Anzahl der Elternteile?

FRAGE an die EXPERTEN und auch Mediziner:

Hallo Georg!
Man, du stellst Fragen! Du hast doch wohl nichts Unlauteres vor....!!!
Wir haben uns PAF 5 von familysearch.com runtergeladen. Da haben wir
wenigstens - bei den "normalen" Leuten den �berblick.
Ich k�nnte mir aber vorstellen, dass es so eingetragen werden kann, wie es
in der Abstammungsurkunde angegeben worden ist.
Bei K�nigen hatte man das auch oft, dass die Kinder oftmals gar nicht ihre
wirklichen Nachkommen waren.
Leider gibt es wohl auch heute noch Kuckucks-Kinder!
"Mach�dir nicht den Kopp!"
Hoffentlich bleiben wir vor solchen Dingen verschont!

Sch�ne Gr��e!
Rita Hartwig, ganz normale Mutter (ohne Leih-, Pflege- oder sonstige Mutter)

Hi Georg,

das Problem ist nicht so neu. Es taucht auch bei Adoptionen auf - hier
ist die leibliche Mutter bekannt, der leibliche Vater vielleicht, und
dann gibt es die Adoptiveltern. Bei sehr frueher Adoption tritt durchaus
der Fall ewin, dass dem Nachkommen die leiblichen Eltern ueberhaupt
nicht bekannt sind.

Das deutsche Recht sah (und sieht vielleicht immer noch) vor, dass die
leiblichen Eltern soweit moeglich aktenmaessig festgehalten werden - mit
der Gefahr einer spaeteren schweren sozialen Verunsicherung der
Nachkommen, wenn ploetzlich als sicher angesehene Bindungen zu den
Personen, die bisher als Eltern angesehen wurden, infrage gestellt
werden.

Bei einer Gueterabwaegung plaediere ich dafuer, zunaechst den
Betroffenen (Nachkommen) und seine Welt zu schuetzen.
Ordnungsvorstellungen Außenstehender (wie z.B. Behoerden, Genealogen
etc) sollten dahinter zurückstehen.

Aus Erfahrung in der Verwandtschaft (der erforderliche Ariernachweis im
3. Reich deckte eine Adoption auf und führte wegen der damit verbundenen
Stoerung eines der wichtigsten Vetrauensverhaeltnisse zu schweren
Konflikten zwischen Adoptiveltern und Nachkommen) wuerde ich
vorschlagen, dass die von den Betroffenen gesehenen Verhältnissen in
folgender Reihenfolge als Maß der Dinge angesehen werden:
1. Nachkommen - meist reicht das schon. Die wissen, wer die wichtigsten
Bezugspersonen sind. Und das muss für die Genealogie und auch die
Behörden ausreichen. (Menschen sind keine Zuchttiere. Die moderne
Wissenschaft deckt immer mehr bei den Primaten in der Reihe zu den
Menschenaffen und dem Menschen ansteigende Besonderheit auf, die nur zu
einem Teil im Genetischen liegt, vor allem aber im Sozialen. Deshalb vor
allem wird bei diesen Tieren und beim Menschen das Gehirn zu einem immer
leistungsfähigeren Organ und auch die Sprachentwicklung ist damit
verbunden. Die soziale Einbettung - im Sinne von K. Lorenz koennte man
den Begriff "Praegung" verwenden - eines Menschen erfolgt vor allem in
der Phase der "Aufzucht", die in der gleichen Reihenfolge auch immer
laenger dauert - bei den Menschenaffen einige Jahre, beim Menschen weit
ueber ein Jahrzehnt.)
Nur in komplizierteren Faellen koennen
2. die Sichtweisen der Adoptiveltern bzw. die Eltern, bei denen das wie
auch immer gezeugte und ausgetragene Kind lebt, beruecksichtigt werden.
Das Interesse aller weiterer Beteiligter ist wegen ihres vergleichsweise
geringen Beitrags an der weiteren Entwicklung des Kindes absolut
nachrangig.

Aus diesem Grund duerfte sich kaum die Frage stellen, ob das
Kekulé-System mehr als nur zwei Elternteile hergibt. Die "soziale
Vernetzung" der Person laesst i. allg. nicht mehr als ein Elternpaar zu
- wird das ploetzlich infrage gestellt, kann es zu einer starken
Stoerung des Grundvertrauens in soziale (und emotionale) Bindungen
kommen. Ein Nachteil, der durch den Vorteil einer Klaerung des
vermeintlichen "wahren Sachverhalts" nicht im geringsten kompensiert
wird.

Ich bin gespannt, wie Andere diesen nicht unwichtigen Punkt sehen.

Wolfgang Donner

Hallo Wolfgang,
Hallo Rita,

recht herzlichen Dank f�r die ausf�hrlichen Mails. Nun, ist es also richtig,
dass im Gegensatz zum
Ahnenschwund in solchen F�llen Ahnenzuwachs auftritt !
************.........................************............

Ich wollte dieses nur von der
biologischen- und so von der familienkundlichen- Seite
best�tigt bekommen.

Wer weiss wohl, was die Zukunft uns noch f�r �berraschungen stellt.

Nun, die Adoptionen sind m.E. v�llig etwas anderes, denn biologisch ist es
wohl eindeutig, dass in diesem Fall KEIN Ahnenzuwachs auftritt und das
Kekul� System somit nicht "gesprengt" wird.

Anmerkung: weitere Eingaben zur Frage "Anzahl der Elternteile" kamen nicht.

