K�nigsberg: Gro�e Gegens�tze zwischen Reich und Arm
*NORDOSTPREUSSEN */In K�nigsberg - das seit seiner sowjetischen Besetzung 1945 zu Russland geh�rt und Kaliningrad genannt wird - gibt es gro�e Gegens�tze zwischen Reich und Arm./
In der einstigen ostpreu�ischen Hauptstadt mit rund 420.000 Einwohnern leben auf der einen Seite russische Million�re, die viel in Immobilien investieren, und auf der anderen besonders viele arme Rentner, die mit umgerechnet weniger als 100 Euro im Monat auskommen m�ssen, wobei ein Einzimmerquartier allein 60 Euro kostet. Zahlreiche �ltere wohnen deshalb mit Kindern und Eltern in zwei Zimmern zusammen, um �berhaupt existieren zu k�nnen. Dies berichtete der fr�here Generalsekret�r des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Br�dergemeinden), Eckhard Schaefer (Bremen), nach einer Reise durch Nordostpreu�en gegen�ber idea. Schaefer ist dort 1936 in der Hafenstadt Pillau geboren. Gegen die Armut versuche besonders die Diakonie der wenigen und kleinen Kirchen zu helfen, so beispielsweise, indem sie Stra�enkindern mittags ein kostenloses Essen erm�glichten. Als ein Beispiel f�r die Situation �lterer und behinderter Menschen nannte Schaefer eine betagte Frau, die seit 19 Jahren ihren gel�hmten Enkel pflege, der seit seiner Geburt nicht das Bett verlassen k�nne, weil es an einem Rollstuhl fehle. Beide wohnten in einem neun Quadratmeter gro�en Zimmer, das nur �ber eine hohe schmale Treppe zu erreichen sei.
*Moskau liegt 1.100 und Berlin nur 530 km entfernt *
Zur heutigen Situation - nach der fast 700 Jahre deutschen Stadtgeschichte - sagte Schaefer, die am Ende des Zweiten Weltkrieges v�llig zerst�rte Ostseemetropole sei inzwischen weithin wieder intakt. Man habe sie aber im Gegensatz zu den einstigen deutschen St�dten im jetzigen Polen wie Danzig, Breslau oder Stettin nicht wieder so sch�n aufgebaut, wie sie vorher ausgesehen habe. 1947 mussten auch die letzten Deutschen, die Krieg, Hungersnot und Verfolgung �berlebt hatten, Nordostpreu�en verlassen.
�ber die Stimmung unter den B�rgern in der von Litauen und Polen umgebenen Enklave meinte Schaefer, Russen h�tten ihm gesagt, sie f�hlten sich isoliert, liege doch Moskau 1.100 km entfernt und Berlin nur 530 km (Luftlinie). Sie w�rden auch lieber in die deutsche als in die russische Hauptstadt fahren. Das Interesse an der deutschen Sprache w�chst nach Angaben Schaefers. Von Deutschland aus gibt es Bahn-, Flug- und Schiffsverbindungen nach Nordostpreu�en. Schaefer ist mit der F�hre von Kiel nach Memel (heute zum EU-Land Litauen geh�rend) gefahren und von dort nach K�nigsberg. Nur f�r Russland ist ein Visum n�tig.
*Wieder bis zu 10.000 Deutsche in Nordostpreu�en*
Mittlerweile sollen sich in der Stadt wieder bis zu 10.000 Deutsche aus anderen Teilen Russlands oder Deutschlands angesiedelt haben. Viele geh�ren zu den 45 Gemeinden der lutherischen Kirche mit rund 3.000 Mitgliedern. Unter den Russen selbst nimmt - so Schaefer - die Zahl der Baptisten zu. Schaefer hatte sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 stark f�r den Bau eines Gemeindezentrums mitten in der Stadt eingesetzt, das 1998 eingeweiht wurde. 1965 hatten die sowjetischen Machthaber die damalige baptistische Kirche zerst�rt. Als "sowjetisches Mustergebiet" sollte die ganze Region Kaliningrad �ber keine Kirchen verf�gen. Zum neuen Gemeindezentrum geh�rt ein G�stehaus, das auch als Bibelschule genutzt wird. Gerade h�tten acht Sch�ler ihren Abschluss gemacht. F�r den neuen Kurs g�be es 22 Anmeldungen. Im Erdgeschoss des Gemeindezentrums unterh�lt die Gemeinde eine Therapieeinrichtung f�r Drogenabh�ngige.
*Eine evangelische Region wurde atheistisch *
K�nigsberg war zur deutschen Zeit eine "Hochburg der Baptisten". Die Stadt z�hlte bis 1945 sieben Gemeinden, von denen einige �ber 1.000 Mitglieder hatten und zahlreiche Tochtergemeinden gr�ndeten. Als Hauptgrund daf�r sieht Schaefer, dass es in jeder Gemeinde �blich gewesen sei, mindestens eine Evangelisation im Jahr durchzuf�hren. Heute gibt es in K�nigsberg zwei Gemeinden mit 380 Mitgliedern (wobei Baptisten nur nach einem Christusbekenntnis taufen, also nur Jugendliche und Erwachsene), in ganz Nordostpreu�en sind es 900 (1998 waren es 500, nach der sowjetischen Verfolgung 1950 noch 70). Insgesamt leben in Nordostpreu�en - das etwa so gro� ist wie Schleswig-Holstein - rund 950.000 B�rger. Die Zahl der Christen in dem einst fast ausschlie�lich evangelischen Gebiet liegt nach der 45 Jahre w�hrenden sowjetischen Verfolgungszeit und 20 Jahren relativer Demokratie bei etwa 26 %, die meisten sind russisch-orthodox.
*ideaSpektrum* Nr. 23 8. Juni 2011 www.idea.de