Ein modernes Heimatbuch
Karte des St. Wendeler Landes aus dem Jahre 1737 – Neuer Almanach enthält
außerdem Dorfgeschichten und anschauliche Experten-Analysen
Es ist ein modernes Heimatbuch und eine Art Bauernkalender des 21.
Jahrhunderts: der Verein für Heimatkunde Alsweiler bringt in diesem Jahr erstmals
einen Alsweiler Almanach heraus, der mehr als 30 verschiedene Beiträge von
verschiedenen Autoren enthält. Durch diese bunte Themenmischung und eine
anspruchsvolle optische Gestaltung, die der Graphiker Thomas Störmer besorgte, sollen
bewusst auch junge Leute zur Beschäftigung mit der Geschichte ihrer Heimat
angeregt werden. „Wir wollen zeigen, dass das nichts Altmodisches ist, sondern
die unerlässliche Grundlage für das Verständnis der Gegenwart,“ erklärte der
Vorstand des Vereins.
Die neue Publikation wird am Sonntag, dem 7. Oktober, um 17:00 Uhr bei einem
großen Historischen Abend im Pfarrheim Alsweiler vorgestellt. Sie enthält
als besondere Delikatesse zwei historische Luftbilder, die ein Flugpionier im
Jahre 1935 von Alsweiler aufgenommen hat. Außerdem wird erstmals im Kreis St.
Wendel die bisher in französischen Militärarchiven schlummernde Landkarte des
jungen französischen Militärgeographen Jean-Jacques Naudin veröffentlicht.
Sie wurde 1737 in Versailles angefertigt und zeigt eine auf genauer Vermessung
basierende kartographische Darstellung des St. Wendeler und des Schaumberger
Landes. Darin sind Alsweiler und alle anderen Dörfer mit großer
Detailgenauigkeit gezeichnet, sodass man sämtliche damaligen Häuser identifizieren kann.
Auch Wege, Wälder und Äcker sind anschaulich dargestellt, zudem erkennt man
Mühlen, Wegkreuze und sogar einen Galgen, an dem noch ein Männchen hängt. Der
Autor Peter Trapp erläutert die einmalige Darstellung aus der Sicht des
modernen Vermessungsingenieurs.
Verhaftung im Beichtstuhl
Zu den weiteren Themen des neuartigen Werkes gehören neben den neuesten
römischen Funden im Wareswald und der Geschichte der Elektrifizierung von
Alsweiler unter anderem die Verhaftung des Alsweiler Pastors aus dem Beichtstuhl im
Jahre 1876 sowie ein Mord in einem örtlichen Wirtshaus zwei Jahre später.
Zudem werden zwei aktuelle Entwicklungen registriert, die für Alsweiler eine
historische Zäsur darstellen. Aus Anlass der geplanten Schließung der Schule
blickt Robert Groß in pointierter Form zurück auf mehr als 200 Jahre
Schulgeschichte. Pastor Leo Hofmann äußert sich in einem Interview zu den Auswirkungen
der Bistumsreform, wonach Alsweiler als Pfarrei künftig mit Marpingen und
Urexweiler einen Verbund bilden soll.
Erstmals wird auch eine Rekonstruktion der vor 350 Jahren zerstörten Burg
auf dem Schaumberg aus der Feder von Edmund Groß veröffentlicht. Einen
Schwerpunkt bildet sodann das historische Speijersch Haus, das in der Ortsmitte
neben dem Hiwwelhaus steht und aus derselben Zeit stammt. Ist es eine Bruchbude
oder ein Kleinod? Mit dieser Fragestellung erläutern die Architekten und
Bauforscher Bernd Brill und Niko Leiß sowie der bekannte Historiker Johannes
Naumann allgemeinverständlich die erste Erkenntnisse über dieses Gebäude, das der
Verein für Heimatkunde derzeit erforscht. Dabei wird auch geschildert, welche
Abgaben die Vorfahren der Alsweiler Bürger vor 300 Jahren an das Kloster
Tholey und den Herzog von Lothringen zu entrichten hatten. Diese wurden
teilweise im Speijersch Haus gelagert.
Kalendernotizen aus Stall und Feld
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Zeit vor rund 100 Jahren, die mit
einem ausführlich erläuterten Einwohnerverzeichnis und einem zeitgeschichtlichen
Interview erfasst wird. Ferner werden den Lesern zwölf historische Dorfsagen,
gesammelt von Raimund Kirz, sowie eine Reihe von Anekdoten aus alten Zeiten
angeboten. Besonderen Reiz haben auch landwirtschaftliche Kalendernotizen aus
dem Kriegsjahr 1944, in denen der Einwohner Nikolaus Gottfried Hoffmann
festhielt, welche Arbeiten er im Stall und auf dem Feld verrichtete.
Die anspruchsvolle und äußerst anregende Gestaltung des Buches hat erstmals
der in Alsweiler lebende Graphiker Thomas Störmer übernommen, der auch die
neue historische Zeitschrift „saargeschichte/n“ betreut und Mitinhaber der
Grafischen Werkstatt in Heusweiler ist. „Ich will zeigen, dass unsere
Vergangenheit nichts Trockenes, Verstaubtes, in Archiven und Gräbern Ruhendes sein
muss, sondern etwas Quicklebendiges, Spannendes und Interessantes sein kann, das
zum Mitmachen, zumindest aber zum Mitlesen verführt“, sagt Störmer
Zu den mitwirkenden Autoren gehören auch Herbert Ames, Klaus Brill, Dr.
Richard Dewes, Dr. Klaus-Peter Henz, Werner Kirsch, Armin Neis, Agnes Theobald,
Peter Trapp, Wolfgang Trost und Dr. Peter Weber. Bürgermeister Werner Laub und
Ortsvorsteher Paul Schäfer heben in ihren Grußworten hervor, dass eine
anschauliche Darstellung der Geschichte auch nützliche Anregungen für heutige
politische Überlegungen zur Zukunft des Dorfes geben könne. Der aktuelle Rückgang
der Bevölkerung wird durch eine Graphik veranschaulicht, die die Entwicklung
der Einwohnerzahlen Alsweilers über die vergangenen fünf Jahrhunderte
darstellt.
Das Buch wird bei der Vorstellung im Pfarrheim zum Sonderpreis von 20,- Euro
verkauft, später kostet es 24,- Euro.
Es kann ab sofort bestellt werden und zwar bei Peter Ohlmann, Tel. 06853 -
3130 oder unter peterohlmann@online.de.