Abkuerzung in Kirchenbuecher

From: "Christine Greenthaner" <cgreenthaner@gmail.com>
To: "Niederschlesien-L" <niederschlesien-l@genealogy.net>
Sent: Tuesday, April 30, 2013 2:58 AM
Subject: Re: [NSL] Abkuerzung in Kirchenbuecher

Christine Greethaner schrieb u. a.:

Wenn "Herr" als Titel angegeben wurde, bedeutete das IMMER, dass dieser
Mann irgendwie zu den Oberschichten der Gesellschaft gehoerte (auch wenn
nur jemand der vielleicht gebildet war und deshalb in einem Dorf agesehen
war)?

In Schlesien hatte ich es nie so in den KBs gemerkt. In Mecklenburg kommt
es immer wieder vor. Und im Moment arbeite ich mit Berliner KBs aus dem
18. Jh.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Liebe Christine,

doch, doch, auch in schlesischen KBs kam bei bestimmten Personen
die Sondertitulierung "Herr" vor. Nicht nur in Mecklenburger KBs.

In meinen "Begleitbemerkungen zur Ahnenforschung in Schlesien"
- hier zu meinem Vorfahren Thomas KRATOCHWIL aus Zyrowa -,
schrieb ich am 28.01.1999 wie folgt:

B. Soziologische R�ckschau

a) Der Herr Castner Thomas KRATOCHWIL, war Verwalter vom
   Schlo� Zyrowa (Kr. Gro� Strehlitz), dem Majoratsitz der
   Reichsgrafen v. Gaschin.

b) F�r die Kichenb�cher des 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts
   war es typisch, die Bezeichnung "Herr", nur auf den Personenkreis
  der sogenannten Oberschicht zu beschr�nken. Dazu geh�rten u.a.:

  - Angeh�rige des niederen und h�heren Adels.
  - Gutsbesitzer, Gutsp�chter, Gutsverwalter.
- Hohe Beamte und Angeh�rige von Berufen mit akademischer oder
    vergleichbarer Bildung.

c) Die Titulierung mit "Herr", hatte in diesen F�llen quasi die Bedeutung
   der Ehrerbietung gegen�ber dem h�heren Stand.
   Etwa mit Beginn der v. Stein - Hardenberg'schen Reformgesetze zur
   Bauernbefreiung, verschwand diese besondere Titulierung allm�hlich
   aus den Schlesischen Kirchenb�chern. (Ende der Abschrift).

Mit freundlichen Gr��en
Helmut Obst
______________________________________________________