Hallo Arthur,
vordergründig sind Herrn Knopp's Verdienste um die Vertriebenen sehr groß.
Einfach weil er, wie Sie richtig sagen, das Thema überhaupt aufgreift, obwohl
es sehr viele nicht mehr sehen und hören wollen. Aber genau daran trägt Knopp
eine große Schuld. Das klingt unverschämt und paradox, aber ich will es
versuchen zu erklären. Knopp ist geborener Breslauer, aber wie er selbst
bekennt, wurde es ihm immer dann furchtbar langweilig, wenn seine Eltern und
Verwandten, mit geröteten Augen anfingen von der Zeit der Flucht und
Vertreibung zu erzählen. Gut das kann man verstehen, denn er war bei der
Flucht 2 Jahre alt. Aber die Grundstimmung, die er in seinen Sendungen für
die deutsche Seite rüberbringt ist einfach unfair, weil er sie ständig
überzeichnet. Seine letzte 3-teilige Sendung mit anschliessender Diskussion
in Phönix hatte ich mir deswegen besonders kritisch angesehen und
aufgenommen. Bei dieser Sendung hatte er mit Koryphäen aus Russland, Polen
und Tschechien zusammengearbeitet. Z.B. mit dem Vizekanzler der Universität
Warschau, Herrn Borodziej, der gleichzeitig auch Mitglied der deutschen
Schulbuchkommission ist ! Ich weiss nicht ob Sie zufällig die für Frau Dr
Steinbach sehr peinliche Abschlussdiskussion gesehen haben, wo aus Borodziej
süffisant seine Überlegenheit heraustropfte. Da trat ein sehr ruhiger
russischer Offizier auf und sagte :" Was wollt ihr eigentlich, es war doch
Krieg und unsere Soldaten waren lange von ihren Frauen getrennt, an einem
Geschlechtsverkehr ist doch noch niemand gestorben."
Oder eine elegante ,ältere polnische Dame, die aus Lemberg nach Breslau
umgesiedelt worden war, sagte "weltmännisch, ruhig", : "Ich bin nicht gerne
aus Lemberg weggegangen, aber inzwischen gefällt es mir hier in Breslau sehr
gut."
Ein eleganter, typisch gewandt auftretender Pole aus Posen erzählt : "Wissen
sie, die Deutschen haben mich 1939 in 5 Minuten aus meiner Wohnung geworfen.
1945 wollte ich wieder einziehen, aber diese Deutschen waren noch drin. Nun
ich fragte, wie lange braucht ihr um die Wohnung zu räumen ? 3 Tage ?
Gut , ich komme in einer Woche wieder vorbei.
Diese interviewten Russen, Polen und Tschechen sprachen alle sehr ruhig und
überlegt, fast keine Gemütsregung, sie wirkten sehr glaubwürdig, kompetent
und über der Sache stehend.
Dann kamen die deutschen Zeitzeugen und es war eine beschämende Katastrophe.
Alle vom Typ "Muttchen", vor Rührung flennend, unendlich oft vergewaltigt,
nichts zu essen ausser Rüben und Wassersuppe.Das alles war so erbärmlich
stereotyp, als ob in den Ostdeutschen Gebieten nur unmündige Analphabeten
gelebt hätten, denen mit der Vertreibung Recht geschah.
Wenn ich das so sage, wird trotzdem kaum einer verstehen, warum ich mich denn
darüber so ärgere ? Ich ärgere mich deswegen, weil keiner, vielleicht Knopp
selbst nicht, den psychologischen Hintergrund wahrnimmt, der von den
"schlauen Beratern" ganz bewusst so eingesetzt wird, dass am Ende der Sendung
man sich fragen muss, so schlimm war das doch garnicht ?
Und nach all den ausgesuchten, dokumentarischen Filmaufnahmen sind doch die
bösen Deutschen zu Recht vertrieben worden.