Herzliche Gr�sse aus Santiago de Chile
Georg Friederici

Hallo Georg.
urlaubsbedingt komme ich erst jetzt zum Schreiben.
Meiner Meinung nach mu� man beim Erstellen einer Ahnenliste/eines Stammbaums
usw. die "soziale" Abstammung wie Adoption, Leihmutter usw. au�er Acht
lassen ( Hinweise auf Adoption u.�. sind ja durchaus interessant f�r die
Lebensverh�ltnisse der erfa�ten Personen), da ja nur die biologische
Abstammung erfa�t wird. Und das sind nun mal die Ei- und Samenspender.
Eine andere Frage ist es, ob man im Fall einer Adoption tats�chlich eine
Ahnenliste der biologischen Vorfahren aufstellen sollte. Ich pers�nlich
w�rde mich ziemlich getroffen f�hlen, wenn ich meine Vorfahren erforscht
habe und sich hinterher herausstellt, da� es die Vorfahren meiner
Adoptiveltern sind. Deswegen denke ich, da� jeder Mensch ein Recht darauf
hat, zu wissen, wer seine biologischen Eltern sind. Das hei�t im Fall einer
Adoption ja noch lange nicht, da� die Adoptiveltern nicht trotzdem
gef�hlsm��ig die "richtigen "Eltern sein k�nnen.

Viele Gr��e
Anne Schwarm

Hallo Michael,
Danke f�r Dein Mail und Ausf�hrung, doch die Frage ist bisher noch nicht
beantwortet, sie lautet:
"""hat ein solches KIND biologisch dann DREI ELTERNTEILE ???"""
Vielleich k�nnte dieses ein Mediziner beantworten ?
Herzliche Gr�sse aus Santiago de Chile
Georg

Hallo Georg,
angenommen, die Leihmutter k�nnte in naher Zukunft komplett durch eine
Retorte ersetzt werden (Brave New World), w�re dann die Retorte der dritte
Elternteil? Die Leihmutter mag mit dem Kind Blutkontakt haben, aber die
Zellen, die das Genmaterial (also Erbgut) enthalten, stammen doch nicht von
ihr, sondern von Ei- und Samenspendern. Also nur zwei biologische Eltern.

Gru�
Anne (nicht Michael)

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

"""hat ein solches KIND biologisch dann DREI ELTERNTEILE ???"""

Hallo Georg,
jedem, der sich f�r Genealogie und Genetik interessiert, empfehle ich
die Homepage meines AMF-Vereinskollegen Arndt Richter:

"Although the primary interest for most genealogists engaged in family
research is historical, certain genetical aspects should also be considered.
Over the last decades, I published a series of articles concerning the genetic
aspects of genealogy. For this scientific orientated genealogy I suggest the
term GeneTalogy. Initially published in German, some of my articles recently
have been translated into English. Please visit the GeneTalogy Homepage.
Arndt Richter"

Gr��e aus der Nordheide,
Ingeburg (MFP 56)
wittholz-@t-online.de
http://home.genealogy.net/Wittholz.html

Hallo Anne,
Hallo Ingeburg
recht herzlichen Dank f�r die aufkl�renden Mails. Die Antwort hat mir
gefallen und ist wohl im Konzept brauchbarer als alles andere was ich sonst
so bekam.
Ich bin Ingenieur, habe viel Mathematik studiert, weniger Biologie und
garnichts von der Medizin.
Also doch nur zwei Elternteile ( ............ plus Blut vom Dritten. )
Andererseits:
Ist denn die Bezeichnung "Blutsverwand" f�r den 100%igen Normalfall nicht
richtig gew�hlt, m�sste es dann richtiger "Genverwandt" heissen.
Oft nehme ich es zu genau, doch ich denke, in der Genealogie und der
Genetik, muss man es schon sehr genau betrachten, trotz oft erkennbarer
Nachteile.
Nochmals Dank und
herzliche Gr�sse aus Santiago de Chile
Georg

Also doch nur zwei Elternteile ( ............ plus Blut vom Dritten. )

Hallo Georg,
ja, einen genetischen Vater und eine genetische Mutter, aber hier ein
Zitat der Bundeszentrale f�r politische Bildung:

..."Man wird sich daran zu gew�hnen haben, dass ein Kind au�er den
sozialen (d. h. aufziehenden, betreuenden, versorgenden) Eltern-Personen
eine andere m�nnliche Person zum "genetischen Vater" haben kann
(den Samenspender bei heterologer Insemination), eine weitere weibliche
Person zur "austragenden Mutter" (die Leihmutter), und noch eine weitere
weibliche Person zur "genetischen Mutter" (die Eispenderin bei heterologer
In-vitro-Fertilisation). Aus zwei Elternpersonen werden f�nf genealogisch
Beteiligte, die "assistierenden" Reprogenetiker nicht mit eingerechnet..."
http://www.bpb.de/popup_druckversion.html?guid=RDAY6L

Ist denn die Bezeichnung "Blutsverwand" f�r den 100%igen Normalfall nicht
richtig gew�hlt, m�sste es dann richtiger "Genverwandt" heissen.

Vielleicht wird es den Begriff bald geben, der Ausdruck "blutsverwandt"
stammt aus Zeiten, in denen man noch nichts von Genen wu�te und bedeutet
direkte Verwandtschaft; '(gleiches) Blut haben' steht sinnbildlich f�r enge
Verwandtschaft oder sonstige Zusammengeh�rigkeit.
(Q: Kluge, ethymologisches W�rterbuch der deutschen Sprache)

Gr��e aus der Nordheide,
Ingeburg
wittholz-@t-online.de