ich hab' da mal eine Frage:
Bei der Suche nach Ahnen findet man mitunter Ehepaare mit 5, 10 oder auch 15 Kindern.
Auffällig ist, dass bei den Eintragungen in KBs mitunter Namensvarianten - mindestens bei den
Vornamen - zu finden sind.
Spektakulär fand ich die Konstellation: Tod des letzen Kindes, Tod der Ehefrau, Wiederverheiratung
des Witwers, Geburt des nächsten Kindes - und das innerhalb von 10 Monaten.
Originelle Arabeske: 1. Frau und 2. Frau waren Cousinen.
JETZT beschäftigt mich in einem ganz anderen Ahnenzweig die *verschärfte* Variante: 1. und 2.Frau
sind Schwestern! Oder doch nur eine Variation der diversen Vornamen???
Wem ist sowas schon untergekommen? Tod im Kindbett war ja nicht selten, aber wie häufig ist
die Wiederverheiratung im Familienkreis???
dieser Umstand war nicht so selten, wie du glauben magst...
Bei meinen Forschungen im ostfriesischen Raum gab es diese Konstellationen
bis ins späte 19Jhdt. sehr häufig. Die Frau starb im Kindbett, es waren z.B.
sechs Kinder zu versorgen und die unverheiratete Schwester oder Cousine
sprang dann ein. Ich denke, dies war den Umständen gezollt und hatte wenig
etwas mit Liebe und Zuneigung zu tun. Oft wurden Heiraten auch von den
Familien arrangiert. Auch weitere Kinder waren oft der Altersvorsorge
bedingt. Vielleicht sollte man neben aller Liebe und Romantik auch diese
Seite mit in seine Betrachtungen einbeziehen.
Hallo,
das ist früher doch häufig vorgekommen, ja sogar nach dem letzten Krieg hat
der Mann oft nach dem Tod seiner Frau seine Schwägerin geheiratet. Meistens
ging es dann nicht um die zweite große Liebe. Nein, die kleinen Kinder
mußten versorgt werden, der Mann ging ja seiner Arbeit nach, Haushalt usw.
Es war auch eine Überlebensfrage! Es war nichts Anrüchiges dabei, dann die
sogenannte Trauerzeit nicht einzuhalten. Die neue Frau kam erst als
Haushälterin, und nach kurzer Zeit hat man sich dann zueinander schreiben
lassen.
In der heutigen Zeit, der berühmten Wohlstandszeit, sollten wir nicht die
Nase darüber rümpfen.
was sollte ein frisch Verwitweter mit einem S�ugling damals anfangen? Er
mu�te schnellstm�glich heiraten um das Kind (und die vielleicht schon
vorhandene gro�e Kinderschar) rasch zu versorgen. Was lag dann n�her als
eine unversorgte Schwester der Verstorbenen oder eine andere nahe Verwandte
zu w�hlen, deren Charakter man ja kannte? Steht nicht sogar schon irgendwo
in alten Testament, dass der Bruder die Witwe seines Bruders heiraten soll?
es ist nicht so selten wie man denkt. Ich erforsche meine Familien �ber mehrere L�nder. Hier in Deutschland ist es Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Bayern (insbesondere Oberfranken).
Je weiter man zur�ckblickt um so h�ufiger kommt es vor, dass der Mann innerhalb k�rzester Zeit wieder verheiratet ist und nicht selten ein enges Familienmitglied seiner verstorbenen Gattin.
Wenn ich die Gesetzestexte richtig gelesen habe, war soetwas allerdings nicht ganz "legal".
M�nner durften schneller wieder heiraten, w�hrend die Witwen eine gewisse Trauerzeit einzuhalten hatten.
man sollte sich auch davor schützen, die "Liebesehe" als schon immer
währende Norm zu betrachten.
Das war nicht immer so. Die "Liebesehe" und dann auch noch mit dem Dogma der
Ewigkeit belastet etablierte sich erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrh.
als Mehrheitsmodell.
Ehe war wesentlich ein Sozialbündnis insbesondere nach dem Tode eines
Partners der Erstehe. Und dieser Partner wurde gesucht und gefunden im vorh.
sozialen Umfeld.
