Da Sie die SWR-Badenradio-Meldung zum Betrugsprozess "Steinadler-Verlag"
zitieren, möchte ich als Reporterin des SWR kurz berichten, wie die Sache
amAmtsgericht Bretten ausging: wie das Hornberger Schießen: Freispruch auf
der ganzen Linie.
Angeklagt war der Juniorchef des Brettener Vertriebsunternehmens,
verantwortlich wäre aber nur der alleinige Gesellschafter und
Geschäftsführer, der nicht angeklagt war. Zudem hatte die
Staatsanwaltschaft zwei Strafanzeigenaus dem Mai/Juni letzten Jahres zur
Anklage gebracht, das Brettener Unternehmen hat jedoch überhaupt erst im
Juni angefangen, mit Steinadler zusammenzuarbeiten (zuvor wurde der
Vertrieb von Bocholt bzw. Mönchengladbach aus erledigt).
Nachdem unter diesen Umständen der Staatsanwalt selbst für Freispruch
plädieren musste, wurde die Frage, ob die Steinadler-Familienchroniken den
Tatbestand des Betrugs erfüllen, in der Verhandlung nicht weiter
diskutiert.
Das Vertriebssystem "Steinadler" wurde bei der Gelegenheit noch einmal
genauer beleuchtet: der Urheber der ganzen Geschichte, der vielzitierte
Herr von der Aa, hat seinen Sitz in den Niederlanden. Über Werbe- und
Marketingagenturen in Deutschland nimmt er Kontakt zu Unternehmen wie dem
in Bretten auf, das sich selbst als "Versandhaus zum Mieten" bezeichnet:
diese Dienstleister verschicken die vom Verlag angelieferten Bücher an die
Kunden und kümmern sich um Reklamationen; die Werbebriefe werden offenbar
wiederum von einer anderen Firma verschickt.
Eine rechtliche Prüfung findet - nach den Aussagen gestern im Prozess -
durchaus statt: der Vertriebsdienstleister in Bretten schaut sich die
Bücher zumindest darauf an, ob sie eventuell strafbare Inhalte haben
(Kinderpornos, Gewalt, Nazipropaganda...) - ein harmloses Genealogiebuch
errregt dabei kein Aufsehen. Die Agentur, die das Mailing erledigt, lässt
die Werbebriefe wohl auch anwaltlich auf mögliche strafbare Inhalte prüfen
(siehe oben) - auch dabei erregt ein Genealogiebuch keinen Anstoß.
Aus der Zeugenvernehmung stammt eine Information über den Umfang der
Steinadler-Geschäfte: von Juli 2002 bis heute hat das Brettener
Vertriebsunternehmen 15.000 Bestellungen für die Familienchronik vorliegen.
Soweit ich mich persönlich erinnere, hat das Brettener Unternehmen vor rund
12 Jahren auch das Halbert's Familien-Weltbuch vertrieben, das vielleicht
einigen von Ihnen auch noch ein Begriff ist.
mfg shut