Buchvorstellung
„Ich war ein Plenni“
Erinnerungen an russische Kriegsgefangenschaft 1944 - 1948
Es war mitten im Sommer 1944 im Mittelabschnitt der Ostfront, in der Nähe
der Stadt Witebsk. Leutnant Siegfried Kleemann hatte eine ganze Woche
Vorräte gesammelt, um seinen zwanzigsten Geburtstag mit den Kameraden seiner
Panzer-Einheit gebührend feiern zu können. Alle waren schon eingeladen. Aber
es kam anders. Gefangenschaft statt Geburtstagsfeier - wajennoplenni,
Kriegsgefangener, statt Geburtstagskind. Nach zehntägigem Marsch durch Hitze und
Staub ohne Essen und Trinken zunächst in ein Durchgangslager, dann nach
Moskau zum bekannten Kriegsgefangenenmarsch der Zehntausende, landete er
schließlich im Kriegsgefangenenlager Grjasowez, etwa 500 km nordöstlich von
Moskau. Hier verbrachte er die nächsten drei Jahre in Baracken und einem alten
Klostergebäude gemeinsam mit weiteren 3600 Schicksalsgefährten und
unzähligen Läusen, Flöhen und Ratten. Die Verlegung in das Lager in Sokol erschwerte
die Situation. Hier herrschte nackter, erbarmungsloser Egoismus, der jede
Gemeinsamkeit im Keim erstickte. Nach einem Jahr war der inzwischen 24
Jahre alte Plenni körperlich und seelisch so heruntergewirtschaftet, dass ihn
der Lagerarzt in das Lazarett des Kriegsgefangenenlagers von Tscherepowez
überwies. Einige Wochen später hieß es: „Sie sind entlassen.“
Der Autor und spätere Lehrer und Schulleiter in Türkismühle beschreibt auf
538 Seiten seine vier Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft ohne
Bitterkeit, ohne Ressentiments gegenüber den Russen, er beschreibt Leben und
Überleben informativ und in leicht verständlicher Sprache. Er beschreibt aber
auch seine Enttäuschung über die Irreführungen im Dritten Reich und seine
Niedergeschlagenheit nach dem Erwachen aus dem bösen Traum, der zum Trauma
geworden war.
Im 30seitigen Anhang präsentiert der Autor neben interessanten Dokumenten
aus der damaligen Zeit auch alle über die Gefangenschaft hinaus geretteten
Utensilien wie Kascha(Brei)-Becher, Holzschuhe, Wickelgamaschen oder aus
Holz geschnitzte Streichholzschachtel in Farbfotos. Die Originale können zum
Teil an diesem Abend besichtigt werden.
Das Buch von Siegfried Kleemann, das Herr Robert Groß aus Winterbach
vorstellen wird, wurde eigens für diese Ausgabe von ihm eingelesen, neu gesetzt,
mit 25 Fotos versehen und druckfertig gemacht.
Die Gemeinde Nohfelden lädt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger am
Freitag, 14. November 2014 um 19.00 Uhr in den Ratssaal Nohfelden herzlich
ein.
Das Buch „Ich war ein Plenni“ kann im Anschluss zum Preis von 10,- EUR
erworben werden und ist darüber hinaus erhältlich beim Kulturamt Nohfelden
und bei den Heimatfreunden Türkismühle.