Alte Heimat

Ich bin zwar Jahrgang 50, aber ich wei�, da� es den Vertriebenen, die bis in den Westteil kamen, auch nicht allen gut ging. Es hie� sehr oft, " Wir haben nichts, geh hin wo Du hergekommen bist, bist doch selbst schuld". Und so hoch war f�r viele der Ausgleich auch nicht, der f�r viele erst um die sechsziger kam. Und ich wei� auch, da� nach der Wiedervereinigung, alle anderen auch Lastenausgleich beantragen konnten. Gr��e Margret.

Liebe Schlesier,

in unserer Diskussion, ein Listenmitglied nannte so etwas mal "das Salz in
der Suppe unserer Liste" sind wieder viele Meinungen aufeinandergeprallt.
Solange noch Vertriebene leben, sollte das auch so sein. Unsere Jugend hat
die Sicht der Sieger gelehrt bekommen und auch brav alles verinnerlicht.

Die im Westen erfuhren, dass alle Polen, die jetzt im deutschen Osten leben,
ja auch nur aus ihrer Heimat von Stalin vertrieben wurden. Schuld sind
ohnehin die Deutschen, da sie den Krieg ja angefangen haben.

Den Schulkindern im Osten lehrte man, dass der deutsche Osten ja
urslawisches Gebiet sei, in das der deutsche Adel im Zuge der Ostexpansion
gewaltsam vorgedrungen sei. Dass vor der Völkerwanderung dort Germanen
lebten, wurde nicht erwähnt.

Dabei sollten doch immer folgende Tatsachen in Erinnerung bleiben, die
politisch korrekten Landsleuten sicher nicht ins Rezeptbuch passen:

- Die Vertreibung wurde ohne politische, wirtschaftliche oder
sonstige Notwendigkeit angeordnet. Stalin schob auf seiner Landkarte gern
Grenzen von sich weg. Die russische Politik wollte immer haben, was sie am
wenigsten brauchten, nämlich Land (siehe auch Finnland, Japan). Das Traurige
nur, die zivilisierten westlichen Alliierten, haben das, was allen
Landkriegsordnungen, Chartas usw. widersprach, brav akzeptiert. Die
Vertreibung war auch die Ursache für die Hungerjahre 1946/47 in Deutschland,
der viele Menschen, auch Nichtvertriebene, zum Opfer fielen.

- 15 Millionen Menschen wurden vom dünnbesiedelten Osten in den
dichtbesiedelten Westen verfrachtet. Deutschland ist heute damit zu einem
der am dichtest besiedelten Länder der Erde geworden.

- Diesen deutschen Ostgebieten hat der Bevölkerungstausch sehr
geschadet, das kann man nach wie vor feststellen, ob man nun nach Schlesien,
Pommern, ins Sudetengebiet oder gar in den russischen Teil Ostpreußens
kommt. Wie viel Kulturgüter sind, ohne Kriegseinwirkungen vernichtet worden
oder vergammelten. Sitten, Gebräuche, Lebensgewohnheiten, Sagen, Märchen,
Lieder, Dialekte – kurz gesagt „Heimat“ kann man nicht vergessen. Das ganze
erlebte und immer wieder durchdachte Drama kostet mich, heute mehr denn
früher, manche schlaflose Nacht.

Ich kann jedenfalls diesen verbrecherischen Unfug, den die Vertreibung und
die Grenzverschiebung darstellt nicht einfach abhaken, wie es heute üblich
ist.

Unsere politisch korrekten Zeitgenossen fordern auch immer wieder, es muss
nun mal ein Ende haben, mit der Jammerei der Vertriebenen, manche sagen auch
Ewiggestrige zu uns. Dabei wird auf der anderen Seite ein „ständiger Kampf
gegen das Vergessen geführt“. Es vergeht kein Tag, an dem nicht dunkle
Punkte der deutschen Geschichte in den Medien ausgebreitet werden. Wenn das
Thema „Drittes Reich“ gerade mal nichts mehr hergibt, so geht man gleich 100
Jahre zurück und entschuldigt sich bei den Hereros.

Armes Deutschland!

