Schwere Fragen, Barbara!
Im Gegensatz zu heutigen Berufen war aus den Berufsbezeichnungen nicht zwingend die T�tigkeit abzuleiten. Ich will es mal kurz anrei�en:
Ein M�ller war in erster Linie der Handwerker in einer M�hle, klar, aber er musste nicht unbedingt Mahlm�ller (Getreideverarbeitung) sein. Er konnte auch Schneidem�ller (Holz s�gen), �lschl�ger (�lm�hle), Gr�tzmacher (Hirsestampfe) oder ein anderer Verarbeiter in einer der rund 150 M�hlenarten sein.
Der M�ller in einer Bockwindm�hle, die fast vollst�ndig aus Holz besteht, war meist auch Zimmermann. Damit konnte er viele Reparaturarbeiten selbst ausf�hren. Aber auch Wasserm�ller konnten gelernte Zimmerleute sein. Sie reparierten ihr Wasserrad, die K�mme der h�lzernen Zahnr�der, die B�tten der Mahlsteine und so weiter selbst.
M�ller, die auch gleichzeitig gelernte Zimmerleute waren und sich vollst�ndig auf den Bau und die Reparatur von M�hlen spezialisiert hatten, wurden h�ufig "M�hlen�rzte" genannt. Nicht zu unrecht, denn h�ufig waren die M�ller selbst bei komplizierten Reparaturen �berfordert.
Das ist nun wieder nicht anders als heute: Der eine baut sich seinen Gartenzaun selbst und ein anderer kann nicht mal einen Pinsel halten
Auch bei den Berufsbezeichnungen war das nicht anders. Der M�ller arbeitete in der M�hle. Gab es keinen M�hlenknecht, musste er auch putzen und fegen. Ein erfahrener M�ller wurde meist als Vorarbeiter, als M�hlenbescheider (Altgeselle) der M�hle, eingesetzt.
Der M�hlenmeister war der Chef. War es eine gro�e M�hle, oblag ihm die gesamte Organisation und er kam nicht mehr dazu den eigentlichen Mahlvorgang zu �berwachen. Das machte dann der M�hlenbescheider. Es gab auch M�hlenmeister, die aus einem anderen Grund nicht mehr mahlten: Sie sprachen zu sehr dem fl�ssigen Korn zu.
Besa� ein M�hlenmeister mehr als eine M�hle (h�ufig eine Wind- und eine Wasserm�hle), musste ja in mindestens einer M�hle ein M�hlenbescheider sein, der alles organisiserte. Dagegen war in einer kleinen M�hle (zum Beispiel in besagter Bockwindm�hle) der M�hlenmeister meist allein: Von der Organisation �ber die Annahme des Korns und Auslieferung des Mehles, der �berwachung des Mahlvorganges bis hin zum Fegen und Sch�rfen der Mahlsteine wurde alles allein von ihm bew�ltigt.
Du siehst, aus der Bezeichnung allein kann nicht auf das Aufgabengebiet geschlossen werden.
Und was die Pfarrer in ihren Kirchenb�chern verewigten ist ein ganz anderes Kapitel. Dar�ber werde ich mich hier nicht auslassen...
Ach so, die Bezeichnung "Meister" war fr�her wie heute: Der Fachmann mit einer abgeschlossenen Ausbildung und der Meisterpr�fung seines Faches vor einer Kommission mit Eintrag in die Handwerksrolle und Urkunde. Damit war er berechtigt einen Handwerksbetrieb (M�hle) zu f�hren und andere auszubilden.
Hoffe, das ich dich nicht mehr verwirrt habe, als du es vorher warst.
Sch�ne Gr��e und
Gl�ck zu! (M�llergru�)
Bernd, der nicht M�ller gelernt hat, nie in einer M�hle arbeitete, aber M�hlengeschichten unheimlich spannend findet.
www.bernd-thiel.de