Hallo Helmut
ich bin Jahrgang 1931 und somit noch in unserer alten Heimat zur Schule
gegangen. Damals benutzten wir ein Deutsches Lesebuch, an das ich mich
noch
heute sehr gut erinnern kann, z.B. an "Der Glockengiesser zu Breslau",
"Aus
dem Leben eines Jagdfliegers. Der Achte" und andere. Das Lesebuch f�r
(Nieder)schlesien war f�r die ersten Klassen gedacht.
Meines Wissens war der Verlag Hirth, Breslau.
Leider kann ich Dir bei dem Lesebuch nicht helfen, aber ist das vieleicht
aus dem Inhalt ?
Viele Gr��e aus Br�nen am Niederrhein
NIcole
Der Glockengu� zu Breslau
War einst ein Glockengie�er
Zu Breslau in der Stadt,
Ein ehrenwerter Meister,
Gewandt in Rat und Tat.
Er hatte schon gegossen
Viel Glocken, gelb und wei�,
F�r Kirchen und Kapellen
Zu Gottes Lob und Preis.
Und seine Glocken klangen
So voll, so hell, so rein:
Er go� auch Lieb und Glauben
Mit in die Form hinein.
Doch aller Glocken Krone,
Die er gegossen hat,
Das ist die S�nderglocke
Zu Breslau in der Stadt.
Im Magdalenenturme
Da h�ngt das Meisterst�ck,
Rief schon manch starres Herze
Zu seinem Gott zur�ck.
Wie hat der gute Meister
So treu das Werk bedacht!
Wie hat er seine H�nde
Ger�hrt bei Tag und Nacht!
Und als die Stunde kommen,
Da� alles fertig war,
Die Form ist eingemauert,
Die Speise gut und gar:
Da ruft er seinen Buben
Zur Feuerwacht herein:
Ich la� auf kurze Weile
Beim Kessel dich allein.
Will mich mit einem Trunke
Noch st�rken zu dem Gu�;
Das gibt der z�hen Speise
Erst einen vollen Flu�.
Doch h�te dich, und r�hre
Den Hahn mir nimmer an:
Sonst w�r es um dein Leben,
F�rwitziger, getan!
Der Bube steht am Kessel,
Schaut in die Glut hinein:
Das wogt und wallt und wirbelt,
Und will entfesselt sein.
Und zischt ihm in die Ohren,
Und zuckt ihm durch den Sinn,
Und zieht an allen Fingern
Ihn nach dem Hahne hin.
Er f�hlt ihn in den H�nden,
Er hat ihn umgedreht:
Da wird ihm angst und bange,
Er wei� nicht, was er t�t.
Und l�uft hinaus zum Meister,
Die Schuld ihm zu gestehn,
Will seine Knie umfassen
Und ihn um Gnade flehn.
Doch wie der nur vernommen
Des Knaben erstes Wort,
Da rei�t die kluge Rechte
Der j�he Zorn ihm fort.
Er st��t sein scharfes Messer
Dem Buben in die Brust,
Dann st�rzt er nach dem Kessel,
Sein selber nicht bewu�t.
Vielleicht, da� er noch retten,
Den Strom noch hemmen kann:
Doch sieh, der Gu� ist fertig,
Es fehlt kein Tropfen dran.
Da eilt er, abzur�umen,
Und sieht, und will's nicht sehn,
Ganz ohne Fleck und Makel
Die Glocke vor sich stehn.
Der Knabe liegt am Boden,
Er schaut sein Werk nicht mehr.
Ach, Meister, wilder Meister,
Du stie�est gar zu sehr!
Er stellt sich dem Gerichte,
Er klagt sich selber an:
Es tut den Richtern wehe
Wohl um den wackern Mann.
Doch kann ihn keiner retten,
Und Blut will wieder Blut:
Er h�rt sein Todesurtel
Mit ungebeugtem Mut.
Und als der Tag gekommen,
Da� man ihn f�hrt hinaus,
Da wird ihm angeboten
Der letzte Gnadenschmaus.
Ich dank euch, spricht der Meister,
Ihr Herren lieb und wert,
Doch eine andre Gnade,
Mein Herz von euch begehrt.
La�t mich nur einmal h�ren
Der neuen Glocke Klang!
Ich hab sie ja bereitet:
M�cht wissen, ob's gelang.
Die Bitte ward gew�hret,
Sie schien den Herrn gering,
Die Glocke ward gel�utet,
Als er zum Tode ging.
Der Meister h�rt sie klingen,
So voll, so hell, so rein:
Die Augen gehn ihm �ber,
Es mu� vor Freude sein.
Und seine Blicke leuchten,
Als w�ren sie verkl�rt:
Er hatt in ihrem Klange
Wohl mehr als Klang geh�rt.
Hat auch geneigt den Nacken
Zum Streich voll Zuversicht;
Und was der Tod versprochen,
Das bricht das Leben nicht.
Das ist der Glocken Krone,
Die er gegossen hat,
Die Magdalenenglocke
Zu Breslau in der Stadt.
Die ward zur S�nderglocke
Seit jenem Tag geweiht:
Wei� nicht, ob's anders worden
In dieser neuen Zeit.