Das war übrigens in allen sozialen Schichten so, wohl ausgenommen im
Hochadel, da spielte die Politik zu stark mit, was auch eine Zeitverzögerung
bedeutete.
na klar, der hatte ja auch eine Familie zu versorgen.
w�hrend die Witwen eine
gewisse Trauerzeit einzuhalten hatten.
Das war wohl weniger eine Frage gesetzlicher Vorgaben als vielmehr eine
der vorgeblichen "Schicklichkeit". In Wirklichkeit war es ein
Kontrollinstrument, mit dem mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit
feststellbar war (besser: sein sollte), wer der Vater des
n�chstgeborenen Kindes war.
Auch hier im Moor war es nicht anders. Aber auch die Frauen ehelichten
sehr schnell bzw. mu�ten sehr schnell einen neuen Ehemann finden, wer sollte
sie und die Kinder denn auch sonst ern�hren?
Hallo Werner,
aber das kommt doch des Öfteren vor. Was sollte ein Witwer mit 15 Kindern
denn alleine machen? Der musste sich so schnell wie möglich wieder
verheiraten. Das ging manchmal noch schneller als 10 Monate. Und das ging
dann innerhalb der Familie recht gut, da man sich kannte. So war dann ja
auch die Cousine oder Schwester der Ehefrau versorgt, die Kinder kannten
sie, usw. Im Stammbaum nennt man das dann wohl "Ahnenschwund", denn Du hast
ja dann ein Elternpaar weniger.
Gruß Margot
Margot (Dierenfeld)
www.wickel-genealogie.de
Von: famnord-bounces@genealogy.net [mailto:famnord-bounces@genealogy.net]
Im Auftrag von Werner Steinert
Gesendet: Dienstag, 9. November 2010 07:32
An: famnord@genealogy.net
Betreff: [FamNord] Austausch von Erfahrnungen
Liebe Listenleser,
ich hab' da mal eine Frage:
Bei der Suche nach Ahnen findet man mitunter Ehepaare mit 5, 10 oder auch
15
Kindern.
Auffällig ist, dass bei den Eintragungen in KBs mitunter Namensvarianten -
mindestens bei den
Vornamen - zu finden sind.
Spektakulär fand ich die Konstellation: Tod des letzen Kindes, Tod der
Ehefrau,
Wiederverheiratung
des Witwers, Geburt des nächsten Kindes - und das innerhalb von 10
Monaten.
Originelle Arabeske: 1. Frau und 2. Frau waren Cousinen.
JETZT beschäftigt mich in einem ganz anderen Ahnenzweig die *verschärfte*
Variante: 1. und 2.Frau
sind Schwestern! Oder doch nur eine Variation der diversen Vornamen???
Wem ist sowas schon untergekommen? Tod im Kindbett war ja nicht selten,
Hallo Uwe,
bei den Onkelehen ist es etwas anders. Eine Kriegerwitwe hat mit einem Mann
zusammen gelebt, auch mit ihm ein Kind oder mehr bekommen, ihn aber nicht
geheiratet. So hat sie ihre Kriegerwitwenrente weiterhin bekommen. Bei einer
Heirat wäre diese wieder weg gefallen.
bei den Lindemanns zu Kankelau gab es einen unglücklichen Mann (Hans (IV.) Nicolaus Lindemann (1798-1863)), der vier Mal verwitwete, Nr. 1 und 2 starben beide im Kindbett, Nr. 3 und 4 waren Schwestern. Von sämtlichen vier Ehefrauen hatte er insgesamt 13 Kinder. Als reicher Hufner war er wohl eine gute Partie und hatte keine Schwierigkeiten, immer wieder Bräute zu finden.
also Ahnenschwund wäre das im Falle der Verehelichung eines Witwers mit der Schwägerin oder mit der Base der vorangegangenen Ehefrau nicht.
Es müßte schon z.B. eine eigene Base des Witwers sein; denn dann hätten etwaige gemeinsame Kinder ein gemeinsames Urgroßelternpaar und damit lediglich drei statt vier Urgroßelternpaare und entsprechend insgesamt ein Viertel weniger Ahnen. (Dafür spielt es jedoch keinerlei Rolle, ob er zuvor bereits verwitwet war.)