Gruß Wolfgang Leistritz *1938 im Eulengebirge

Hallo Margret,

Vertriebene, der sowjetischen Besatzungszone (später DDR) gelandet waren,
konnten nach der Wende eine Einmalzahlung von DM 4.000 (viertausend)
beantragen. Diese symbolische Wiedergutmachung wurde auch dankbar anerkannt.

Ein Lastenausgleich zu beantragen, war nicht möglich!

Schade, dass in dieser Liste auch immer mit viel Halbwissen argumentiert
wird.

Nichts für ungut!

Grüße aus Leipzig

Wolfgang Leistritz * 1938 im Eulengebirge

Hallo Wolfgang,

auch wenn mein Gro�vater, geb. 1885 in Breslau von 1909 bis 1919 in
Deutschs�dwestafrika bei der Schutztruppe war, finde ich es doch nicht
richtig, wie mit den Hereros umgegangen worden ist (z.Inf.:meine pers�nliche
Umgangssprache!!!). Unsere wei�e "Zivilisation" hat in ihrer unertr�glichen
Arroganz ganze Volksst�mme ausgerottet um sich deren Heimat unter den Nagel
zu rei�en (zu missionieren!!)

aus Bayern gr��t

Renate Jahn

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

Hallo Wolfgang,

ich h�tte zwar andere Worte gew�hlt, einen vers�hnlicheren Ton
eingeschlagen,
aber im Grunde hast Du schon recht. Allerdings nicht mit "Armes
Deutschland!"
Im Gegenteil. Deutschland wird im Ausland mit einer gewissen Hass-Liebe
betrachtet.
Liebe: wie es immer wieder aus einer manchmal misserablen Lage einen Ausweg
findet.
Hass: einfach Eifersucht, manchmal sogar krankhaft.

In anderen L�ndern hat man das Problem der Vergangenheitsbew�ltigung, wie
die der Sklaven aus Afrika und der Ureinwohner, noch nicht so richtig im
Griff.
Wie �berall, kann so eine Situation von beiden Seiten mehr als �berzogen
werden.

Nebenbei bemerkt "Hereros": Der Vater unseres Trauzeugen war bei der
kaiserlichen Schutztruppe Offizier und hat dort mit die Kamelreiterei
eingef�hrt.

Also, Kopf hoch und nur den Mut nicht verlieren. Deutschland ist schon in
Ordnung ;-))

Herzliche Gr�sse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)

usw.

Geehrter Herr Leistritz,

Sie habe natürlich recht mit dem Aufzählen von all diesen Dingen.

Aber bei allem Verständis für Ihr Schicksal und das der vielen anderen
Vertriebenen, kann man doch nicht übersehen, daß Hass Gegenhass erzeugt!

Ich habe das Land meiner Vorfahren bisher 2 x besucht und schätzen
gelernt. Natürlich habe ich als in 2. Generation außerhalb Schlesiens
geborener (und nicht Vertriebener) nicht die gleichen Gefühle, wie die
dort geborene und vertriebne Genartion. - Das ist aber sicher der Grund,
warum ich mich immer wieder wundere, warum Deutsche und Polen sich nur
immer wieder ihre "Fehler um die Ohren" hauen. - Jede Seite vermeidet es
peinlichst, die eigenen Fehler auch nur ansatzweise mit in die
Diskussion einzubinden.

Ich jedenfalls habe mich diesen Sommer in Schlesien wahsinnig darüber
geärgert, daß die Generation vor mir es zugelassen hat, Politiker an die
Macht zu lassen, die auch dieses schöne Land Schlesien auf so grausame
Weise ins Verderben von 1945 geführt hat.

Und letzendlich: Wie sollen wir in Europa jemals zusammenwachsen, wenn
wir vorwiegend an die Vergangenheit nicht an die Zukunft denken. Das muß
ja nicht heißen, daß wir (Polen und Deutsche) Unrecht nicht Unrecht
nennen dürfen. -

Gruß Bernd Babisch

Hallo Lateiner,
wer kann mir weiterhelfen?
Im Kirchenbuch finde ich in einer Einleitung vor den bürgerlichen oder
adligen Namen folgende Hinzufügungen:

Tit.
Tit. Deb.
Titl. Pl.
Salv. Tit.

Grüße aus Leipzig
Wolfgang Leistritz