ffentlich durften wir
nichts sagen, sobald der Krieg gegen Deutschland
erkl�rt war. Die nicht still schweigen wollten, wurden
verhaftet, und m�ssen es mit 1 bis 20 Jahren bei
harter Arbeit b��en."
Noch mehr klagt er aber �ber die Prohibition. Schon
w�hrend des Krieges durfte kein Alkohol verkauft
werden; danach h�tten "die Wasser-Heiligen so gro�es
Geschrei erhoben, das Gesetz sollte bleiben", dass man
nun "noch nicht mal einen Essl�ffel Schnaps" kaufen
k�nne "ohne ein Rezept vom Doktor. Kurzum: Vor dem
Kriege hatten wir das beste Land auf Gottes Erde. Und
jetzt ist es gerade das Gegenteil." Ein Lichtblick sei
aber der neue Pfarrer aus M�nster in Westfalen - "ein
t�chtiger Kanzlei-Prediger. Das haben wir Nichtsnutzen
auch n�tig!"
Wir verlangen nicht mehr nach Deutschland.
Auswandererbriefe und Dokumente der Sammlung Joseph
Scheben. J�rgen Macha, Marlene Nikolay-Panter und
Wolfgang Herborn (Hrsg.). Peter Lang Europ�ischer
Verlag der Wissenschaften
Ansprechpartner:
Dr. Marlene Nikolay-Panter
Institut f�r Geschichtliche Landeskunde der
Universit�t Bonn
Telefon: 0228/73-7502
oder Dr. Wolfgang Herborn
Telefon: 0228/73-7484
Sch�ne Gr��e aus Bonn
Luz
PS: Ich kenne die Autoren nicht...
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