Ob der Witwer verschiedene Ehefrauen hat, die nicht mit ihm selbst, sondern lediglich untereinander verwandt sind, wäre für einen Ahnenschwund irrelevant bzw. würde als solches nicht zu einem solchen führen.
das stimmt so nicht ganz, eine "Onkelehe" war eine im heutigen Sinne ehe�hnliche Lebensgemeinschaft. Die Frau war Kriegswitwe oder der Mann wurde als "vermisst" gef�hrt und wollte ihre Rente nicht "verheiraten". Wie der rechtliche Status dabei aussah wei� ich allerdings nicht mehr.
Aus dem Bekanntenkreis meiner Eltern kann ich mich dazu noch erinnern, da war sie Witwe mit 2 Kindern er war geb�rtig aus den Ostgebieten hatten dann zusammen aber auch noch ein Kind. Grund f�r diese "Onkelehen" war das es bei uns den Bergbau gab und die britischen Streitkr�fte eine "Fahrkolonne" betrieben, hier waren junge M�nner angestellt die f�r die Briten den Transport der Versorgung durchf�hrten. Durch die N�he des Fliegerhorstes Wunstorf und des Flughafens Langenhagen wurde die als "GSO" bezeichnete Truppe auch w�rend der Berlinblokade eingesetzt.
Bis vor wenigen Jahren gab es zu Pfingsten immer ein Traditionstreffen der "524" die auch auf dem sozialen Sektor stark am Wiederaufbau hier in Barsinghausen beteiligt waren.
Viele Gr��e nach Kanada aus Barsinghausen
Harald (Kemm)
Hallo Werner,
ich bin ein ehemaliges Listenmitglied, das sich nach 7 Jahren wieder einmal in die Liste eingetragen hat; mehr mit dem Gedanken vielleicht anderen helfen zu können,als selber noch "Restpunkte" erfolgreich auszufüllen.
Zu Deiner Frage: Ich habe in meiner Genealogie mehrfach den Fall, das Männer die Schwester ihrer verstorbenen Frau geehelicht haben. Letztmalig hat das mein Großvater väterlicherseits getan.Sicher war die Versorgung von zwei Kleinkindern ein Grund; auf der anderen Seite stellte er sicher auch für die Schwester seiner Frau samt Schwiegereltern eine gute Partie dar, denn er war Angestellter der Stadtverwaltung Barth. Da ein großer Teil meiner Ahnen aus Schweden stammt, habe ich auch dort dergleichen Praktiken mehrfach feststellen können. Einmal hat sogar die Frau den Bruder ihres verstorbenen Gatten geheiratet. Eine derartige "Übernahme" der Frau war allerdings eher selten.
Liebe Listenmitglieder,
hatte der verstorbene Mann einen Handwerksbetrieb war es auch
überlebensnotwendig für die Frau, dass dieser Betrieb weiter geführt werden
konnte. Da lag es nahe, dass der Bruder des verstorbenen Mannes (wenn er
den gleichen Beruf ausübte) die Frau heiratete, damit der Betrieb in der
"Familie" bleiben konnte..
Ich habe eine Vorfahrenlinie, die über mehrere Generationen Schuster waren
und da ist so ein Fall vorgekommen. Die jeweiligen Zünfte mischten sich auch
in die "Heiratspolitik" ein und "halfen" bei der Suche nach einem neuen
"geeigneten" Partner.
Liebe Grüße
Alexa (Röttger)
Liebe Listenmitglieder,
vor etwa 2 Jahren wurde mal ein Lesetipp in einer Liste gegeben, den ich
weitergeben möchte. Dem Schreiber/ in? bin ich heute noch dankbar, denn das
Buch ( auf über 800 Seiten) hat mir einen Blick auf die Lebensbedingungen
der Frauen und somit auch der Männer von 1500-1800 gegeben.
Titel:
Frauenleben. Eine europäische Geschichte 1500-1800,von Olwen Hufton (Autor)
Es gibt eine gebundene und eine Taschenbuchversion und es kann noch
antiquarisch erworben werden.