Albert BENKENDORF (Weißenfels) (Speziallager in der SBZ)

Hallo Frau Bloess,

Ihr Onkel ist mit einiger Wahrscheinlichkeit in einem
der sowj. Speziallager verstorben (oder wurde dort getötet)
oder aber er wurde in die UdSSR deportiert und verstarb dort.
Die Todes- bzw. Sterbrerate in den sog. Speziallagern lag bei
etwa 20 %, in den Deportationsgebieten der UdSSR (Zwangsarbeit)
noch um Einiges höher.
Nur ca. ein Drittel der Zwangsverschleppten überlebte!

Sie müßten die (z.T. online recherierbaren) Lagerbestands- bzw.
Belegungslisten der sowj. Speziallager überprüfen oder sich- alternativ-
an die russ. Archivverwaltung in Moskau wenden.
Hierfür sind jedoch genauere Angaben, z.B. über den vorherigen Aufenthalt
in einem der Speziallager, vonnöten.

weiterführend (und sehr gut recherchiert) :

und

sehen Sie auch hier:

siehe auch die Rezension zum Dok.film
Verschleppt ans Ende der Welt

(zum Lesen des Beitrages herunter scrollen)

http://www.horch-und-guck.info/hug/fileadmin/templates/pdf/HuG-11-S.55-56.pdf

Insgeamt handelt es sich um ein ganz schwieriges Thema.
Schwierig in jeglicher Hinsicht.
Zum einen erscheint der gesamte Komplex bis heute
wiss. nicht aufgearbeitet, sieht man von einzelnen,
i.d.R. tendenziellen Veröff., ab.

Bis heute werden, wenn überhaupt, voneinander sehr
abweichende Zahlenangaben gemacht.
Da zwei meiner Großonkel in sowj. KZ (heute beschönigend,
entsprechend der sowj. Bezeichnung, "Speziallager" genannt)
starben (1946 der eine in Buchenwald, 1947 der andere in Sachsen-
hausen) habe ich mich bereits vor fünfundwanzig Jahren mit dem Thema
ausführlich beschäftigt.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Veröff.
eines Augenzeugen (überlebender Insasse des Speziallagers Buchenwald)
i.J. 1995 von der Bundesprüfstelle indiziert wurde und
nicht mehr vertrieben werden darf.
Die Publ. kann ich dessen ungeachtet beschaffen und zur Verfügung stellen.
Äußerst aufschlußreich!

Da die sowj. Bürokratie ausgeprägter war als die deutsche ! wurde jeder
einzelne Fall akribischst erfaßt und dokumentiert.

An Ihrer Stelle würde ich mich an die entsprechenden Dokumentationsstellen
der einzelnen Lager wenden und die Lagerlisten überprüfen.
Empfehlenswert ist darüber hinaus, dass Sie sich an die Zentrale Russ. Archiv-
verwaltung in Moskau wenden.
Dort können Sie sogar ein nachträgliches Rehabilitierungsverfahren anstrengen.

Die heute genannten Zahlen hinsichtlich der Zivilverschleppten und Deportierten
sind sämtlich unsicher bzw. in der Tendenz falsch.

In der eigtl. SBZ wurden zwischen 500.000 bis 600.000 Menschen inhaftiert und
nach zeitweiligem Aufenthalt in einem der Speziallager i.d.R. in die UdSSR
deportiert. Ein Scheingerichtsverfahren eines Militärgerichts verurteilte die Betroffenen
fast stets zu 10- oder gar 25 Jahre Zwangsarbeit.
Die Vorwürfe waren so abstrus wie hanebüchen.
Widerstand gegen die swj. Militäradministration, Nichteinhaltung von Befehlen, Anordnungen,
Gesetzen, Proklamationen der SMAD, Verläumdung gegen den sowj. Staat, nationalsoz. Betätigung
usw. usf.
Aus den besetzten Ostgebieten wurden noch einmal ca. 500.000 deutsche Zivilisten in die
Sowjetunion deportiert.
Und darüber hinaus auch Deutsche aus auslandsdeutschen Siedlungsgebieten (z.B. Siebenbürger
Sachsen und Banater Schwaben in Rumänien; ebda. noch einmal ca. 300.000 Menschen!).
Aus genannten Gründen bezeichne ich diese Zeit auch als alliirte Militärdiktatur (wobei die
entspr. Verhältnisse zwar ähnlich gelagert waren, dennoch aber eine Sonderbetrachtung verdienen,
weil Deportationen ebda. nicht erfolgten; die Todesrate in den Lagern aber ähnlich hoch war!).

Ein Beispiel. Allein in Dreden (1945 noch ca. 300.000 Einwohner plus ca. 350.000 Flüchtlinge
hauptsächlich aus Böhmen und Schlesien) wurden bis Dez. 1945 etwa 60.000 Personen verhaftet.

Die sog. Speziallager dienten dabei meist nur als Zwischenlager für den Weitertransort in die
Sowjetunion,
Insofern sind auch die (z.B. im wikipedia- Eintrag) genannten Belegungszahlen nicht zu
verabsolutieren, dies auch unter Berücksichtung der Todesrate, die nachweislich höher lag
als in den bis Mai 1945 betriebenen dt. Konzentrationslagern.
Diese Tatsachen passen heute jedoch nicht in das zeitgeistig geprägte Zerrbild dieser Zeit
nach dem großen "Befreiungstag" 8. Mai.

Auch die vorgebliche Zahl von 5 % Frauenanteil der Deportierten und Zwangsverschleppten
entbehrt der Realität.
Der Deportation in die UdSSR unterlagen schätzungsweise 250.000 Frauen, aber mindestens
3 mal so viele Männer.

Freundliche Grüße, Thomas Engelhardt, Ilsede

Nachtrag:
Da ich wg. meiner nicht zeitgeistkonformen Beiträge zu zeitgeschichtl. Fragen in den Listen
stets angegriffen werden teile ich hiermit mit, dass ich auf derartige Kommentare von Leugnern,
Dummköpfen und Dumpfbacken keinesfalls reagieren werde.
Dessen ungeachtet ist mir klar, dass es sich um politisch sensible Themen handelt, die je nach
Weltanschauung oder polit. Einstellung sehr unterschiedlich bewertet und interpretiert werden.
Keineswegs erhebe ich deshalb Anspruch auf alleiniges Recht der Deutung, lasse jesdoch ebenfalls
nicht zu, dass sich unwissende Dritte Deutungshoheit anmaßen!

siehe auch die Rezension zum Dok.film
Verschleppt ans Ende der Welt

(zum Lesen des Beitrages herunter scrollen)

http://www.horch-und-guck.info/hug/fileadmin/templates/pdf/HuG-11-S.55-56.pdf