[AK-Mueller] Berufsbezeichnung Mühlmeister

Hallo und alle guten Wünsche noch für 2013!

Mit Interesse habe ich heute im “Archiv der Liste AK-Mueller” gelesen und will nun mal versuchen, eine Frage los zu werden.

Seit einiger Zeit suche ich nach meinen Vorfahren. Sie haben im wesentlichen im Großraum Eisenach gelebt. Etliche Müller (Beruf!) sind auch dabei.

In Eisenach taucht dabei der Name Duphorn (früher auch Tuphorn) mehrfach auf. Als Berufsbezeichnungen (der/die Pfarrer hatten wohl auch Probleme, die vielen Duphorns zu unterscheiden!) stehen in den Kirchenbüchern

Müller, Mahlmüller, Mahlmeister, Mühlmeister, Mühlzimmermann, Mühl- und Zimmermann, Zimmermeister, Zimmermann.

Die verschiedenen Bezeichnungen wurden im 18. Jh. geschrieben.

  • M. E. wurde mit Müller, Mahlmüller, Mahlmeister derjenige bezeichnet, der die Mühle bediente, also das Getreide verarbeitete.
  • Ein Zimmermann/Zimmermeister verarbeitete Holz, folglich baute er auch Mühlen.
  • War nun ein Mühlzimmermann, Mühl- und Zimmermann ein Zimmermann, der sich auf den Bau von Mühlen spezialisiert hatte und damit ein Mühlmeister ein Meister der Mühlen baute??? Liege ich richtig, dass diese Männer nichts mit dem Mahlen von Getreide zu tun hatten? Ich bin mir nicht sicher ob diese Vermutung stimmt. Bei zwei Personen wurden die Bezeichnungen Mühlzimmermann, Zimmermann als auch Mühlmeister in den verschiedenen Kirchenbucheinträgen verwendet.

Wer weiß etwas über die Berufsbezeichnung “Mühlmeister”???

Ich würde mich sehr über Antworten freuen.

Barbara Hoffmann aus Erfurt

Hallo Barbara,

fda ich den Bereichh BERGBAU bearbeite ist dort ein MÜHLMEISTER der Verantwortliche eines Pochwerkes (durch Wasserkraft angetriebene Stempel zerkleinern erzhaltiges Gestein). Die andere Bezeichnung ist „Pochsteiger“.

Mehr Info nach Anforderung.

Viele Grüße
Roland Börner, 63225 Langen, Steubenstr. 152, T (06103) 792 80
Schwerpunkt Ehrenfriedersdorf mit Schönfeld; Cämmerswalde, jeweils mit Umgebungen

mailto:roland.boerner@freenet.de

Schwere Fragen, Barbara!

Im Gegensatz zu heutigen Berufen war aus den Berufsbezeichnungen nicht zwingend die T�tigkeit abzuleiten. Ich will es mal kurz anrei�en:

Ein M�ller war in erster Linie der Handwerker in einer M�hle, klar, aber er musste nicht unbedingt Mahlm�ller (Getreideverarbeitung) sein. Er konnte auch Schneidem�ller (Holz s�gen), �lschl�ger (�lm�hle), Gr�tzmacher (Hirsestampfe) oder ein anderer Verarbeiter in einer der rund 150 M�hlenarten sein.

Der M�ller in einer Bockwindm�hle, die fast vollst�ndig aus Holz besteht, war meist auch Zimmermann. Damit konnte er viele Reparaturarbeiten selbst ausf�hren. Aber auch Wasserm�ller konnten gelernte Zimmerleute sein. Sie reparierten ihr Wasserrad, die K�mme der h�lzernen Zahnr�der, die B�tten der Mahlsteine und so weiter selbst.

M�ller, die auch gleichzeitig gelernte Zimmerleute waren und sich vollst�ndig auf den Bau und die Reparatur von M�hlen spezialisiert hatten, wurden h�ufig "M�hlen�rzte" genannt. Nicht zu unrecht, denn h�ufig waren die M�ller selbst bei komplizierten Reparaturen �berfordert.
Das ist nun wieder nicht anders als heute: Der eine baut sich seinen Gartenzaun selbst und ein anderer kann nicht mal einen Pinsel halten :slight_smile:

Auch bei den Berufsbezeichnungen war das nicht anders. Der M�ller arbeitete in der M�hle. Gab es keinen M�hlenknecht, musste er auch putzen und fegen. Ein erfahrener M�ller wurde meist als Vorarbeiter, als M�hlenbescheider (Altgeselle) der M�hle, eingesetzt.

Der M�hlenmeister war der Chef. War es eine gro�e M�hle, oblag ihm die gesamte Organisation und er kam nicht mehr dazu den eigentlichen Mahlvorgang zu �berwachen. Das machte dann der M�hlenbescheider. Es gab auch M�hlenmeister, die aus einem anderen Grund nicht mehr mahlten: Sie sprachen zu sehr dem fl�ssigen Korn zu.

Besa� ein M�hlenmeister mehr als eine M�hle (h�ufig eine Wind- und eine Wasserm�hle), musste ja in mindestens einer M�hle ein M�hlenbescheider sein, der alles organisiserte. Dagegen war in einer kleinen M�hle (zum Beispiel in besagter Bockwindm�hle) der M�hlenmeister meist allein: Von der Organisation �ber die Annahme des Korns und Auslieferung des Mehles, der �berwachung des Mahlvorganges bis hin zum Fegen und Sch�rfen der Mahlsteine wurde alles allein von ihm bew�ltigt.
Du siehst, aus der Bezeichnung allein kann nicht auf das Aufgabengebiet geschlossen werden.

Und was die Pfarrer in ihren Kirchenb�chern verewigten ist ein ganz anderes Kapitel. Dar�ber werde ich mich hier nicht auslassen...

Ach so, die Bezeichnung "Meister" war fr�her wie heute: Der Fachmann mit einer abgeschlossenen Ausbildung und der Meisterpr�fung seines Faches vor einer Kommission mit Eintrag in die Handwerksrolle und Urkunde. Damit war er berechtigt einen Handwerksbetrieb (M�hle) zu f�hren und andere auszubilden.
Hoffe, das ich dich nicht mehr verwirrt habe, als du es vorher warst.

Sch�ne Gr��e und
Gl�ck zu! (M�llergru�)

Bernd, der nicht M�ller gelernt hat, nie in einer M�hle arbeitete, aber M�hlengeschichten unheimlich spannend findet.
www.bernd-thiel.de

Guten Morgen,

nun nutze ich die Gelegenheit und Frage, wo sich Handwerksrollen der Müller des 17. Jahrhunderts befinden könnten. In Stadtarchiven oder Staatsarchiven? Hat schon jemand Einsicht in eine Handwerksrolle genommen und wie aussagekräftig ist sie?

Viel Grüße

Gabriele Sürig

… immer noch auf der Suche nach dem Müller und später Müllermeistermeister Sürig aus dem Großraum Hildesheim!