. . .die bilaterale Mitteilung an wolfusa2000@netzero.net
kam als unzustellbar zurück, deshalb dieser Kommentar über die Liste.
Hallo Herr Wolfgang RT,
hoffentlich bekommen Sie diesen ganz sachlich gemeinten Kommentar nicht in
den falschen Hals, denn . . .
wir alle genießen wohl hin und wieder ein Pils. Es heißt bewusst so und
nicht Pilsener, weil es kein Bier aus Pilsen, sondern ein hierzulande
nach Pilsener Art gebrauter Gerstensaft ist. Früher gab es
Sommerhandschuhe (innen Leder, außen Garn), die allgemein als Karlsbader
Art bezeichnet werden mussten. Echte Karlsbader Handschuhe waren es nur,
wenn sie in diesem Bad gefertigt waren. Nur Strohhüte aus Panama dürfen aus
dem gleichen Grund Panamahut genannt werden. Einen herben Weißwein kann
man nur dann Grüner Veltliner nennen, wenn der Wein aus dieser Rebsorte
gemacht wurde. Man kann die Aufzählung fortsetzen mit Danziger Goldwasser,
Lübecker Marzipan, Leipziger Allerlei, Aachener Printen usw. usw. Darum kann
ein deutscher Mohnstreuselkuchen allenfalls mit nach Schlesischer Art
bezeichnet werden und die deutschen Klopse sind eben auch nur nach
Königsberger Art gefertigt, wenn sie nicht tatsächlich aus Königsberg
kommen. Im Interesse von Wahrheit und Klarheit gegenüber uns, den
Konsumenten, muss das so gehandhabt werden, sonst bleibt dem Schwindel Tür
und Tor geöffnet. Werden wir nicht schon oft genug (gerade bei
Lebensmitteln) von der Industrie getäuscht? Deshalb kann man gegen die
EU-Verordnung eigentlich nicht meckern.
Pardon, ich weiß momentan noch nicht ob ich bei meiner Antwort schmunzeln oder verärgert sein soll...
Mal angenommen, nur mal ganz weltfremd -wie einst- angenommen, dass ratzfatz jemand kommt und sagt, München und Nürnberg und Hamburg und Berlin und Lübeck und all die anderen seit Urzeiten zum deutschen Kulturraum gehörendem Gebiete sind vereinnahmt von einem Erobererland: Dürfen die ihrer Heimat beraubten Münchner kein Münchner Weißbier mehr brauen, die Nürnberger keinen Nürnberger Lebkuchen mehr, dürfen dann weltweit keine Hamburger mehr verkauft werden, wäre dann die Berliner Weiße wäre dann ebenso tabu (von der Currywurst wollen wir gar nicht erst sprechen), das Lübecker Parzipan gibt es nicht mehr, erst recht nicht den Pfälzer Saumagen und, und, und...
Paradoxerweise: Warum gibt es das original "Danziger Goldwasser" nur in Deutschland und nicht in Danzig wo es nur "Goldwasser" heißen darf?
Es mag möglich sein, Menschen zu vertreiben, ihrer Heimat zu berauben, sie ihrer Rechte vorn und hinten für verlustig zu erklären. Aber häufig haben diese Menschen etwas geschaffen, es bleibt ihnen etwas, selbst wenn sie nackt dastehen: Kultur, Eigenart, Produkte, vieles Andere mehr. Sie auch dessen zu berauben, hieße nicht nur ihre Identität auszulöschen sondern ihnen auch ihr kulturelles Erbe wegzunehmen. Denn wer die Rechte auf die Namen "Schlesischer Streuselkuchen" oder "Lübecker Marzipan" hat, kann diese Bezeichnungen auch sofort x-beliebig umbenennene, auch wenn dies z.B. chinesisch wäre.
Noch einmal PARDON, aber selbst wenn der/die Eine oder Andere von Euch das als weltfremden Beitrag ansehen sollte: Ich sehe es nicht so. ICH sehe es als ein Erbe um das es zu kämpfen gilt, ein Erbe um das Andere kämpfen um es uns wegzunehmen.
Viele Grüße aus dem Danziger Werder
Wolfgang (Naujocks)
ganz so ist es nat�rlich nicht, wie wir es hier bei Ihnen lesen k�nnen. Nebenbei bemerkt, ist ein Namensschutz f�r Produkte bestimmter regionaler Herkunft auch keine Erfindung der EU-B�rokratie sondern schon sehr lange �blich. Als Beispiel m�ge hier der ber�hmte Champagner genannt sein, der nur so genannt werden darf, wenn er aus der Champagne stammt. Schon zu Kaisers Zeiten musste das entsprechende deutsche Produkt daher Sekt genannt werden. Nur seltsam, dass diese Regel nicht f�r die englischsprachigen L�nder gilt: Selbst 'Burbelwasser' aus Kalifornien darf sich 'champagne' nennen.
Beim Schlesischen Mohnkuchen w�re eine gesch�tzte Herkunftsbezeichnung vielleicht noch verst�ndlich, denn f�r den deutschen Begriff Schlesien hat es schon immer auch eine (�hnliche) polnische Bezeichnung gegeben und nicht nur die fr�here (deutsche) Mehrheit im deutschen Schlesien z�hlte Mohngeb�ck ("Mohbabe") zu ihren Spezialit�ten sondern auch die kleine polnische Minderheit. Mohnkuchen war also schon immer keine ethnische sondern eine regionale Spezialit�t. Dies gilt �brigens (abgeschw�cht) auch f�r die gesamten fr�heren Ostgebiete.
Mit den K�nigsberger Klopsen und dem K�nigsberger Marzipan verh�lt es sich dagegen ganz anders. Zum einen gibt es das alte K�nigsberg, wo diese Speisen einst zu Hause waren, nicht mehr. Die Stadt hie� vor 1946 - auch in Russland - nie Kaliningrad, wie der offizielle Name heute lautet. Zum anderen sind beide Speisen bei den heutigen Bewohnern nicht volkst�mlich. Deshalb kann in diesen F�llen die EU auch die traditionellen Produktnamen deutschen Produzenten nicht verbieten. Es w�re d�mlich, auch nur den Versuch zu wagen.
�brigens, was die Antworten in die USA angeht, habe ich heute die gleichen Erfahrungen machen m�ssen - unzustellbar. Wir wollen hoffen, dass das nicht einem eingebauten pc-Filder geschuldet ist.