Ich schau mir gerade die Schussenrieder Höfe an und das was in Bergatreute zu Lehen vergeben wurde.
Dabei fällt mir aber bei der Durchsicht des Schussenrieders Compendium Universale (1728) auf, dass dort ebenfalls richtig kleine Höfe zu vergeben wurden (z.B. 1 15/16 Jauchert oder 3 1/8 Jauchart für S.Lydwinn ohne weiteren Vermerk über ‚Handwerk‘). Ich dachte immer, dass sich die kleineren Einheiten (Söldenbauern) erst später gebildet hätten.
1 Rossbau = 25-30 Morgen oder?
Und ein Morgen ist soviel wie ein Jauchert?
1 Mannsmadt war ein 1/10 Jauchert?
(und 1 Jauchert ca 36 Ar oder 3.600 qm)
Zu bezahlen waren Hausszünss und Dienstgeld und für das Krauthlandt.
Und manchmal auch was für die „Anlaag“ – was soll das sein?
(Bei der Schmiede wurde für diese extra bezahlt – z.B. 4fl – und bei einem normalen Hof war die „Anlaag“ z.B. S.Albina von den Angele: 2fl 35kr 5hlr)
leider habe ich bislang lediglich nur Vergleichsma�e f�r w�rttembergische Werte gefunden, demnach:
1 Jauchert entspricht 3309 qm
1 Morgen entspricht 3152 qm
Mannsmahd, manchmal auch Tagwerk kann man meines Wissens nach ungef�hr mit einem Jauchert gleichsetzen.
In meiner Forschung gibt es 1639 bis 1680 einen Altvatter als M�ller, der in Rottum au�er der relativ wertvollen M�hle auf den Namen seiner Frau drei bis dahin vernachl�ssigte (�de) S�lden erhalten hatte. Diese waren jeweils ca. 1/10 im Wertanschlag, gemessen an der M�hle. Zumindest von einer dieser S�lden wei� ich, dass diese sp�ter an einen B�cker aus Bregenz, also einem Handwerker, vergeben wurde. Dieser B�cker hatte auch noch Schank- und Branntweinrecht.
Das sieht beinahe wie „Family Business“ aus, war es aber der Aktenlage nach nicht.
Bei einem Mühle macht es ja Sinn, dass der Müller nur noch ein paar Felder hat, um sich selbst zu verpflegen. Beim Michelwinnadener Müller (Michael Lorinser) sieht man das ja auch: 9 Jauchert hat er. Christian Angele als Bauer hatte 41 Jauchert. Der Johannes Leins (Franks Vorfahren!) hatte 36 Jauchert. Die beiden Höfe in Lenatweiler jeweils 50 (das sieht man auch heute noch). Bei meinen Gerays waren es um die 58 und ein kleines Gütchen von 5 5/16 Jauchart noch dazu. Dieses kleinere S.Christina wurde später an jemand anderen vergeben. Bedeutet, dass dieser neue ‚Pächter‘ wohl einen anderen Hauptverdienst als die Landwirtschaft hatte.
Und wenn ich weiter in der Liste schaue, dann finde ich noch ein paar mit 2 Jauchert und kein erkenntliches Zubrot wie Mühle, Schmid. Ok, das war vielleicht auch nicht immer ersichtlich. Beispiel: Entweder auf S.Olivia (10) oder S.Dorothea (17) war ein Schneider drauf – ab 1693 wurde es zusammengeworfen. Man muss das Zubrot ja auch nicht immer in den ‚Zünss‘ sehen.
Welche Flächen brauchte man denn so – als ‚Vollblut‘-Bauer? Jemand eine Ahnung?
Wann war denn der Begriff des ‚Söldner‘ eingeführt?
Ok, ich beantworte es mir selbst – zumindest für Ostschwaben:
im Buch „Ir aigen libertet“: Waldburg, Habsburg und der b�uerliche Widerstand an der oberen Donau, 1590-1790 von Martin Z�rn gibt es im Anhang eine sch�ne Aufstellung �ber den (rechnerischen) Kalorienverbrauch einer b�uerlichen Familie und im Vergleich dazu die zu erwirtschaftenden Kalorien auf einem kleinerem Hof. Im Beispiel war da glaube ich eine Reichenauer Hube mit 15 Jauchert genannt (Unlingen).
Wir k�nnen Reinhold Schmid bitten das Buch zum n�chsten Treffen mitzubringen, dann k�nnen wir mal schauen. Bei Ihm ist mein Exemplar momentan als Dauerleihgabe.
Zusammengefasst war zu sagen
ohne die Schweine mit der Eichelmast aus dem Wald und Kleingetier ern�hrt von K�chenabf�llen ging es nicht
das Bestreben war Kinder so fr�h wie m�glich irgendwohin in „Dienst“ zu schicken, ein Esser weniger
bei einem durchschnittlichen Jahr hat das f�r eine im Schnitt 6-7 k�pfige Familie gerade so gereicht. Schief gehen durfte nichts dabei.
oft musste auch abgewogen werden was mehr bevorratet wird, Holz oder Essen, Frieren oder Hungern. Waren schon harte Zeiten.
Was die ganzen kleinen H�usler und S�ldner gemacht haben ist mir nicht klar. Im Beispiel Unlingen als recht gro�er Ort gab es da einige. Das Handwerk alleine wird da auch nicht ausgereicht haben.
Ich denke es kamen auch keine kleinen H�fe zustande bis zur S�kularisation und Eigentums�bergang an die Bauern. Aber irgendwo mussten die Leute welche halt keinen Hof hatten auch leben. Deshalb gab es ja die riesigen Auswandererwellen. Es gab in den Orten welche ich kenne immer das Armen- oder Hirtenhaus. Da lebten oft mehrere Familien. Und es gab doch einige an vagabundierenden Menschen welche teilweise „weitergereicht“ wurden damit jeder Ort nur eine Weile die Last zu tragen hatte.
Interessant ist da auch der Ort Moosburg welcher ja erst 1792 nach der Seef�llung (Federsee) gegr�ndet wurde. Das waren ja lauter Zuz�gler die es mit den durchaus nicht luxuri�sen B�den aufgenommen haben. War dann f�r viele vermutlich eine gute Gelegenheit doch etwas eigenes zu erwerben. Zum Gr�ndungszeitpunkt waren das noch Lehen des Stifts Buchau.
Mhhh. Mir fällt gerade auf, dass ich die Daten von 40 Lehen in Michelwinnaden habe. (Ich dachte immer, es wären nur 14 Höfe …. Aber vielleicht waren es 14 Bauerngüter). Das dürften alle sein, weil die Seiten des Compendiums Universale bis auf eine durchgängig sind.
Ich kann ja mal auflisten, wieviele davon ‚Klein‘ sind. Mal kucken, wie ich Zeit dazu finde.
Übrigens war das Gut in Bergatreute auch nur ½ Rossbau groß – also so um die 15 Jauchert. Daraufhin bin ich stutzig geworden, weil man doch keine Maßeinheit macht, bei der man mit ½ sprechen muss statt „1“ oder „2“ klingt plausibel.
Außerdem hat der Giray, als er diese 10 Jahre ältere Nachbarin geheiratet hat noch den anderen ½ Jauchert von der Halbschwester seiner Zukünftigen dazubekommen. Das klang für mich so, wie wenn die andere etwas ältere Schwester bei ihrer Heirat einen Teil abbekommen hatte und dann wieder ‚zurückgab‘, damit es ein ordentlicher Hof war.