01.02.2014 Altländer Tageblatt
Ein Leben lang hart gearbeitet. Eleonore Jahnke aus Stade (geboren in Friedberg, polnische Grenze) wurde 100 Jahre alt
Eleonore Jahnke hat sich schick gemacht für den Tageblatt-Fototermin. Die Frisur sitzt, den Lippenstift hat sie noch einmal nachgezogen. Jahnke, die im Seniorenheim Katharinenhof am Schwarzen Berg in Stade lebt, wurde am gestrigen Freitag 100 Jahre alt. Mit einem großen Empfang, bei dem auch Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber zugegen war, ehrte die Heimleitung eine Frau, die sich ihr Leben lang um ihre Mitmenschen verdient gemacht hat. (großes Foto).
Geboren wurde Jahnke am 31. Januar 1914 in Friedberg an der ponischen Grenze. Ihren Vater lernte sie nicht kennen; er starb als sie drei Jahre alt war. Die Mutter, in der Landwirtschaft tätig, heiratete später einen Lehrer. Nach dem Abitur und der Ausbildung zur Krankenschwester zog es Jahnke nach Stettin, wo sie auch ihren Mann Erich kennenlernte. Das Paar heiratete, Jahnke gebar einen Sohn.
Die Bombardierung ihrer Wohnung durch alliierte Truppen bereitete dem jungen Glück ein jähes Ende: „Ich habe alles verloren“, erzählt sie. Geld und Papiere waren futsch. „Ich war arm wie eine Kirchenmaus.“ Mit ihren Eltern und dem inzwischen dreihährigen Sohn flüchtete sie nach Niedersachen, ihr Mann wurde zur Wehrmacht eingezogen.
Später, nachdem Erich aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, zog das Paar in den Landkreis Stade. Bei einem Vorstellungstermin in einer Stader Klinik traf die Krankenschwester auf alte Bekannte, die hier eine neue Heimt gefunden hatten. „Ich habe zwei Freundinnen wiedergefunden“, sagt sie und strahlt, als wäre es erst gestern gewesen.
Zusammen mit ihren Freundinnen arbeitete Jahnke viele Jahre lang im Stader Krankenhaus. Außerdem betreute sie als ambulante Nachtschwester pflegebedürftige Menschen. In dieser Zeit bekam sie zwei weitere Söhne und eine Tochter. Ihr ältester Sohn ging zur Bundeswehr, der mittlere arbeitete bei einer Sparkasse, und der dritte wurde Polizeibeamter. Die Tochter wurde, nach dem Vobild der Mutter, Hebamme. „Ich habe immer hart gearbeitet. Mir ist es wichtig, Menschen zu helfen – egal, ob sie arm sind oder reich“, beschreibt die 100-jährige ihre Motivation.
Sie hielt sich stets mit Bewegung fit, besonders gerne beim Schwimmen. Vor 14 Jahren zog Jahnke mit ihrem Mann in den Katharinenhof. Hier wurde er 103 Jahre alt. Als langjähriges Mitglied des Heimbeirates, deren Vorsitzende sie zeitweise war, hat sie sich um das Seniorenheim verdient gemacht. Sie sorgte dafür, dass Strandkörbe in der Anlage aufgestellt wurden und eine Ballettgruppe im Park auftrat. Besonders stolz ist sie aber, die Installation einer induktiven Höranlage initiiert zu haben, mit der akustische Signale drahtlos in die Hörgeräte der Bewohner transportiert werden. Doch mit dem Engagement ist jetzt Schluss: „Ich setzte mich zur Ruhe“, verkündet die patente Dame.
Ihren 100. Geburtstag feierte sie mit einem Empfang, zu dem sie Dutzende alte Bekannte telefonsich engeladen hatte. Was gar nicht so einfach war, denn „von einigen hatte ich nur veraltete Telefonnummern“. „Ich habe viel zu tun gehabt“, sagt Jahnke. Doch den Stress lächelt sie einfach weg: „Das mach ich immer.“